Mit Fertigstellung der Osthaltung des Mittellandkanals und der dazu gehörenden Stadtstrecke Haldensleben ist ein großer Fortschritt für eine leistungsstarke Verbindung von den westeuropäischen zu den Berlin-Brandenburgischen Wasserstraßen geleistet worden. Nun wurde Einweihung gefeiert
Auf der 80km langen Osthaltung des MLK, zu der 20km zu Niedersachsen und 60km zu Sachsen-Anhalt gehören, sei nicht nur der Kanal selbst für das Großmotorschiff von 110m Länge, 11,40m Breite und 2,80m Tiefgang sowie für Schubverbände bis 185m Länge geweitet und ertüchtigt worden, erklärte der Leiters der Abteilung Wasserstraßen der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt (GdWS), Heinz-Josef Joeries. »Auch 58 Brücken, davon 43 Neubauten, seien an die Erfordernisse der Großschifffahrt angepasst worden.
Zur Einweihung der Stadtstrecke begrüßte Harald Grote, Leiter des Wasserstraßen-Neubauamtes Helmsted (WNA), 120 Gäste am 30. August am Haldenslebener Südhafen. Grote verwies darauf, dass sein WNA 1991 gegründet wurde, um die Oststrecke des Mittellandkanals von Sülfeld bis Magdeburg als Teil des VDE-Projektes 17 für das Großmotorschiff von 110 x 11,40 x 2,80m und Großschubverbände bis 185m Länge auszubauen. »Mit der heutigen Einweihung haben die Belegschaften der dem WNA untergeordneten Ämter und Bauunternehmen ihren Auftrag erfolgreich erfüllt«, so Joeris. Ob beim Brückenbau oder dem Bau zweier Düker sei die durchgängige Schifffahrt auf der gesamten Baustrecke der Osthaltung des Mittellandkanals (MLK) und damit auch in der Stadtstrecke Haldensleben immer gewährleistet gewesen.
Joeris erklärte, dass gleichzeitig auf den Denkmalschutz Rücksicht genommen worden sei, auch die Archäologen hätten Zeit genug gehabt, aus den früheren Besiedlungen am heutigen Südhafen und des Beber-Dükers weiter östlich wertvolle historische Funde zu bergen und der Nachwelt zu erhalten. Besonders bedankte sich Joeries auch beim Wasserstraßen-Neubauamt (WNA) Magdeburg für den Bau der Elbeüberführung, der neuen Schleusen Rothensee und Hohenwarthe sowie der Niedrigwasserschleuse für den Magdeburger Hafen.
Sachsen-Anhalts Verkehrsstaatssekretär, Sebastian Putz, hob hervor, dass mit dem Ausbau der Osthaltung des MLK, die Häfen in und bei Haldensleben sowie die Magdeburger Häfen jeweils Umschläge zwischen drei und vier Millionen Tonnen jährlich erreichen, wobei der Umschlag und Transport von höherwertigen Gütern als Massengüter, wie Container, Schwerlasten und Projektladungen, besondere Leistungssteigerungen erfahren.
Leistungssprung durch Ausbau
Auf der Osthaltung des MLK würden etwa die Hälfte aller Binnenschiffstransporte auf den Binnenwasserstraßen seines Bundeslandes transportiert. Damit werde eine neue Qualität des Verkehrsträgers Binnenschifffahrt erreicht. Putz nannte ein Beispiel: »Ein Schubverband von 185m Länge und mit 3.500t Ladevermögen würde auf der parallel laufenden Autobahn A2 eine Lkw-Länge von 8km ersetzen, wenn denn solche Transportmöglichkeiten auch genutzt werden.« Seine Landesregierung sehe die Wasserstraßen als Bestandteil einer von ihr initiierten Mobilitätskette an, weshalb man es auch für erforderlich halte, das Gesamtkonzept Elbe zügig anzugehen und zu überlegen, wie die Elbe besser schiffbar gemacht werden könne.
Schifffahrt schafft Abeitsplätze
Hans Walker, Landrat des Bördekreises, zu dem auch Haldensleben gehört, ist der Ansicht, dass die Binnenschifffahrt, gestärkt durch eine gut funktionierende Wasserstraße, dazu beigetragen hat, dass sich seit dem Beginn des Ausbaus der Osthaltung des Mittellandkanals viele Unternehmen in den Hafengebieten angesiedelt haben, durch die etwa 5.000 neue Arbeitsplätze geschaffen worden sind. »Der Landkreis Börde ist der Landkreis mit der niedrigsten Arbeitslosigkeit unseres Bundeslandes Sachsen-Anhalt mit einer derzeitigen Arbeitslosenquote von 5,5%.« Trimodale Häfen seien Ansiedlungsfavoriten. Der neue ausgebaute Kanal bringe dem wirtschaftlichen Umfeld seines Landkreises viel Nutzen.
Auch Haldenslebens stellvertretende Bürgermeisterin Sabine Wendler pflichtete ihrem Landrat bei: »Der Mittellandkanal hat sich zu einer echten Lebensader entwickelt. Auf dem Gebiet der vier Häfen der Umschlags- und Handelsgesellschaft Haldensleben (UHH) wächst die Zahl der Ansiedler. Die Umschlagsleistungen sind ständig im Steigen begriffen. Binnenschifffahrt schafft unbewusst Arbeitsplätze.« Die Börde-Container-Feeder-Linie (BCF) habe ihre Leistungen von 12.000TEU am Anfang auf jetzt 45.000TEU jährlich gesteigert und es zeichne sich auch für dieses Jahr eine Steigerung von etwa 10% ab.
»Haldensleben ist seit 80 Jahren Hafenstadt, aber eine so steigende Wirtschaft hat sich erst entwickeln können, wie diese Wasserstraßen an Leistungsfähigkeit zugenommen hat«, so Wendler.
Archäologische Funde im Hafen
Susanne Friedrich, Abteilungsleiterin im Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalts, bedankte sich bei WNA und WSA dafür, dass ihrem Amt Zeit genug gegeben worden sei, im Bereich Südhafen und am Beberdüker, auf rund 50ha Ausgrabungen aus einer Besiedlungszeit von 5.004 vor Christus bis in die Neuzeit vornehmen zu können. Erstaunliche Funde über die Entwicklung der Steinzeitmenschen in die Bronze- und weiter in die Eisenzeit habe es gegeben. Die Ausgrabungen förderten rund 12.000 archäologisch wichtige Funde zu Tage. Die Menschen vor siebentausend Jahren gehörten zu den nördlichsten der sogenannten Linienbandkeramik und seien aus dem vorderen Orient über das Mittelmeer und Südfrankreich nach Mitteldeutschland eingewandert und hier sesshaft geworden. Ein für alle Teilnehmer ausgelegter Flyer mit den wichtigsten Funden belegte Friedrichs Ausführungen eindrücklich.
UHH mit vier trimodalen Häfen
UHH-Geschäftsführer Eckhard Kurfeld, vom Hafen Wismar gekommen und seit zwei Jahren im Amt, zeigte sich sehr beeindruckt, welche Dynamik die Binnenhäfen im sogenannten Seehafen-Hinterlandbereich so auf die Beine bringen. Alle seine vier Häfen, ob Bülstringen, Stadthafen, Containerhafen oder Südhafen sind trimodal ausgelegt und mit modernsten Umschlaganlagen ausgestattet. »Hier ist etwas Großartiges geschaffen worden, das wir weiter ausbauen wollen, wofür wir Ihnen anschließend ein treffendes Beispiel liefern wollen«, so Kurfeld.
Bunte besteht Herausforderung
Helmut Renze, Geschäftsführer der Johann Bunte Bauunternehmung, sagte: »Neben den beiden Dükern und der Kanalüberführung bei Elbeu, stellte für uns die Stadtstrecke Haldensleben die größte Herausforderung dar, denn beide Ufer befanden sich ja in bewohntem Gebiet. Und die durchgehende Schifffahrt sollte ja während der gesamten Bauzeit gewährleistet bleiben.«
Renz belegte, dass rund 500.000m³ Erde bei der Kanalverbreiterung und -vertiefung bewegt werden mussten. Da sich die Stadtstrecke über Niveau befinde, mussten rund 100.000m³ Tondichtung eingebracht werden. Trotzdem wurden alle Arbeiten kosten- und terminrecht beendet.
Christian Knoll