Monatlich veranstaltet der Sächsische Hafen- und Verkehrsverein (SHV) ein Wirtschaftstreffen. Das 243. fand am italienischen Dörfchen auf dem Theaterkahn »Marion« statt, auf dem die »Dresdner Brettl« auftreten
Anlass war das 30-jährige Jubiläum des Theaters »Dresdner Brettl«, das im August mit einer Festwoche auf dem Theaterkahn »Marion« bereits vollzogen wurde. Die »Theaterkahn Stiftung zur Förderung der Dresdner Brettl« ist das 151. Mitglied des SVH von derzeit 250.
Der Vorsitzende des SHV, Detlef Bütow, begrüßte in der Schiffsbar »Ida« den Brettl-Intendanten Holger Böhme und den Geschäftsführer der Kahnaletto-GmbH, Michael Schellnock sowie die etwa 50 Mitglieder des SHV.
Böhme (gleichzeitig Autor und Regisseur) freute sich besonders über die Teilnahme von Friedrich-Wilhelm Junge, dem Gründungsintendanten von 1988.Dieser hatte sich, so Böhme, in dem denkmalgeschützen Bürokomplex Maternistraße 17 einen Hörsaal gemietet und die »Dresdner Brettl« dort auftreten lassen.
Nach der Wende strebte Junge aufgrund der marktwirtschaftlichen Erfahrungen dann nach etwas Eigenem. Im Dresdner Alberthafen fand man den 1918 in Krischwitz beim heutigen Decin gebauten und nun beschäftigungslosen Lagerkahn »Ida« der Schifferfamilie Boden aus Pirna, einen Großplauer-Maßkahn.
Brettl-Intendant Böhme bedankte sich bei dem damaligen Geschäftsführer der Sächsischen Binnenhäfen Oberelbe (SBO), Detlef Bütow, und dem Leiter des WSA Dresden, Ulrich Finke, für die große Unterstützung beim Erwerb für den symbolischen Preis von 1€ und bei der Bewältigung der verkehrstechnischen Zulassung des Schiffes als künftiger Theaterkahn.
Vom Frachter zum Theaterschiff
Der Umbau der »Ida« zum Theaterschiff, führte Böhme weiter aus, erfolgte auf der damaligen Schiffswerft Tangermünde der Deutschen Binnenwerften (heute SET) für 4Mio. DM. Für den Kredit übernahm die Marion Ermer Stiftung die Bürgschaft, unter der Bedingung, den Kahn in »Marion« umbenennen zu dürfen. Seit 1994 liegt die »Marion« unterhalb der Augustusbrücke. Jährlich gibt es rund 300 Vorstellungen mit bis zu 50.000 Besuchern.
Ende 2006 hatte die Stiftung, auch dank einer Erbschaft, den Kredit für den Umbau getilgt. Die Einnahmen dienen heute zur Deckung der Kosten für die Wartung und Reparaturen am Schiff. Die städtischen Zuschüsse zum Theaterbetrieb als institutionelle Förderung der Landeshauptstadt Dresden gingen von über 50 auf unter 10% der Kosten für den Spielbetrieb zurück und betrugen 100.000 € im Jahr 2016.
Mitte August dieses Jahres herrschte in Dresden extremes Niedrigwasser. An der Augustusbrücke, unter der das Theaterschiff »Marion« liegt, wird seit 1776 der Dresdner Pegel amtlich gemessen. Da sich die Messstelle am zweiten inneren Brückenpfeiler auf der altstädtischen Seite befindet, wird für die Öffentlichkeit auf der »Marion« auf einem kleinen Türmchen des WSA Dresden digital der jeweilige Pegel angezeigt. Er schwankte zwischen 55 und 56 cm.
Schellnock betreibt auf dem Achterschiff das großräumige und rundum verglaste Restaurant »Kahnaletto«, das seinen Namen in Anlehnung an den Rokokomaler Bernardo Bellotto, genannt Canaletto, bekam. Es bietet Platz für 98 Personen und ein reichhaltiges Angebot an italienischen Speisen- und Getränken. Im Unterdeck befindet sich die holzgetäfelte Schifferbar und mit vielen maritimen Sehenswürdigkeiten ausgestattete Schiffsbar »Ida«, die für Veranstaltungen und private Feiern für bis zu 50 Personen geeignet ist.