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Auf der Schiffsweft Hermann Barthel in Derben an der Elbe hat der neue Schwimmgreifer für das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Dresden offiziell seinen Namen »Wittenberg« erhalten

Vor Beginn des extremen Niedrigwassers hatte Werftchef Hermann Barthel das neue Baggerschiff, das vom WSA als Schwimmgreifer bezeichnet wird, vorsorglich vom Slip gelassen. Bei dem am Tauftag herrschenden Wasserstand wäre das neue Schiff nicht mehr vom Slip gekommen. So fand die Taufe mitten im Werfthafen statt.

Barthel bedankte sich beim WSA Dresden für den Auftrag und wünschte dem Schiff viel Erfolg. Dresdens WSA-Leiter Klaus Kautz hatte aus dem Urlaub vor der Taufe mitgeteilt: »Wir sind sehr froh, dass mit dem Schwimmgreifer ›Wittenberg‹ ein weiteres leistungsstarkes Fahrzeug in unserer Flotte arbeiten wird. Wir werden mit diesem Fahrzeug einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung des Gesamtkonzeptes Elbe zur Verbesserung der Schifffahrtsverhältnisse der Elbe in unserem Amtsbereich leisten.«

Sein Stellvertreter, Karsten Wild, erklärte nach dem Taufakt und seinem Dank an die Schiffswerft Hermann Barthel für die hohe Schiffbauqualität, dass der Flottenneuzugang zwischen der Lutherstadt Wittenberg von Ekm 217 und der Saalemündung Ekm 290 eingesetzt werde. Der Schwimmgreifer sei ein modernes Mehrzweckarbeitsschiff und das dritte seiner Art im WSA Dresden. Er soll hauptsächlich zum schnellen Beseitigen von Untiefen und Hindernissen in der Fahrrinne, zu Baggerarbeiten im Zuge der Geschiebebewirtschaftung der Elbe und zur Instandsetzung von Strombauwerken wie Buhnen und Deckwerken eingesetzt werden. Damit werde das WSA Dresden gleichzeitig auch den Verpflichtungen für den Umwelt- und Naturschutz an diesem Teil des Schifffahrtsweges Elbe nachkommen.

Wild hob weiterhin hervor, dass die Schiffswerft Hermann Barthel, wie gewohnt, eine hervorragende Arbeit in den 18 Monaten geleistet habe, die die Fertigung des Neubaus gedauert habe. Er bedankte sich dafür bei der an der Schiffbauhalle 1 versammelten Belegschaft aber auch bei den Zulieferern, die dazu beigetragen hätten, ein solches modernes und leistungsfähiges Schiff herzustellen. Das WSA Dresden habe mit dem Schiffbau in Derben nur gute Erfahrungen gemacht.

Hermann Barthel selbst erwiderte: »Anderthalb Jahre Bauzeit mögen vielleicht etwas lang erscheinen. Aber wir bauen meist gleichzeitig an mehreren Schiffen. Unsere beiden Schiffbauhallen sind immer gut belegt. Unsere Belegschaft ist weiterhin im Wachsen begriffen. Wir freuen uns also nicht nur über das Lob für unsere Arbeit, sondern auch darüber, dass wir ein sicheres Auftragspolster abzuarbeiten haben. Deshalb danke auch ich allen Auftraggebern und Dienstleistern für das Vertrauen, das sie uns entgegenbringen.«

Der Oberbürgermeister der Lutherstadt Wittenberg, Torsten Zugehör, zeigte sich ebenfalls sehr beeindruckt von dem neuen Schiff, das nach der Feier zu besichtigen war: »Wir als Stadtverwaltung sind besonders stolz darauf, dass der Name unserer Stadt neben einem A-390-Flieger der Lufthansa, einem ICE der Deutschen Bahn nun auch einem Schiff verliehen worden ist«, sagte Zugehör.

Wittenberg sei seit alters her immer eine bekannte Schifferstadt an der Elbe gewesen. In Kleinwittenberg hätten an der Hafeneinfahrt früher die Schleppdampfer Kohlen gebunkert und deren Kähne Feierabend gemacht. Heute legen Kreuzfahrtschiffe an, weil Wittenberg eine geschichtsträchtige Stadt ist, die von ausländischen Gästen gern besucht wird und die das Erbe Martin Luthers mit ihren Besuchen würdigen. Dass nun auch ein Schiff den Namen seiner Stadt trage und sie gleichermaßen Heimathafen sei, beeindrucke ihn sehr. Er wünschte dem Schiff und dem ABZ Wittenberg des WSA Dresden immer eine erfolgreiche Arbeit.

Moderne technische Ausstattung

Karsten Wild stellte den Neubau auch hinsichtlich seiner technischen Eigenschaften genauer vor: Das Schiff habe eine Länge von 36,4 m und einen Breite von 9,75 m. Bei der Konstruktion sei besonderes Augenmerk auf einen geringen Tiefgang gelegt worden, der bei nur 90 cm liege – Hermann Barthel präzisierte auf 86 cm. Es sei somit möglich, auch bei Niedrigwasser die vorbezeichneten Arbeiten durchzuführen. Leider nicht bei extremen Wasserbedingungen, wie sie derzeit vorherrschten, so der Werftchef.

An Bord befinden sich drei Kajüten für die Schiffsbesatzung, somit seien auch mehrtägige Einsätze zukünftig möglich.

Zur genauen Positionierung des Baggerschiffes wurde eine moderne GPS-Anlage verbaut, um ein schnelles und sehr genaues Beseitigen von Untiefen und Hindernissen in der Elbe zu ermöglichen. Der installierte Bagger hat eine Auslage von 15,50 m. Zwei Ankerpfähle von je 6m Länge gäben dem Schiff überall auf dem Strom sichere Feststellbedingungen.

Den Antrieb leisten zwei Dieselmotor vom Typ MAN2866LXE40 mit einer Leistung von je 279 kW sowie zwei elastisch gelagerte fünfflügelige Schottel-Ruderpropeller vom Typ NAV 130.

Darüber hinaus wirkten auch viele Zulieferer aus Sachsen-Anhalt oder anderen neuen Bundesländern mit. Hermann Barthel erwähnte lobend die Roßdorfer Firma IEA für die gesamte Ausstattung von Elektrik und Elektronik, den Maschinenbau Siebert für die Ausstattung mit den Koppelwinden, Seil-Voigt aus Bad Düben für die gesamte Tauwerks- und Seilausstattung sowie die Tisch- und Bautischlerei Bolle in Neuderben für den gesamten Innenausbau und für die Konservierung die Malerfirmen Klaus Meier aus Magdeburg und Olaf Teopsch aus Ihleburg.

»Unsere Werft ist damit auch ein wichtiger Arbeitgeber für Unternehmen in der Region«, betonte Hermann Barthel.


Christian Knoll