Kölns Oberbürgermeisterin hat unmittelbar vor dem Dieselgipfel in Berlin ein Tempolimit für Schiffe auf dem Rhein gefordert. Das Gewerbe hält das für eine Schnapsidee
Der Schiffsverkehr trage erheblich zur Luftverschmutzung in Köln bei, sagte Henriette Reker. Dagegen könne ein Tempolimit für Schiffe auf dem Rhein helfen, meint die parteilose Politikerin. Auch die Nutzung von Landstrom könne verpflichtend eingeführt werden. Hintergrund dieses Vorstoßes sind Diesel-Fahrverbote in etlichen Städten, darunter auch Köln, und die verschärfte Debatte um die Luftqualität.
Als ausgesprochen »kurios« bezeichnet der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB) den Vorschlag. »Binnenschiffe sind auch auf dem Rhein nicht gerade dafür bekannt, mit überhöhter Geschwindigkeit durch die Landschaft zu sausen«, heißt es in einer Reaktion auf Rekers Forderung. Ein Tempolimit nutze de facto nichts und sei nichts als ein weiterer verzweifelter Versuch, Fahrverbote in den Innenstädten zu vermeiden. »Wir halten das für Unfug«, sagt BDB-Präsident Martin Staats.
Der BDB liefert die Gegenargumente gleich mit: Zu Tal sind zwar, je nach Schiffstyp und Beladung, Geschwindigkeiten von 20 km/h möglich, doch braucht ein beladenes Güterschiff aufgrund der Fließgeschwindigkeit des Rheins lediglich eine vergleichsweise wenig Motorleistung. Zu Berg fahren Schiffe hingegen kaum schneller als 10 km/h. Entsprechend niedrig sind deshalb auch die Emissionen, die ein an Köln vorbeifahrendes Schiff verursacht. »Um welchen Faktor diese Emissionen sinken sollen, wenn die Schiffe langsamer fahren, wurde von Frau Reker nicht dargelegt«, so Staats.
Pro Jahr passieren rund 80 Mio. t Güter per Binnenschiff den Raum Köln, das entspreche rund 3,2 Mio. Lkw-Fahrten. Und die Öko-Bilanz von Binnenschiffen ist deutlich besser als die der anderen Verkehrsträger (siehe Grafik). »Anstatt die Schifffahrt auf dem Rhein einzuschränken, sollte Frau Reker sich lieber für mehr Güterverkehr auf dem Wasser einsetzen«, legt der BDB weiter nach.
Selbst das Umweltbundesamt hat, zuletzt noch Ende April, mitgeteilt, dass Binnenschiffe keinen deutlichen Einfluss auf die hohe Stickstoffdioxidbelastung in den Innenstädten haben. An typischen innerstädtischen Messstationen liegt der Beitrag der Binnenschiffe zur NO2-Belastung deutlich unter 10%, während Diesel-Pkw mit mehr als 72% an den NO2-Emissionen im Stadtverkehr beteiligt sind, hieß es damals. Direkt nachweisbare Wirkungen der Schiffe seien stark auf die Flussnähe beschränkt und nehme überproportional und sehr schnell mit Entfernung von der Fahrrinne ab. In einer Entfernung von 200 m vom Ufer liege sie bereits unter 5 µg/m³, hatte die Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) ermittelt.
Zudem könnten Tempolimits auf dem Rhein nicht im nationalen Alleingang geregelt werden, da es sich um eine internationale Wasserstraße handelt. Und somit sei die Zentralkommission für die Rheinschifffahrt (ZKR) zuständig.