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Die Hamburg Flotte hat ihr neues Feuerlöschschiff in Empfang genommen. Der bei der Fassmer Werft gefertigte Neubau ist einzigartig in Europa und bedeutet für den Hamburger Hafen einen Quantensprung

Rund 30 Jahre nachdem das bisher letzte Feuerlöschboot im Hamburger Hafen in Betrieb gegangen ist, verfügt die Hansestadt nun wieder über ein neues, modernes Feuerlöschschiff, das mit den übrigen Einheiten nicht mehr zu vergleichen ist. Der Neubau ist Bestandteil des städtischen Flottenmanagements, welches seit Juli 2017 von der Flotte Hamburg verantwortet wird, einer 100-prozentigen Tochter der Hamburg Port Authority (HPA).

Die auf der Fassmer Werft entstandene 43,50 m lange, 10 m breite und 2,80 m tiefgehende »Branddirektor Westphal« ist das größte Einsatzboot in der Geschichte der Feuerwehr Hamburg und laut HPA-Chef Jens Meier das modernste Feuerlöschschiff Europas. Zusätlich zur Größe setzt auch die Ausstattung einen neuen Maßstab:

Die bis zu 22km/h schnelle Einheit verfügt über drei Feuerlöschmonitore von Fire Fighting Systems (FFS), die bis zu 180m weit und 110m hoch spritzen können. Das entspreche der drei- bis viermaligen Leistung bisheriger Löschboote. Dabei können bis zu 120.000 l Löschwasser pro Minute gepumpt werden – zwölfmal mehr als bisher. Damit ließen sich Brände wie auf dem Containerschiff »CCNI Arauco«, das 2016 im Hamburger Hafen an der Pier in Flammen aufgegangen war, besser und auch schneller löschen. Nach Angaben der Feuerwehr Hamburg habe es knapp 72 Stunden gedauert, bis das Feuer gelöscht werden konnte. Mit der »Branddirektor Westphal« hätte es »sicher nicht so lange gedauert«, hieß es.

Die Gesamtleistung der acht Motoren der »Branddirektor Westphal« beträgt rund 5,5MW. Die beiden Hauptmotoren mit je etwa 500 kW stammen ebenso von Caterpillar wie die Generatoren. Darüber hinaus verfügt der Neubau über zwei Ruderpropeller und zwei Bugstrahler von Schottel. Zudem hat die neue Einheit eine Selbstschutzanlage für die bis zu 32 Einsatzkräfte sowie einen Sanitätsraum. Die Brücke kann als Schutzluftanlage (Zitadelle) genutzt werden. Bis zu 30 Minuten könne man darin aushalten, sollten draußen gefährliche Stoffe entdeckt werden. Mit einem Seitensichtsonar können Objekte im Wasser geortet und klassifiziert werden. An Bord befindet sich zudem ein Seitensichtsonar aus dem Hause Humminbird. Darüber hinaus ist das Feuerlöschschiff mit einem dynamischen Positionierungssystem (DP2-System) ausgestattet, das von Navis Engineering bereitgestellt wurde. Siemens sorgt mit verschiedenen Panels der Serie Simatic HMI, die allesamt über einen Touchscreen verfügen, für eine einfache Visualisierung der verschiedenen Systeme an Bord.

Um den steigenden Umweltanforderungen gerecht zu werden, verfügt der Neubau über eine Abgasnachbehandlungsanlage von Hug Engineering inklusive Dieselpartikelfilter und Katalysator. Deshalb musste das Schiff 3m länger gebaut werden als ursprünglich geplant. Wie alle Einheiten der Flotte Hamburg wird zudem das von Shell entwickelte GTL (Gas-to-Liquids) als Kraftstoff genutzt. Durch die einheitliche Bebunkerung setze man ebenfalls ein Zeichen in Richtung Nachhaltigkeit, so Meier.

Dräger zeichnet für das Abwassersystem verantwortlich, das Unternehmen Willibrord Lösing für die Filtertechnik. Pollrich lieferte die Ventilatoren und Atlas Copco die Kompressoren. Möhring Marine Service, ein zur Heinen & Hopman Company gehörendes Unternehmen, sorgte für die Ausstattung mit Heizung, Lüftung, Klimatechnik sowie das Kühlsystem. Ebenfalls für Kälte. Klima, Lüftung zeichnet Kampmann verantwortlich und auch Alre stellte Klimatechnik bereit.

Die Sicherheit hat auf Hamburgs neuem Feuerlöschschiff ebenfalls einen hohen Stellenwert. Podszuck lieferte die Feuerschutztüren, die Brandmeldeanlagen stammen von Hochiki. Deckma stattete den Neubau mit einem Alarmsystem und einer Brandmeldezentrale aus. Für das Lichtsignal-Alarmsystem zeichnet sm electrics verantwortlich, während nachleuchtende Schilder und Kennzeichen von Luxolight der besseren Orientierung dienen sollen. Für die Überwachung von Grenzwerten sollen Feld- und Prozessanzeiger von Endress + Hauser sorgen. Die Rettungsinseln wurden von der Survitec Group geliefert. Auch die Kameratechnik von FLIR soll die Sicherheit erhöhen. Bei den Suchscheinwerfern fiel die Wahl auf Seematz, die LED-Scheinwerfer stellt das Unternehmen Karl Dose, die LED-Beleuchtung Aqua Signal bereit. Die Geräte für Kommunikation und Navigation wurden von JRC/Alphatron geliefert.

Auf dem Achterdeck des Neubaus befindet sich ein Arbeitskran mit Gelenkausleger der Firma Palfinger mit der Bezeichnung PK 65002M, mit dem bis zu 2.500 kg schwere Lasten bei einer Auslegerlänge von 4,5m sicher bewegt werden können.

Die »Branddirektor Westphal« wurde Ende November von der Fassmer Werft dem Eigner in Hamburg übergeben. Taufpatin ist Eva Maria Tschentscher, Ehefrau von Hamburgs erstem Bürgermeister Peter Tschentscher. Vor dem offiziellen Taufakt gab es noch den traditionellen Flaggenwechsel. Die Flagge der Fassmer Werft wurde am Schiffsmast eingeholt, an ihre Stelle trat die der Flotte Hamburg. Ferner übergab Werft-Chef Harald Fassmer die Münze, die bei der Kiellegung unter das erste Schiffsteil gelegt worden war, der Hamburger Feuerwehr. Beides symbolisiert die Übergabe des Schiffes.

Nach der Taufe folgt nun die Ausbildung der Besatzungen auf dem Schiff im Hamburger Hafen. Anfang 2019 soll der Neubau in den aktiven Einsatz übernommen werden. Seinen Liegeplatz hat die Einheit an einem neu eingerichteten Ponton neben der Schlepperstation unterhalb des St. Pauli Fischmarkts.

Die Übernahme der »Branddirektor Westphal« ist für die Flotte Hamburg der Auftakt zur Modernisierung ihres Schiffpools. Jüngst hat das Unternehmen zwei kleinere multifunktionale Löschboote in Auftrag gegeben. In einer europaweiten Ausschreibung setzte sich die Damen Shipyards aus den Niederlanden durch. Die Schiffe sollen im Jahr 2020 abgeliefert werden. Die Rümpfe werden in Polen gefertigt, die weitere Ausrüstung erfolgt am Stammsitz in den Niederlanden. Darüber hinaus sollen auch neue Polizeiboote angeschafft werden. Damit soll das Sicherheitskonzept des Hamburger Hafens in den kommenden Jahren vervollständigt werden. »Uns ist wichtig, dass wir unsere Sicherheitsarchitektur nicht nur zu Lande, sondern auch zu Wasser zukunftsfähig aufstellen«, so Hamburgs Innensenator Andy Grote.


Thomas Wägener