Der Trog des neuen Schiffshebewerks Niederfinow ist erstmals mit Wasser befüllt worden. Bis zur Inbetriebnahme im kommenden Jahr stehen noch 500 Testfahrten an
Mit einem Gesamtgewicht von rund 9.800 t habe sich der Trog damit in seine Endlage verformt, sodass nun auch die Antriebsanlage komplettiert werden könne, erklärt Rolf Dietrich, Leiter des Wasserstraßen-Neubauamts (WNA) Berlin. Dazu zählen neben den Motoren zum Beispiel auch die Getriebe und eine mechanische Gleichlaufwelle, die für den synchronen Betrieb der vier Antriebe sorgen wird. Mit je zwei Elektromotoren pro Antrieb verfügt das neue Hebewerk über eine Gesamtantriebsleistung von 1.280 kW, damit soll ein Trog in nur drei Minuten auf 36m Höhe angehoben werden können.
Nachdem der Beton- und Stahlbau praktisch abgeschlossen sei, müssten in den nächsten Wochen noch die vier Antriebshäuser auf dem Trog und der zentrale Bedienstand über dem Trog komplettiert werden. Gleichzeitig werde konzentriert an der Errichtung der elektrotechnischen Anlagen für das Hebewerk gearbeitet, so Dietrich. Siemec Tecberg ist für den Maschinenbau zuständig, während ABB für die elektrotechnischen Anlagen verantwortlich zeichnet. Die virtuelle Inbetriebnahme fällt ins Aufgabenfeld von Mewes & Partner aus Hennigsdorf.
Johann Bunte Bauunternehmung hat die Spundwandarbeiten im Unteren Vorhafen abgeschlossen. Die Baggerarbeiten verliefen nach Plan, sodass die Bauarbeiten voraussichtlich in diesem Jahr weitgehend beendet werden könnten, heißt es.
Bevor die neue Anlage 2020 in Betrieb gehen kann, ist noch ein Probebetrieb mit etwa 500 Testfahrten vorgesehen, um sie optimal einzustellen und gegebenenfalls auftretende Fehler zu korrigieren. »Um Risiken für die physische Inbetriebnahme zu minimieren, setzen wir bei diesem Sonderbauvorhaben eine baubegleitende virtuelle Inbetriebnahme ein. Dabei wird das Zusammenwirken aller Anlagenbauteile mit der Steuerungssoftware virtuell getestet und sämtliche Betriebsabläufe in einem digitalen 3-D-Modell der Anlagentechnik in Echtzeit simuliert«, erläutert Dietrich. Gravierende Probleme bei der physischen Inbetriebnahme könnten damit weitgehend ausgeschlossen werden.
Auch künftig soll in Niederfinow nur ein Hebewerk betrieben werden, welches für den Funktionserhalt der Wasserstraße genauso zuverlässig funktionieren müsse wie das alte, so Dietrich.
Das alte Hebewerk (Baujahr 1934) soll nach einem fünfjährigen Parallellauf während der Gewährleistungsphase für die neue Anlage stillgelegt werden. Die Priorität des Bundes bei diesem Bauvorhaben liege daher auf der Gewährleistung der Ausführungsqualität und auf der Einhaltung des zuletzt bei der Vergabe des Generalauftragnehmervertrages angepassten Budgets in Höhe von 300Mio. €.