Auch angesichts einiger Probleme beim jüngsten Aida-Neubau blickt die Werftgruppe Meyer auf ein »turbulentes Jahr« 2018 zurück. Der Ausblick ist positiv.
2018 war ein Jahr mit Höhen und Tiefen, teilte die Gruppe mit Hauptsitz in Papenburg und Tochterwerften in Warnemünde und im finnischen Turku mit. Eines der prägendsten Projekte war sicherlich die »AIDAnova«, das mit LNG-Antrieb ausgerüstete Kreuzfahrtschiff, das die Schiffbauer vor einige Herausforderungen gestellt hatte und dadurch – ungewöhnlich für Meyer – mit Verspätung abgeliefert wurde. Es ist nach Werftangaben das größte je in Deutschland gebaute Passagierschiff und das erste Kreuzfahrtschiff der Welt mit LNG-Antrieb. »Insgesamt ist die Auftragslage weiterhin sehr gut. Die Beschäftigung ist bis Ende 2023 gesichert«, heißt es in der Bilanz weiter.
Insgesamt ist die Anzahl der Mitarbeiter in der Meyer Gruppe in Deutschland im letzten Jahr um 400 Personen gewachsen, sagte Geschäftsführer Tim Meyer. »Nahezu alle großen Kreuzfahrtreedereien der Welt gehören derzeit zum Kundenkreis der Werft. Viele anspruchsvolle und innovative Großprojekte werden auf den Werften umgesetzt«, so die Mitteilung.
Mit insgesamt zwölf weiteren LNG-betriebenen Schiffen im Auftragsbestand sei man führend im Kreuzfahrtschiffbau. An der Brennstoffzellentechnologie und weiteren technischen Innovationen auf Passagierschiffen werde ebenfalls »intensiv geforscht«, heißt es ohne weitere Angaben.
Von den Papenburgern war 2018 neben dem AIDA-Schiff auch die »Norwegian Bliss« für die Norwegian Cruise Line abgeliefert worden. Die Neptun Werft in Rostock-Warnemünde baute mit den schwimmenden Maschinenraummodulen die »Herzstücke« dieser Schiffe. Ab 2019 sollen pro Jahr drei Kreuzfahrtschiffe geliefert, entsprechend hoch ist der Personalbedarf der Werft.
Werftgruppe will weitere Arbeitskräfte einstellen
»Mit weitreichenden Veränderungen und Investitionen machen wir uns fit für die Zukunft«, so Tim Meyer weiter. »Dafür suchen wir weitere Mitarbeiter sowohl im gewerblichen Bereich als auch IT-Spezialisten. Nur dank des Einsatzes unserer Mitarbeiter und unserer Partner können wir die Herausforderungen der Zukunft meistern.«
Kurz vor Jahresende herrschte bei Neptun mit der Fertigung des 140 m langen Maschinenraum-Moduls (FERU – Floating Engine Room Unit) für das neue Kreuzfahrtschiff »Iona« (P&O Cruises) noch Hochbetrieb. Es ist das vierte FERU in der Jahresbilanz 2018. Zuvor waren bereits ein FERU für die »Costa Smeralda«, die bei Meyer Turku gebaut wird, und zwei weitere für die auf der Papenburger Werft entstehenden Kreuzliner »Norwegian Encore« und »Spectrum of the Seas« abgeliefert worden.
»Wir haben damit den entscheidenden Schritt vollzogen, uns weiter als strategischen Partner der Gruppe für hochkomplexe Maschinenraum-Module zu stärken«, betont Geschäftsführer Manfred Ossevorth. Als »Meilenstein« wird die Inbetriebnahme einer neuen 180 m langen und 65 m breiten Produktionshalle im Frühjahr beschrieben. »Die Halle bietet alle baulichen und technischen Voraussetzungen, um vier FERUs pro Jahr abzuliefern und perspektivisch sogar sechs. Zudem steigern wir unsere Produktivität deutlich«, so Ossevorth.
In den Modulen sind auf vier Decks sämtliche Antriebs- und Versorgungssysteme installiert. Von den Motoren über Stromaggregate, Heizungs- und Klimatechnik bis hin zu Tanks für Flüssiggas (LNG).
Anfang 2018 hatte die Neptun Werft außerdem den LNG-Tanker »Coral EnergICE« an die niederländische Reederei Anthony Veder übergeben. Das 164 m lange Schiff transportiert nicht nur LNG, sondern nutzt den alternativen Treibstoff für den eigenen Antrieb. Abgeliefert wurde 2018 auch eine Doppelendfähre an die Wyker Dampfschiffs-Reederei (W.D.R.). Zudem entstanden im Verlauf des Jahres sechs Flusskreuzfahrtschiffe der Viking Longship Class (Länge: 135 Meter) für Viking River Cruises (USA). Diese werden im Frühjahr 2019 in Fahrt gehen. In den vergangenen zehn Jahren wurden mehr als 60 Flusskreuzfahrtschiffe gebaut.
Um die künftigen anspruchsvollen Aufgaben zu bewältigen – aktuell stehen 22 seegängige Kreuzfahrtschiffe im Auftragsbuch der Meyer Gruppe –, sollen im Jahr 2019 zusätzlich 100 Arbeitsplätze auf der Neptun Werft entstehen. Gesucht werden Fach- und Führungskräfte in den Bereichen Qualitätssicherung, Arbeitsvorbereitung und Fertigung sowie Transport und Logistik. Derzeit beschäftigt das Unternehmen 600 Mitarbeiter und 40 Azubis.