Fahrdynamik, Erreichbarkeit von Steigern, Naturschutz, Denkmalschutz – bei der Umsetzung der ALbladeotimierung am Mittelrhein gibt es vieles zu beachten. Nachdem Einwände verschiedener Interessengruppen gesammelt wurden, geht es an die weitere Planung.
Rund 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind diese Woche der Einladung der Wasserstraßen- und Schifffahrtsämter (WSÄ) Duisburg-Rhein und Bingen gefolgt, um sich in Geisenheim über die Ergebnisse der Konsultationsphase zur »Abladeoptimierung Mittelrhein zu informieren«. Ziel des Projekts ist eine Verbesserung der wirtschaftlichen Befahrbarkeit des verkehrlich bedeutsamen Streckenabschnittes zwischen Mainz/Wiesbaden und St. Goar unter gleichzeitiger Verbesserung der örtlichen und überregionalen Sohlstabilität..
Frühzeitig wollten die Ämter einen Überblick über die vielfältigen Aspekte der Abladeoptimierung erhalten, um Handlungsoptionen für die weiteren Planungen ableiten zu können. In der Auftaktveranstaltung Ende 2017 und in den themenspezifischen Gesprächen im Mai 2018 wurden zahlreiche Anregungen zusammengetragen und teilweise auch schon vertieft diskutiert. Die Akteure kamen aus den Bereichen Schifffahrt, Naturschutz, Wasserwirtschaft/WRRL sowie Anlieger- und Nutzerinteressen, Welterbe Oberes Mittelrheintal und denkmalpflegerische Belange.
»Akzeptable wasserbauliche Umsetzungsvarianten«
Fabian Mertes, Leiter des Projektes Abladeoptimierung Mittelrhein. »Wir haben uns jeden Aspekt gründlich angeschaut und bereits etliche Handlungsoptionen abgeleitet. Jetzt werden die gewonnenen Erkennt-nisse in den weiteren Projektverlauf eingebracht. Wir werden wasserbauliche Umsetzungsvarianten entwickeln, die möglichst für alle Beteiligten akzeptabel sind.«
Seitens der Schifffahrtsakteure wurden zahlreiche Hinweise gegeben, die auf Erfahrungen aus den Befahrungen des Mittelrheinabschnittes basieren. Diese dienen nun als wichtige Grundlage, u.a. bei fahrdynamischen Betrachtungen. Im Bereich Bacharach weisen die Akteure auf die hohe touristische Bedeutung der Steiger für die Fahrgast-/Hotelschifffahrt hin. Die wasserbaulichen Maßnahmen werden so konzipiert, dass die Erreichbarkeit der Steiger weiterhin gewährleistet ist.
Bezogen auf den Naturschutz wurden viele Hinweise im Kontext zu vorhandenen Schutzgebieten und bestehenden Entwicklungsprogrammen gegeben. Die Hinweise stellen eine wichtige Grundlage für die zwingend durchzuführenden Untersuchungen im Rahmen des Genehmigungsverfahrens für die Abladeoptimierung Mittelrhein dar. Zu klären sei, in welchem Umfang Maßnahmen aus bestehenden Entwicklungsprogrammen als mögliche Kompensationsmaßnahmen für die Abladeoptimierung Mittelrhein dienen können, heißt es.
Hinsichtlich des Welterbe-Raums weisen die Akteure auf die Wahrung der »visuellen Integrität« hin. Die zu errichtenden Wasserbauwerke sollen deshalb nach Bedarf bei verschiedenen Abflüssen visualisiert werden.
»Mehr denn je notwendig, frühzeitig im Dialog zu planen«
»Die Hochwasserneutralität der wasserbaulichen Maßnahmen ist ein unbedingt zu beachtender Aspekt im engen Mittelrheintal«, so die Akteure. Der Träger des Vorhabens will die wasserbaulichen Maßnahmen so konzipieren, dass eine Hochwasserneutralität gegeben ist. Birgitta Beul, Leiterin des WSA Duisburg-Rhein: »Das große Engagement zeigt, dass es mehr denn je notwendig ist, frühzeitig im Dialog mit den beteiligten Akteuren zu planen.«
In einer späteren Projektphase wird – auf der Grundlage möglicher Ausführungsvarianten – auch die breite Öffentlichkeit beteiligt. Betroffene Bürgerinnen und Bürger können dann am Dialogprozess teilnehmen und Meinungen, Empfehlungen und Ideen einbringen, bevor die endgültige Variante für das Genehmigungsverfahren festgelegt wird. Als Vertreter der umliegenden Gemeinden wurden die Bürgermeister bereits zur Konsultationsphase eingeladen.
Bevorzugte Ausführungsvariante nach Untersuchungen 2019
Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Duisburg-Rhein, dem das Projekt zugeordnet wurde, hat bereits mit vertiefenden Voruntersuchungen begonnen. Im Fokus stehen die verkehrswirtschaftlichen Wirkungen einzelner noch zu entwickelnder Ausführungsvarianten bei niedrigen und mittleren Wasserständen sowie deren Wirkungen auf Umwelt und andere Belange. Ergebnisse dieser vertiefenden Untersuchungen werden im Jahr 2019 erwartet. Die bevorzugte Ausführungsvariante ist danach festzulegen.
Im Rahmen des Bundesverkehrswegeplans 2030 wurde das Projekt in die höchste Kategorie (vordringlicher Bedarf – Engpassbeseitigung) eingestuft. Mit dem im Dezember 2016 in Kraft getretenen Bundeswasserstraßenausbaugesetz wurde der Bedarf für das Abladeoptimierungsprojekt am Mittelrhein per Gesetz festgestellt.