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Die neu gegründete Transport- und Logistikfirma WTG – Wertheimer Transportgesellschaft hat in der gleichnamigen Stadt an Main und Tauber ein neues Büro bezogen. Kerngeschäft des Unternehmens ist die Binnenschifffahrt

Viele Jahre lang war Wertheim in Bezug auf Schifffahrt beinahe in der Bedeutungslosigkeit verschwunden. Lange vorbei waren die Zeiten, in denen die Mainschifffahrt eine tragende Säule Wertheims war, 50 Schiffe hatten hier ihren Heimathafen. Seit ein paar Jahren kommt in Bezug auf die Schifffahrt nun langsam wieder Bewegung in die Stadt.

Seit 2013 engagiert sich die Intermar Invest Group (IIG), die ihren Sitz in Sion in der Schweiz hat, in Wertheim. Im Jahr darauf wurde die Reederei WTS Wertheimer Tankschifffahrt mit vier modernen Doppelhüllen-Tankmotorschiffen gegründet. Sie bebunkern große Seeschiffe im Hamburger Hafen, fahren Mineralöle und chemische Produkte. Nach Unternehmensangaben belief sich das Investitionsvolumen in wenigen Jahren bereits auf rund 30Mio. €.

Nachdem erfolgreich das Tankschifffahrtsgeschäft forciert wurde, kam jetzt mit der Gründung der WTG – Wertheimer Transportgesellschaft ein weiteres Standbein hinzu. Als Geschäftsführer fungiert Volker Wiegel, der über langjährige Erfahrungen als Geschäftsführer und Gesellschafter verfügt, unter anderem bei Tochtergesellschaften der Firmen Thyssen Düsseldorf, Dillinger Hüttenwerke, S.W.K Südwestkies Iffezheim sowie als Interims-Manager bei diversen mittelständischen Unternehmen für den Bereich Supply Chain Management. Außerdem war er jahrelang im Baustoffgroßhandel per Binnenschiff und Lkw tätig.

Anlässlich der Gründung der neuen Gesellschaft und der Büroeröffnung trafen sich Wiegel, Bürgermeister Wolfgang Stein, Wirtschaftsförderer Jürgen Strahlheim und Helmut Wießner vom Zweckverband Mainhafen. Per Videokonferenz war Antoine Bonvin, CEO der Intermar Invest Group aus Sion, zur Zusammenkunft in dem Büro in der Eichelgasse zugeschaltet. Wiegel erläuterte dabei, dass die WTG als Befrachtungsunternehmen gegründet worden sei und über ein modernes Binnenschiff mit 2.800 Ladetonnen und einen Koppelverband von rund 5.000 Ladetonnen verfüge. Die Schiffe würden in Kürze in »Casa« und »Aquasprinter« umbenannt. Zudem bestätigte Wiegel gegenüber der »Binnenschifffahrt« das Ansinnen, die Flotte in diesem Jahr zu vergrößern. Die WTG hat unter anderem die Erlaubnis zur Beförderung von Futtermitteln auf See- und Binnenwasserstraßen (Good Manufacturing Practices) sowie die Voraussetzungen und Genehmigungen für das Befördern von Abfall gemäß den Regelungen des Kreislaufwirtschaftsgesetzes bekommen. Der Plan sieht den Kauf von drei bis vier Einheiten mit einer Gesamttonnage von rund 15.000 Ladetonnen vor. 2020 seien weitere Frachter geplant, mittelfristig gebe es auch Überlegungen für Neubauten.

Bürgermeister Stein freute sich, dass Wertheim nach fünf Jahren des Schweizer Investments bereits wieder zu den größeren Schifffahrtsstandorten am Main zählt. Der deutschen Binnenschifffahrt komme angesichts der prognostizierten starken Zunahme des Güterverkehrs in der Zukunft besondere Bedeutung zu. Bonvin betonte, dass man sich in Wertheim recht wohl fühle – unter anderem dank dem großen Engagement und der Unterstützung der Verwaltung – und deshalb auch weiterhin in den Firmensitz investieren möchte, auch im Hinblick auf die Schaffung weiterer Arbeitsplätzen. Aktuell sind vier Mitarbeiter im Büro tätig. Laut Wiegel soll die Zahl auf acht bis zehn Beschäftigte steigen. Bei entsprechender Eignung werde man auch Quereinsteiger nehmen.

Bonvin versprach, dass Wertheim auch in Zukunft der Hauptsitz der Schweizer Investoren bleiben und man den Schifffahrtsstandort weiter ausbauen werde. Er wies darauf hin, dass die Schifffahrt Wertheim Steuergelder bringen werde, ohne dass man dafür Infrastruktur in Anspruch nehme, da die Schiffe zwar den Heimathafen in der Stadt hätten und hier ihre Steuern zahlten, aber europaweit unterwegs seien.

Die Gesprächspartner diskutierten auch über die Möglichkeiten, den Hafen Wertheim durch die WTG zu nutzen. Konkrete Ergebnisse gibt es hierzu noch nicht, es wurde aber ein weiterer intensiver Austausch vereinbart.

Dass die Main-Tauber-Stadt über den einzigen Mainhafen in Baden-Württemberg verfügt, sei auch ein wichtiger Grund für die Schweizer Investoren, sich hier zu engagieren und den Schifffahrtsstandort wieder zu reaktivieren und weiter auszubauen, hieß es. Dank der IIG und ihrer Wertheimer Tochtergesellschaften sind nun bereits wieder 14 Schiffe mit Heimathafen Wertheim gemeldet.