Das Land Bremen hat ein positives Fazit für seine Hafenaktivitäten im vergangenen Jahr gezogen. Für die Zukunft wird investiert – und am umstrittenen Offshore-Terminal Bremerhaven (OTB) festgehalten
Mit einem stabilen Umschlagvolumen hätten die Häfen ihre Position im Wettbewerb gehalten«, sagte bremenports-Geschäftsführer Robert Howe beim Neujahrsempfang in Berlin. Dabei sei der Passagierzuwachs am Kreuzfahrtterminal besonders erfreulich gewesen. Der rot-grüne Senat habe zudem im vergangenen Jahr mit der Freigabe von mehr als 140Mio.€ die Weichen für eine Erneuerung mehrerer Hafenanlagen gestellt.
»Das schafft Voraussetzungen, die bremischen Häfen weiter zu stärken«, so Howe. Beim Thema OTB sei bremenports gemeinsam mit dem Senat fest davon überzeugt, dass das Schwerlastterminal für Windenergieanlagen notwendig, sinnvoll und gut begründet sei. »Die Zukunft der Offshore-Energie kommt erst noch und zwar nicht nur in Deutschland und Europa, sondern weltweit«, sagte der Manager. Bremerhaven habe dabei nach wie vor beste Chancen, mit seinem starken Cluster von dieser Entwicklung zu profitieren. Auf Bundesebene sei festzustellen, dass sich die Ausgangsbedingungen für die Offshore-Industrie nach Jahren der Unsicherheit derzeit wieder deutlich verbesserten.
Vor den Vertretern aus Wirtschaft, Verbänden und Politik zeigte sich Howe optimistisch, dass auch nach der Bürgerschaftswahl im Mai dieses Jahres der Hafen mit politischer Unterstützung rechnen kann: »Ich bin sicher, dass im Land Bremen in den kommenden Jahren keine Hafenbecken aus der Nutzung genommen werden, sondern vielmehr weiter zielgerichtet für Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität der Häfen gearbeitet wird.«
Mehr Fläche für Autoumschlag
Eine Erweiterung in Bremerhaven betrifft das Areal für den Automobilumschlag. Dafür wird eine der letzten freien Hafenentwicklungsflächen genutzt. Im Bereich des Osthafens wurde bereits die sogenannte Dreiecksfläche gerodet, um dann als Hafenfläche neu entwickelt zu werden. Das derzeit brachliegende Gebiet hat laut bremenports eine Größe von etwas über 2ha und ist eine der letzten für die Hafenerweiterung im Hafengebiet zur Verfügung stehende Fläche. Nach der Rodung will die Hafengesellschaft die Flächen aufsanden und für die endgültige Herrichtung baureif vorbereiten. Benötigt wird die Fläche von der BLG Logistic Group, um ihre kajennahen Operationsflächen für den Automobilumschlag und für die Fahrzeuge der Kategorie High & Heavy zu erweitern. Die Dreiecksfläche befindet sich in unmittelbarer Nähe zur Weserportkaje am Osthafen.
Nach der Bauvorbereitung durch bremenports werde die BLG die Betriebsfläche herstellen und an die eigene Betriebsfläche (Bahnübergang erforderlich) sowie an die Brückenstraße und die Straße am Erzhafen anbinden, heißt es. Da bei der Rodung der Fläche und dem Verfüllen von Gewässern auch Naturgüter verloren gehen, muss die Maßnahme nach dem Bundesnaturschutzgesetz kompensiert werden. Diese Kompensation wird in der Gemeinde Debstedt im Landkreis Cuxhaven durchgeführt. Hier soll eine bislang intensiv als Weideland genutzte Fläche mit Bäumen, Gewässern und Röhricht ökologisch aufgewertet werden.
Schleusentor zurück in Bremen
Auch in den stadtbremischen Häfen gibt es Baumaßnahmen. Jüngst ist das durch German Ship Repair sanierte Binnenhaupt der Schleuse Oslebshausen von Bremerhaven zurück zum Bremer Industriehafen gebracht worden. Bei der rund 60km langen Strecke über die Weser assierten ein Schwimmkran und zwei Schlepper.
Das 800t schwere Schleusentor war in den vergangenen Monaten durch German Ship Repair im Fischereihafen von Bremerhaven turnusgemäß instandgesetzt, repariert und komplett neu konserviert worden. Neben diesen Routinearbeiten wurde das 36m lange Tor mit einer etwa 1m hohen zusätzlichen Hochwasserschutzwand versehen. Dies soll die Schleusenanlage künftig gegen höher auflaufende Sturmfluten sichern. Die Kosten für die Sanierung betragen nach Angaben von bremenports rund 3Mio.€.
Bereits im Juni des vergangenen Jahres war das erste generalüberholte Schleusentor in Oslebshausen eingebaut worden. Im Frühjahr dieses Jahres soll das sanierte Tor ins Binnenhaupt der Schleuse eingebaut werden. Das ausgebaute Tor soll nach weiterer Ausschreibung, entsprechend dem Muster der bereits umgebauten Tore, ertüchtigt werden. Mit dieser Maßnahme werden die umfangreichen Umbau- und Instandsetzungsarbeiten an den Toren der Schleuse Oslebshausen Ende 2019 abgeschlossen.
Die Oslebshauser Schleuse sichert die Betriebsfähigkeit des Bremer Industriehafens. Dort ist knapp die Hälfte des Umschlags von Bremen-Stadt konzentriert. Nahezu sämtliche Gütergruppen werden dort umgeschlagen: neben Stahl und Stahlerzeugnissen, Holz, Projektladung, Fahrzeug- und Anlagenteilen, gehören ebenso Massengüter wie z.B. Mineralöle, Bau- und Abfallstoffe dazu.
Howe hob hervor, dass der Bremer Industriehafen von einer leistungsfähigen Zufahrt profitiert. »Um die Gesamtsituation im Hafen zu verbessern, sind in den vergangenen Jahren Hafenbecken verbreitert und vertieft worden. Dies ermöglicht inzwischen auch größeren Schiffen den Hafen zu erreichen und hat so bereits zu einer weiteren Belebung des Umschlaggeschäftes geführt.« Howe kündigte an, dass die Vertiefung von Hafenbecken im Industriehafen in den kommenden Jahren fortgesetzt werden soll.
Die ursprünglich 1908 bis 1910 erbaute Schleuse Oslebshausen bringt es nach vielen baulichen Veränderungen auf eine Kammerlänge von 249m.
Blick Richtung Island
Auch bei den Planungen für die Entwicklung eines Hafens am isländischen Finnafjord sieht Howe ermutigende Signale. Der Gesellschaftsvertrag zur Gründung einer Hafenentwicklungsgesellschaft sei mit den isländischen Partnern ausverhandelt. Nach Zustimmung der Aufsichtsgremien könne die Suche nach einem Investor vorangetrieben werden und die konkrete Hafenplanung beginnen. Ziel sei es, in den kommenden fünf Jahren Baurecht für den Hafen zu schaffen.