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Lang hat es gedauert, nun ist die neue Fähre in Mariaposching angekommen. In wenigen Wochen soll hier erstmals motorisiert und mit GtL betrieben der Verkehr starten

Eigentlich hatte es schnell gehen sollen, die »Posching« sollte im Frühjahr 2018 fertiggestellt werden. Hochwasser führte aber zunächst zur Einstellung des Werftbetriebes am Rhein, Lieferverzögerungen und der Ausfall spezialisierter Fachkräften wegen einer Grippewelle sorgten für weitere Verspätung bis zum Sommer. Dann verhinderte das anhaltende Niedrigwasser den Stapellauf des Schiffs für weitere drei Monate.

Erst im Dezember 2018 konnte es bei einem Pegelstand von knapp 2m zu Wasser gelassen werden. Nach der Erprobung auf dem Rhein ging es dann in Richtung Zielort Mariaposching an der Donau. Am 16. Februar kam das Schiff an – 800 Flusskilometer und 54 Schleusen später.

Die »Posching« ersetzt die im April 2016 bei einer Havarie gesunkene Gierseilfähre. Wegen eines Beladungsfehlers war sie mit einem Traktorgespann und einem Kleintransporter an Bord gesunken, der Fährmann und die beiden Passagiere konnten sich ans Ufer retten. Für den Neubau vorgegeben waren 20t Nutzlast, außerdem muss die Fähre im Ein-Mann-Betrieb zu fahren sein. Bei einer Länge von 20m (33m über die Rampen) und einer Breite von 7,50m kommt die »Posching« auf ein Gewicht von ca. 50t. Leer beträgt der Tiefgang etwa 65cm, voll beladen 90cm. An Bord ist Platz für 100 Personen, vier bis fünf Pkw oder einen Traktor mit Anhänger. Die Baukosten betrugen 1,05Mio.€, die Hälfte übernimmt das Land Bayern, den Rest teilen sich die Landkreise Deggendorf und Straubing-Bogen.

Für den Bau zeichnet Stahlbau Müller aus Oberwinter am Rhein verantwortlich, die Schiffselektrik installierte Naval Marine aus Duisburg, die Hydrauliksysteme lieferte Gross und Schilling Hydraulik. Das Power Management kommt vom Nettetaler Unternehmen ELDATA Elektrotechnik und Service.

Die »Posching« wird diesel-elektrisch von zwei Volvo Penta D5 angetrieben. Im Wasser arbeiten zwei Ruderpropeller von Kalkman mit 90 kW bei 1.470 Umdrehungen pro Minute. Betrieben werden die Aggregate mit GtL-Kraftstoff (Gas to Liquids) von Shell, nach einem Lieferanten suche man gerade, berichtet Tiefbauamtsleiter Markus Fischer, in dessen Zuständigkeitsbereich die Fähre fällt. Er rechnet damit, dass die »Posching« mit einer Tankfüllung von 5.000 l ein Jahr beziehungsweise eine Saison lang betrieben werden kann. »Wieviel wir tatsächlich brauchen, wird sich dann im Betrieb zeigen«, sagt er.

Bereits im Vorfeld hatte man untersucht, ob ein elektrischer Antrieb mit Batterien für den Neubau in Frage käme. »Es ist aber letztlich insbesondere an den derzeit noch hohen Kosten für die Batterien gescheitert«, sagt Fischer. Allerdings sei die Option damit nicht ganz vom Tisch. Wenn nach 20 Jahren Betrieb die jetzt eingebauten Generatoren ersetzt werden müssten, würde das diesel-elektrische Layout es erlauben, die Fähre auf den elektrischen Betrieb umzurüsten.

Auch die alte Gierseilfähre war ursprünglich für 20t Nutzlast ausgelegt, zuletzt waren aber nur noch 13t zugelassen, denn das Schiff verfügte nicht über ein geschlossenes Fahrzeugdeck. Das führte auch zum Untergang. Laut Fischer war der Auslöser ein Beladungsfehler, durch einseitige Belastung lief das Schiff »wie eine Badewanne« voll und sank.

Die alte Fähre hatte Autos und Personen ohne Motor über den Fluss von Mariaposching nach Stephansposching gebracht. Weil der Neubau die Überfahrt motorisiert und freifahrend meistert, werden die vier Fährleute des Landkreises derzeit geschult und eingewiesen. Schon während der Überführung waren sie von einem Sachverständigen der ZSUK eingewiesen worden. Am Ende steht noch eine praktische Prüfung an. Im Laufe des März wird Betrieb dann starten.
Felix Selzer