Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Schweinfurt hat ein innovatives Konzept für Nischenpoller an zwei Schleusen umgesetzt
Am Weser-Datteln-Kanal und in Köln ein Aufreger, am Main reine Routine: In den 19 Schleusen werden derzeit alle Nischenpoller ersetzt.Bei der jährlichen Sperrung der Wasserstraße werden die stählernen Helfer ersetzt. Das Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) Schweinfurt beweist damit, dass man Verschleiß durchaus verhindern kann.
Beim Bau der Schleusen in den 60er Jahren waren Beanspruchung und Auslastung durch die damaligen Schiffe weit geringer als heute. Auf dem Main verkehren heute jedoch bis zu 190 m lange Schubverbände sowie 135 m lange Einzelfahrer mit einer Abladetiefe bis zu 2,70 m. Also müssen auch die Poller angepasst werden. Die geforderte Zugbelastung von 300 kN (30 t) überschreitet die alten Vorgaben mal eben um das Sechsfache. Also musste etwas getan werden. Es galt, vorhandenes Material über gezielte Verstärkungen zu entlasten. So wurden 12 m tief gehende Anker direkt unterhalb der alten Nischenpoller durch die Spundwand gebohrt. Bei laufendem Schifffahrtsbetrieb wären die Arbeiten nicht möglich gewesen. Daher wurde die Erneuerung in zwei Abschnitten vorgenommen:
• 2018: Herstellung der Anker mit einem Ankerbohrgerät,
• 2019: Anbringen der neuen »Pollerstühle« in Spundwandnischen von einem Hubsteiger aus bei trockener Schleusenkammer.
Bei der Schleuse Dettelbach sei dies zwischen 2014 und 2015 erfolgt. In Marktbreit erfolgten die Maßnahmen 2018 bis 2019. Die neuen Poller, 80 sind es bei einem Durchmesser von 50 mm und einer Länge von 12,5 m allein in Marktbreit, halten Kräfte bis zu 854 kN aus. In Dettelbach sind es 160 Stück bei 50 mm.
Zweite Baumaßnahme: die Plattformpoller auf der massiven Stahlbetonplanie am Schleusenrand. Das Ganze geschieht auf einer Länge von beidseitig 300 m. Die schwierige Aufgabe habe darin bestanden, keine Belastungen auf die Spundwand zu übertragen. Dieses konnte durch eine entsprechend schwere Stahlbetonplatte erreicht werden, die in die neue Schleusenplanie integriert wurde. Die Plattformpoller mussten anschließend kraftschlüssig mit dieser Stahlbetonplatte verbunden werden. Die rechnerische Mindestbreite von 3 m bei einer Plattenstärke von 30 cm und einer Sauberkeitsschicht von 15 cm reichen aus, um die Zugkräfte (300 kN) direkt aufzunehmen.
Als zusätzlichen Pluspunkt für diese Stahlbetonplanie spricht die Aufnahme des neuen Stahlgeländers entlang der Schleusenkammer, was bei einer Asphaltplanie nicht möglich gewesen wäre.