Alle Jahre wieder ruht der Schiffsverkehr auf der Main-Donau-Wasserstraße für zwei Wochen. Die laufende Sanierung der Staustufen ist nötig, um die Bauwerke betriebsfähig zu halten
Es sind gewaltige Konstruktionen, die da auf ihren Einbau warten. Arbeiter verrichten die letzten Handgriffe. Zwei Flügel aus Stahl, je 16 t schwer, 7,50 m hoch, 7 m breit. Sie kosten rund 1 Mio. € und ersetzen künftig eines der Schleusentore in Marktbreit.
Zweieinhalb Wochen lang ruhte seit dem 26. März die Schifffahrt an Main, Main-Donau-Kanal und Donau. Insgesamt sind es Arbeiten an einer 760 km langen Wasserstraße. Lediglich lokale Fahrgastschiffe können dann örtlich noch fahren, der Durchgangsverkehr aber ist gestoppt. Auf dem Main oberhalb von Würzburg verkehren jährlich rund 5.000 Frachtschiffe und zusätzlich etwa 1.000 Fahrgastschiffe. Sie alle wussten rechtzeitig Bescheid und konnten sich auf die Sperrung vorbereiten.
»Wir werden pünktlich fertig«, verspricht Martina Michel, Bauleiterin an der Schleuse Marktbreit. Alles andere wäre auch schlimm. Allein 200 km Strecke mit insgesamt 19 Staustufen am Main von Rothenfels bis Viereth betreut das Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) Schweinfurt. Um den Betrieb aller Bauwerke zu sichern und erforderliche Mondernisierungen vorzunehmen, geht es gar nicht anders, als die Schleusen trockenzulegen.
So klafft jetzt in Marktbreit ein große, leere Wanne neben dem Main. Wie bei allen anderen Schleusen auch ist die Kammer 300 m lang und 12 m breit. Sie fasst den Inhalt von 100.000 Badewannen, 15 Mio. l Wasser drücken im gefüllten Zustand gegen Spundwände und Tore. Alljährlich werden daher alle neuralgischen Stellen dieser Bauwerke überprüft, instandgesetzt und, wenn nötig, erneuert. Dabei geht es im Drehlager, Drempel- und Wendesäulendichtungen, Poller und die Schleusenplanie. »Am kritischsten sind aber immer die beweglichen Teile«, sagt Heinrich Schoppmann, Leiter des WSA Schweinfurt.
Marktbreit ist in diesem Jahr ein Schwerpunkt der Sanierungsarbeiten. Hier allein werden dieses Mal rund 3 Mio. € verbaut, etwa die Hälfte des Gesamtbudgets. In der Regel ist jede Schleuse alle sechs Jahre für größere Reparaturen fällig. Doch der Aufwand lohnt, sagt Schoppmann. »Wir machen Marktbreit fit für die kommenden 50 Jahre.«
Es gibt statistische Daten, die stellen den Bauwerken entlang der deutschen Wasserstraßen ein nahezu vernichtendes Urteil aus. Sie seien hoffnungslos veraltet, größtenteils marode, Ersatzbauten kaum in angemessener Zeit zu finanzieren.
Davon will WSA-Chef Schoppmann nichts wissen. Ja, auch die Schleusen am Main sind 60 bis 95 Jahre alt. »Aber wir beweisen doch, dass wir die Anlagen in Schuss halten können.« Zugute kommt den heutigen Ingenieuren, dass ihre Vorgänger in früheren Zeiten überaus solide gebaut haben, ob in einem massives Mauerwerk oder mit Spundwänden.
Neben Marktbreit wurden in diesem Jahr auch die Schleusen Harrbach, Himmelstadt, Erlabrunn und Schweinfurt buchstäblich trockengelegt. Rund 35 Firmen sowie rund 100 Beschäftigte des WSA rückten zu den Baustellen aus, um die Arbeiten nach einen strengen Zeitplan zu erledigen
Seit Freitag, den 12. April, um Punkt 6.00 Uhr, hieß es dann wieder »Freie Fahrt« auf dem gesamten Main.
Die Maßnahmen im Überblick
–Schleuse Harrbach
• Trockenlegung der Schleusenkammer
• Erneuerung der Halslager
• Bauwerksinspektion einschließlich Messprogramm
– Schleuse Himmelstadt
• Trockenlegung der Schleusenkammer
• Bauwerksinspektion einschließlich Messprogramm
– Schleuse Erlabrunn
• Trockenlegung der Schleusenkammer
• Bauwerksinspektion einschließlich Messprogramm
– Schleuse Marktbreit
• Trockenlegung der Schleusenkammer
• Erneuerung der Schleusenplanie
• Erneuerung der Nischenpoller in der Schleusenkammer
• Erneuerung der Drempel- und Wendesäulendichtung
• Einbau eines neuen Schleusentores am Mittelhaupt
• Bauwerksinspektion einschl. Messprogramm
– Schleuse Schweinfurt
• Trockenlegung der Schleusenkammer
• Instandsetzung Kantenschutz
• Bauwerksinspektion einschließlich Messprogramm