Am Rhein stehen immer weniger Liegeplätze für die Schifffahrt zur Verfügung.
In Bingen wurde das Problem nun gelöst. Den Auftrag bekam die Firma Domarin
Aufgrund der in den letzten Jahrzehnten stark veränderten Rahmenbedingungen für die Rheinschifffahrt stehen derzeit nicht mehr genug sichere Liege- und Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung.
Viele frühere Liegestellen sind heute nicht mehr nutzbar, da sie den Anforderungen der modernen Binnenschiffe hinsichtlich Abmessungen, Wassertiefen und Festmacheeinrichtungen nicht mehr genügen. Weitere Liegemöglichkeiten sind aufgrund fremdbestimmter Umnutzungen ganz entfallen.
Deshalb wurde die Firma Domarin vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Bingen beauftragt, zwei neue Liegestellen zu errichten: Man habe den Zuschlag aufgrund des wirtschaftlichsten Angebotes erhalten, so Domarin.
Die eine Liegestelle an der Außenmole Bingen am linken Rheinufer ist 650m lang und befindet sich am Rhein-km 526,20 bis 526,85. Sie ist mit einer Pkw-Absetzbrücke ausgestattet. Der ebenfalls am linken Rheinufer gelegene zweite Liegeplatz, von Rhein-km 527,74 bis 527,88, ist 140m lang und steht ausschließlich havarierten Schiffen zur Verfügung.
Die beiden Liegestellen wurden von den Spezialisten für Spezialtiefbau der niederbayrischen Tief- und Wasserbaufirma Domarin aus Vilshofen unter Zuhilfenahme modernsten Großgeräts im November 2018 fertig gestellt. Seit Ende 2018 sind sie offiziell für die Binnenschifffahrt freigegeben.
Nach Angaben der ausführenden Baufirma wurden insgesamt 21 Großdalben mit einem Durchmesser von 1,22m, Wanddicken von 40mm und Längen von 19 bis 21m verbaut. Eine einzelne Dalbe wiegt ca. 25t. Weiter wurden alleine an der Liegestelle »Außenmole« fünf Personenstege mit 25m Länge und jeweils einer Zugangstreppe für variable Wasserstände installiert sowie eine Pkw-Absetzbrücke. Diese ist ebenfalls 25m lang, aber 8m breit. Insgesamt wurden bei den Liegestellen über 600t Stahl verbaut.
Zum Einsatz kam unter anderem der Hydraulikstelzenponton »Kilian«, ein auf der eigenen Werft in Erlenbach am Main gebauter, in Mitteleuropa wohl einzigartiger Spezialponton. Er ist aufgrund seiner 16m langen Stelzen für Einsätze in Wassertiefen von bis zu 12m geeignet. Aber auch bei Niedrigwasser mache er aufgrund seines Tiefgangs von weniger als 1m eine gute Figur, erläutert Domarin. Aufgrund seiner besonders stabilen Ausführung ist der Ponton geeignet, schwerste Geräte wie 200t schwere Großbohrgeräte, Seilbagger oder auch 50-t-Autokrane zu tragen, die auch von Bord des Pontons aus arbeiten können. »Aufgrund seiner 4 x 200t starken Hydraulikstelzen fühlen sich die jeweiligen Geräteführer, als würden sie an Land arbeiten – und nicht auf dem Wasser«, so der Tief- und Wasserbauspezialist.
Eine Herausforderung sei die Einhebung der über 40t schweren Pkw-Absetzbrücke sowie der Einbau der Rohrdalben mittels einer 15t schweren resonanzschwingungsarmen Hochfrequenzramme (Müller MS48HFV mit 840 kW Leistung) gewesen, berichtet die Baufirma. Durch die »ausgeklügelte Konstruktion und exzellente Stabilität« des Spezialpontons »Kilian« seien diese Arbeiten durch den darauf platzierten 115t schweren Seilkran jedoch problemlos möglich gewesen, heißt es.