Es gilt als eines der innovativsten Projekte der jüngeren Vergangenheit. Ab Herbst entsteht auf der Schiffswerft Barthel mit der »Elektra« das erste Elektro-Schubboot, das mit Batterien und Wasserstoff angetrieben wird. Das Brennstoffzellen-Schiff kostet 7 Mio. €
Die Brennstoffzelle gilt als Zukunftstechnologie, der mittel- und langfristig in der Binnenschifffahrt weitaus größere Chancen eingeräumt werden als zum Beispiel LNG. Doch aller Anfang ist schwer und teuer. Die »Elektra«, ein mit Brennstoffzelle und Batterien ausgestattetes Elektro-Schubboot, wird 7 Mio. € kosten. Die gesamten Projektkosten liegen mit 14 Mio. € sogar doppelt so hoch.
Seit drei Jahren wird dieses innovative Schiff bereits entwickelt. Acht Projektpartner haben sich dafür zusammengetan. Federführend ist die Berliner Hafen- und Lagerhausgesellschaft (BEHALA), für die das Schiff einmal fahren soll. Dazu kommen die Schiffswerft Hermann Barthel in Derben, diverse Zulieferer und als wichtiger Geldgeber der Bund. Er zahlt die Hälfte der Kosten, die andere Hälfte übernimmt die Behala.
Die 20 m lange und 8,20 m breite »Elektra«, die bei einem Tiefgang von 1,25 m auf eine Verdrängung von rund 150 t kommt, soll zunächst in Berlin und ab 2022 auch auf der Langstrecke nach Hamburg eingesetzt werden. Ende 2020 könnte das Schubboot den Testbetrieb aufnehmen, geplant iest eine ausgiebige Erprobung dieses Typ-Schiffes.
Es ist ein mutiger Schritt, ein rein elektrisch betriebenes Schubboot sucht man auf Europas Flüssen und Kanälen bislang vergeblich. »Aber für uns ist das ganz klar die Zukunft«, sagt Klaus Lichtfuß, Leiter der Logistik bei der BEHALA.
Die nötige Energie für die 2 x 200 kW leistenden Elektromotoren sollen leistungsfähige Batterien liefern, die von Land aus aufgeladen werden. »Das reicht für kurze Entfernungen«, sagt Lichtfuß. Im Streckenverkehr können an Bord aus Wasserstoff über eine Brennstoffzelle rund 300 kW an Leistung für die Grundlast erzeugt werden. Für Spitzenlast-Zeiten werden die Akkus zugeschaltet. Beim heutigen Stand der Technik reicht das für Distanzen von bis zu 130 km.
Bei einer Strecke von 400 km zwischen Berlin und Hamburg und einer Fahrtdauer von vier bis sechs Tagen muss nach der Abfahrt aus dem Berliner Westhafen unterwegs »gebunkert« werden. Mindestens zwei Zwischenstopps sind erforderlich, das Aufladen der Akkus dauert immerhin sieben bis acht Stunden.
Mit dem Hafen Lüneburg am Elbe-Seitenkanal (ESK) ist ein erster Partner bereits gefunden. Die Hafengesellschaft hat sich bereit erklärt, auf eigene Kosten rund 110.000 € in die benötigte Infrastruktur investieren, zur Hälfte auf eigene Kosten, zur anderen Hälfte mit Geld aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung. Im Gegenzug könnte in Lüneburg der Güterumschlag beflügelt werden. Mit Haldensleben nördlich von Magdeburg steht die BEHALA noch in Verhandlungen, »da sieht es auch gut aus«, so Lichtfuß.
Die »Elektra« könnte den Gütertransport dank ihres emissionsfreien und umweltfreundlichen Antriebs revolutionieren. Für die BEHALA könnte sie zum Beispiel den Schwergut-Leichter »Ursus« mit Turbinen von Siemens nach Hamburg schieben. Den 64,5 m langen und 9,5 m breiten Leichter (maximal 1.400 t Verdrängung) hatte die BEHALA 2012 angeschafft. Denkbar ist aber auch die Beförderung anderer Güter in zwei konventionellen Leichtern, sofern die Gesamtlänge 165 m nicht übersteigt.
Lichtfuß rechnet mit einer Signalwirkung für das gesamte Gewerbe. »Wir wollen zeigen, dass die Technik funktioniert und sich in der Praxis bewährt.« Wenn dies gelinge, könnten viele andere Projekte folgen. Nicht nur in der Güterschifffahrt, sondern vor allem auch auf Passagierschiffen. Bislang gibt es mit der im Sommer 2017 am Essener Baldeneysee in Dienst gestellten »Innogy« überhaupt erst ein Ausfluggsschiff, das mit ähnlicher Technik unterwegs ist.