Ökologische Modernisierung, Landstromanlagen, Niedrigwasser – zu diesen Themen informierte sich die nordrhein-westfälische Umweltministerin Ursula Heinen-Esser bei einem Ortstermin. Den Verkehrsträger Binnenschifffahrt sieht sie als wichtigen Baustein für eine umweltfreundliche Verkehrswende.
Eingeladen hatte der Verein für europäische Binnenschifffahrt und Wasserstraßen e.V. (VBW) in Duisburg. Bei einer Besichtigung des Tankschiffes »Volantis« des VBW Mitgliedsunternehmens Imperial Logistics konnte sich die Ministerin praxisnah über die technischen und wirtschaftlichen Herausforderungen informieren, mit denen sich Schiffsbetreiber bei der ökologischen Modernisierung von Binnenschiffen konfrontiert sehen.
Beim sich anschließenden Expertengespräch an Bord des FGS »Acheloos« tauschte sich Heinen-Esser mit VBW-Vertretern aus der Schifffahrt, der Hafenwirtschaft, der Industrie und der deutschen und niederländischen Verwaltung zu verschiedenen Nachhaltigkeitsthemen aus.
»Kleinere Schiffsbetreiber benötigen dringen Unterstützung«
Der Besichtigungstermin vor Ort zeige, dass sich die Unternehmen in der Binnenschifffahrt dieser Herausforderung stellen, so Heinen-Esser. Es sei aber auch deutlich geworden, dass es keine technischen Einheitslösungen für alle gebe. »Größere Schiffsbetreiber investieren zunehmend in modernen Schiffsraum und Energieeffizienzmaßnahmen. Allerdings gibt es auch viele kleinere Schiffsbetreiber in Deutschland, die nicht das Kapital für derartige Investitionen tätigen können, die schnell fünf- bis sechsstellige Beträge erreichen. Diese benötigen dringend Unterstützung«, so die Ministerin.
Die im Masterplan Binnenschifffahrt des Bundesverkehrsministeriums vorgesehenen Fördermaßnahmen seien hierfür geeignet. Heinen-Esser hofft jetzt auf eine schnelle Umsetzung. »Zudem hat das NRW-Wirtschaftsministerium signalisiert, dass die NRW.BANK ihre Energieeffizienzkredite für die Binnenschifffahrt öffnen wird«, erklärte VBW-Geschäftsführer Marcel Lohbeck.
Förderung von Landstromanlagen in Binnenhäfen und Kommunen
»Da der Masterplan Binnenschifffahrt bislang nur eine Bundesförderung für mobile Landstromeinrichtungen und Bordnetze vorsieht, benötigen wir dringend eine Landesförderung für diese Einrichtungen, da die hohen Investitionskosten nicht über den Strompreis wieder eingespielt werden können. Landstromanlagen tragen zu einer erheblichen Emissionssenkung im stadtnahen Bereich bei und helfen die Akzeptanz der Bevölkerung für die liegende Schifffahrt zu erhöhen«, so VBW-Präsidentin Patricia Erb-Korn, Geschäftsführerin der Rheinhäfen Karlsruhe.
Minimierung außergewöhnlicher Niedrigwasserereignisse
Ein weiteres Thema war die Stärkung des Systems Schiff/Wasserstraße/Häfen gegenüber außergewöhnlichen Niedrigwassersituationen. Das Niedrigwasser in 2018 hatte zu erheblichen Verlusten der Industrieunternehmen an den Wasserstraßen und hohem volkswirtschaftlichen Schaden geführt. Experten befürchten, dass sich derartige Ereignisse durch den Klimawandel zukünftig häufen könnten.
VBW-Vizepräsident Niels Anspach, BP Europa SE und VBW-Beiratsmitglied Joachim Schürings, Thyssenkrupp Steel Europe forderten die Politik auf, gemeinsam mit der Industrie und den Umweltverbänden über geeignete Maßnahmen zur zukünftigen Minimierung außergewöhnlicher Niedrigwasserereignisse nachzudenken und frühzeitig entsprechende Planungen anzugehen.