Der Güterverkehr auf dem österreichischen Donauabschnitt ist 2018 um ein Viertel zurückgegangen. Der Ruf nach einem länderübergreifenden Wasserstraßenmanagement wird lauter
Der Güterverkehr auf der österreichischen Donaustrecke hatte im vergangenen Jahr keinen guten Stand. Gleich um 25% auf 7,2Mio.t ist das Güteraufkommen auf der Donau von, nach und durch Österreich gegenüber dem Jahr zuvor zurückgegangen. Der Grund dafür: Das über mehrere Monate anhaltende Niedrigwasser. »Ein geringeres Transportaufkommen wurde zuletzt vor 25 Jahren beobachtet«, kommentierte die Statistik Austria die Zahlen über den Donauverkehr. Demnach sanken die Importe um 21%, die Exporte um 25% und der Transitverkehr um 33%. Interessant dabei: Der innerösterreichische Verkehr legte um 18% zu.
Die für die Güterschifffahrt notwendige Abladetiefe von 2,50m war während der Niederwasser-Phase nicht zu halten, räumt Hans-Peter Hasenbichler, Geschäftsführer der österreichischen Wasserstraßengesellschaft viadonau im Gespräch mit der »Binnenschifffahrt« ein. Teilweise lag die Abladetiefe bei 1,80m, für die Schiffe keine gute Voraussetzung für einen wirtschaftlichen Transport.
»2018 war ein Extremjahr«, erläutert Hasenbichler. »Die Transportwirtschaft sollte deswegen nicht das Vertrauen in die Donau als Transportweg verlieren«, betont der Manager. Dieser mögliche Vertrauensverlust bereitet viadonau ernsthaft Sorgen und so will man der Logistikbranche mit zahlreichen Initiativen signalisieren, dass es sich lohnt, Güterverkehre auf dem umweltfreundlichen Wasserweg zu befördern.
Dass in Österreich die Donau und damit zusammenhängend die Infrastruktur gut »in Schuss« ist, belegte die im Vorjahr durchgeführte Kundenbefragung in allen Donau-Anrainer-Staaten. Benotet wurde nach dem Schulnoten-System und viadonau hat dabei mit dem besten Zeugnis abgeschnitten. Mit der Note 1,42 wurde die Qualität der Instandhaltung der Fahrrinne in Österreich bewertet. Das bedeutet eine 95%ige Zufriedenheit mit der Donauinfrastruktur in Österreich. Auf den Plätzen zwei und drei lagen Deutschland und die Slowakei. Je östlicher desto schlechter die Noten in Ungarn, Serbien, Ukraine und Rumänien. Bulgarien bildete das Schlusslicht mit Note 3,43.
Von Seiten der Wirtschaftskammer Österreich wurde erst jüngst wieder eine starke, länderübergreifende Institution mit Exekutivgewalt gefordert, die sich um die Instandhaltung der Donau auf der gesamten Wegstrecke kümmert. Hasenbichler hält dieses Ansinnen für nicht zielführend, sondern plädiert für eine grenzüberschreitende Koordination, aber die Instandhaltungsarbeiten sollten von den einzelnen Ländern verantwortet werden.
Internationale Zusammenarbeit
Das EU-Projekt FAIRway ist ein Beispiel dafür, wie grenzüberschreitende Kooperation funktionieren kann. Viadonau ist dabei die Koordinationsdrehscheibe. Bei diesem Projekt geht es darum, die Wasserstraßenverwaltungen in sechs Ländern entlang der Donau mit Know-how und Geld zu unterstützen, damit die Donau für die Güter-und Personenschifffahrt möglichst gut an vielen Tagen im Jahr befahrbar ist. In diesen sechs Ländern fehlt es meist am Geld, um beispielsweise die notwendigen Geräte für die Instandhaltung der Donau zu beschaffen. Aber es geht auch darum, Pegelprognosen länderübergreifend auszutauschen, um die Fahrrinne freizuhalten, damit optimale nautische Bedingungen für die Schifffahrt geschaffen werden können.
Unter FAIRway werden nationale Aktionspläne sowie der Ankauf moderner Ausrüstung und die Durchführung von Pilotaktivitäten zwischen den genannten Ländern untereinander abgestimmt. Benötigt Rumänien, Serbien oder Bulgarien beispielsweise Equipment für die Instandhaltung, macht viadonau die Bedarfsprüfung und führt die Ausschreibungen durch. International als Projektkoordinator involviert ist viadonau auch beim Projekt RIS Comex. Im Fokus steht hier die Realisierung von Informationendienstleistungen für Behörden und Logistiker in der Binnenschifffahrt und die Überführung der Services in einen nachhaltigen Betrieb. Im Vordergrund stehen dabei der Abbau der administrativen Barrieren (grenzüberschreitendes elektronisches Melden), die Effizienzsteigerung in der Binnenschifffahrt (grenzüberschreitender Informationsaustausch für Logistik) sowie die bessere Planbarkeit der Binnenschiffstransporte und die Verkürzung der Reisezeiten (grenzüberschreitende Reiseplanung, Portal für Fahrwasserinformationsdienste). Zudem sollen durch gezielte Maßnahmen folgende Kriterien sichergestellt werden: Evolution der RIS Standards, akzeptables Qualitätsniveau der angebotenen Binnenschifffahrtsinformationsdienste sowie Betriebssicherung der RIS Infrastrukturen.
Viadonau unterscheidet sich von anderen Wasserstraßenverwaltungen in der Integration der Logistik in das Kerngeschäft Instandhaltung. So wurden in den vergangenen Jahren verschiedene Initiativen gestartet, um mehr Güter auf das Wasser zu bringen. Das in Form von Workshops für verschiedene Güterarten. In diesem Jahr steht ein Workshop mit Fokus auf petrochemische Produkte auf dem Programm. Relevante Stakeholder um einen runden Tisch zu versammeln und die Möglichkeiten für den Transport derartiger Produkte mit dem Binnenschiff auszuloten, ist der Sinn der Sache. Hasenbichler: »Diese Workshops haben bewirkt, dass beispielsweise Betonteile oder Windräder auf der Donau transportiert wurden und werden.« Viadonau hat das Personal und die Expertise Verladern und Logistikern in Sachen Logistik beratend zur Seite zu stehen.
So geht Hasenbichler in diesem Jahr auf die deutsche Wasserstraßenverwaltung zu, um diese bei grenzüberschreitenden Projekten ins gemeinsame Boot zu holen. Auf der diesjährigen Fachmesse transport logistic in München wird viadonau kräftig mit den österreichischen Donauhäfen Flagge zeigen und auf potenzielle Verlader zugehen.
Josef Müller