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Die Zahl der Schiffswerften, die mit Neubauten in Ostdeutschland gut im Geschäft sind, lässt sich kaum noch an zwei Händen abzählen. Zu ihnen gehört auch die Neue Oderwerft

Das Schiffbauunternehmen aus Eisenhüttenstadt hat sich seit seiner Privatisierung auf Behörden- und auf Schiffe für Wasserbau- und Pflegearbeiten an Wasserstraßen sowie auf die Instandhaltung der Oder- und Haveleisbrecher spezialisiert. Auftraggebern für die neue Oderwerft sind Wasserstraßen- und Schifffahrtsämter aller Bundesländer. »Neue« Oderwerft deshalb, weil ihre Vorgängerin, »Oderwerft Eisenhüttenstadt«, Ende der 1990er-Jahre in die Insolvenz gegangen war.

Die heutige Geschäftsführerin Elke Ruchatz hat, um die Arbeitsplätze ihrer Belegschaft und für sich selbst zu retten, damals den Mut aufgebracht, die Schiffswerft dem Land Brandenburg auf Kredit abzukaufen und wieder in Betrieb zu nehmen. Das ist ihr am 6. September 1999 erfolgreich gelungen.

Die Auftragslage ist seither erstaunlich gut. Ihre 22-köpfige Belegschaft ist mehr als ausgelastet. Zwei Azubis erlernen bei ihr den Beruf von Konstruktionsmechanikern, wofür früher die Berufsbezeichnung Schiffbauer ausgereicht hat. »Wir haben keine andere Wahl«, sagt sie. »Der Arbeitsmarkt für Schiffbauer ist leergefegt. Wir müssen uns selbst helfen.«

Häufige Gäste an der Werft sind Eisbrecher, die für den Wintereinsatz vorbereitet werden. Da in diesem Winter kein Eisaufbruch nötig war, gilt es diesmal an den Eisbrechern »Hohensaaten« und »Frankfurt« vor allem turnusmäßige Arbeiten zu erledigen, um die Klasse zu halten. Es geht im Wesentlichen um die Ausführung kleinerer Reparaturen und neuer Anstriche. »Schäden vom Eisaufbruch, wie sie in früheren Wintern die Regel waren, gab es nicht«, erläutert Ruchatz.

Dann zählte sie auf, was sich alles in Bau befindet: Eine Bauhütte für das WSA Berlin sei fast fertig. In der jüngeren Vergangenheit gab es bereits mehrere Projekte dieser Art. Ihr größter Auftrag sei der Bau von zehn Wahrschauerflößen, den sie von der Fachstelle für Maschinenwesen Südwest in Koblenz erhalten habe, so die Werftchefin. Zwei seien praktisch fertig, andere befänden sich in der Ausrüstung oder noch in der Konservierung. Zwei der Flöße seien für Duisburg-Meiderich bestimmt, zwei für Duisburg-Rhein, zwei für Bingen, zwei für Nürnberg und zwei für Köln, so Ruchatz.

Dann würde eine Klappschute für das WSA Lauenburg gebaut und ein Schwimmgreifer für das WSA Minden. Auch ein paar stählerne Handkähne stünden auf der Orderliste, die ebenfalls neu zu bauen seien. »Es ist etwa für ein halbes Jahr ausreichend Arbeit vorhanden, um gut über den Sommer zu kommen«, sagt die Chefin der Neuen Oderwerft.


Christian Knoll