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Auf der Hitzler-Werft ist ein ausrangierter Einhüllen-Tanker von Dettmer zu einem Schubboot umgebaut worden. Das Baustoffunternehmen Rüdebusch wird die neue Einheit künftig nutzen, um Transporte von der Straße aufs Wasser zu verlagern

Seit dem 1. Januar 2019 ist das endgültige Aus für Einhüllentanker auf Europas Wasserstraßen besiegelt. Von wenigen Ausnahmen abgesehen dürfen sie keine Flüssiggüter mehr befördern. Das heißt für die Schiffe: Verschrottung oder Verkauf ins Ausland. Auf der Hitzler-Werft in Lauenburg aber hat einer der ausrangierten Tanker eine »zweite Chance« erhalten.

Im Auftrag des Transportunternehmens Rüdebusch aus Braunschweig wurde die alte »Dettmer Tank 51« zu einem Schubboot umgebaut. »Wir haben Bedarf an Schiffen, wollten aber nicht in einen teuren Neubau investieren«, erzählt Markus Brömmel, technischer Betriebsleiter von Rüdebusch. Das Unternehmen transportiert Baustoffe, oft quer durch die Republik. Neu von der Werft koste eine Schubeinheit etwa eine 600.000 bis 700.000 €.

Daher sei schon im Sommer vergangenen Jahres die Idee entstanden, einem alten Einhüllen-Tanker, der fürs Abwracken zu schade sei, für weitaus weniger Geld zu ein Schubboot umzubauen. Für wie viel genau, bleibt ein Betriebsgeheimnis.

Das Konzept hat Brömmel zusammen mit Werner Büker, dem technischer Leiter der Hitzler Werft, entwickelt. Die 86 m lange »Dettmer Tank 51« wäre sonst vermutlich auf dem Schrott gelandet. So aber bekommt das einstige Tankschiff einen zweite Chance – als Schubschiff.

Die Hitzler Werft hat einige Erfahrungen mit Umbauten. Zuletzt war für BCF (Börde Container Feeder) ein Schiff verlängert worden, um mehr Boxen aufnehmen zu können (siehe Binnenschifffahrt, November-Ausgabe 2018). Dieses Mal ging’s anders herum. Zwei harte Schnitte durch den Stahl unmittelbar vor dem Steuerhaus und am Bug, um das mehr als 60 m lange Mittelschiff mit den Tankkammern herauszutrennen. »Wir hatten das Glück, dass das Dettmer-Schiff bereits als Schubeinheit ausgelegt war«, so Brömmel. Bug und Heckteil wurden anschließend wieder zusammengeschweißt – zu einem 23,50 langen Schub-Schlepper.

Das Vorhaben sei nicht frei von Risiken gewesen, räumt Brömmel ein. »Meines Wissens ist so etwas zuletzt in den 1970er Jahren versucht worden.« Daher wurde viel berechnet, neu geplant, immer wieder angepasst. »Das geht nicht nach 08/15, da hatten wir viel Respekt.«

Neben den Stahlarbeiten musste auch die komplette Elektrik erneuert werden und das neu verschweißte Schubschiff mit Blei ausbalanciert werden. Mehrfach musste der Umbau mit der SuK in Mainz abgestimmt werden. »Wir haben von Anfang an Unterstützung bekommen, aber es waren viele Details zu klären.«

Einige Abstriche mussten auch gegenüber einem speziellen Design eingegangen werden. So liegt der Tiegang bei 1,80 m gegenüber 1 m bei einer reinen Neukonstruktion. »Aber bei einer Breite von 9 m kommen wir trotzdem überall hin«, sagt Brömmel.

Mittlerweile ist der Umbau abgeschlossen. Aus der »Dettmer Tank 51« wurde die »Lian R.«. Geblieben ist die gesamte Hecksektion mit einem Deutz-Motor, der seine Leistung von 780 PS auf den Propeller bringt. Lediglich die Wasserpumpe muste ersetzt werden, dazu wurden die Ventile erneuert. Vorn ist außerdem das Bugstrahlruder erhalten geblieben, der dem Schuber einen sehr kurzen Wendekreis ermöglicht. Außerdem sind auch die alten Lösch-/Ladepumpen an Bord geblieben. So könne die »Lian R.« auch als Bergungsschiff eingesetzt werden und andere Schiffe notfalls auspumpen.

Mit Hilfe des neu-alten Schubboots sollen künftig Asphalt, Steine und Sande, Splitt und Beton-Aufbruch transportiert werden. Bis zu 2.700 t können auf einen passenden Leichter geladen und bewegt werden. Vom Rüdebusch-Werk im Harz auf den Wasserwegen durch ganz Deutschland über Rhein und Mosel, in die Benelux-Länder oder auch nach Polen. Saar und Donau seien dagegen kein Fahrtgebiet, »das ist nicht unser Revier.«

Bisher verfügte Rüdebusch über einen eigenen Leichter, ein anderes Schubboot und ein konventionelles Großmotorgüterschiff. Auf weitere Tonnage kann bei Bedarf zurückgegriffen werden. »Die Logistik von und zur Baustelle erfolgt per Lkw, aber bis zum Mischwerk können ebenso gut Schiffe eingesetzt werden. Lkw-Transporte seien auf vielen Strecken wegen der zahlreichen Staus oft nicht mehr sinnvoll. »Wir haben Anfragen für so große Mengen, dass wir sie auf der Straße gar nicht in den vorgebenen Fristen bewegen können«, sagt Brömmel. Daher würde er die Rüdebusch-Flotte weiter ausbauen.

Leichter werden gebraucht. Nach einem erfolgreichen Pilot-Umbau könne er sich gut vorstellen, weitere Ex-Tanker umzubauen. Der Bedarf sei da, alte Tonnage stehe auch zur Verfügung, unter anderem ein weiterer ausrangierter Einhüllen-Tanker von Dettmer. »Am Ende ist es eine Frage des Preises«, sagt Brömmel. Vor weiteren Projekten wolle er deshalb erst einmal die Endabrechnung für den Umbau der »Dettmer Tank 51« abwarten. »Danach wissen wir mehr.«


Krischan Förster