Vom Rhein bis zur Oder

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Bei Finowfurt ist der erste Spatenstich für den Ausbau der Havel-Oder-Wasserstraße erfolgt. Auf einer Strecke von 7 km erfolgt jetzt der Lückenschluss, um auch dort Schiffen und Schubverbänden von bis zu 115 m Länge die Passage zu ermöglichen

Mit der Maßnahme wird eine rund 7km lange Lücke zwischen zwei bereits ausgebauten Abschnitten geschlossen. Dies sei ein weiterer wichtiger Schritt hin zu einer verbesserten Befahrbarkeit der Havel-Oder-Wasserstraße, teilte die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) jetzt mit. Weitere Ausbauschritte sollen noch folgen.

Damit künftig Schiffe und Schubverbände mit einer Länge von bis zu 115m, einer Breite von 11,45m und einer Abladetiefe von 2,80m die Havel-Oder-Wasserstraße befahren können, wird die Wasserspiegelbreite um mehr als 20m erweitert und der Kanal um 1m vertieft. Der mit Ton gedichtete Streckenabschnitt und ein Steinschutz, der vor Erosionen schütze, machten die Realisierung des Projekts besonders aufwändig, hieß es.

Der Ausbau der Havel-Oder-Wasserstraße ist im Bundesverkehrswegeplan als vordringliche Maßnahme aufgeführt. Die rund 135km lange Havel-Oder-Wasserstraße verbindet Berlin mit den Seehäfen Stettin und Swinemünde. Das konkrete Bauprojekt erfolgt zwischen HOW-km 55,496 (Marienwerder) und km 63,217 (Lichterfelde).

»Heute gibt es zwei gute Nachrichten für die Region. Wir setzen den Spatenstich für den Ausbau der Havel-Oder-Wasserstraße und wir stellen wichtige Weichen für das bedeutendste Straßenbauprojekt der Region – die neue B 167«, sagte Enak Ferlemann, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium (BMVI).

Der Lückenschluss mache die Strecke für die Binnenschifffahrt durchgängig befahrbar und damit als Transportweg attraktiver. Das sei ein entscheidender Aspekt des Masterplans Binnenschifffahrt. Zudem werde sich die neue B 167 in einigen Abschnitten an die Wasserstraße anschmiegen. Durch die neue Anbindung an die A 11 würden Finowfurt und Eberswalde vom Verkehr entlastet.

Diese beiden Bauprojekte seien Beispiele für die hervorragende Zusammenarbeit zwischen Bund und Land. Die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung und die Kommunalverwaltungen Brandenburgs hätten sich so abgestimmt, dass die Vorhaben aufeinander aufbauen. Damit werde das Verkehrsprojekt 17, das ursprünglich nur vom Rhein bis Berlin vorgesehen war, nun darüber hinaus bis zur Oder für den Verkehr mit Großmotorschiffen und Schubverbände durchgängig fortgeführt, so Ferlemann.

Vom Rhein bis zur Oder

Auch Heinz-Josef Joeris, Abteilungsleiter Wasserstraßen in der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt (GDWS), hob hervor: »Für die moderne Schifffahrt auf der Havel-Oder-Wasserstraße bedeutet der Ausbau des Streckenabschnitts künftig eine bessere Planbarkeit und mehr Abladetiefe.«

Andere Engstellen bleiben

Ines Jesse, Staatssekretärin im brandenburgischen Infrastrukturministerium, begrüßte die Entscheidung der Bundesregierung, den Ausbau der Wasserstraße fortzusetzen und die B 167 um Finowfurt und Eberswalde herumzuführen. Gleichzeitig erinnerte die SPD-Politikerin aber daran, dass es im Land Brandenburg rund 1.350km Haupt- und Nebenwasserstraßen gebe, so viel wie in keinem anderen Bundesland. Und dass es noch etliche andere Engstellen an anderen Wasserstraßen gebe, die es verhinderten, die Binnenschifffahrt als umweltfreundlichsten und leistungsstarken Verkehrsträger für Massen-, Stückgüter und Schwerlasten zur Geltung zu bringen.

Als Beispiele führte sie den notwendigen Neubau der Schleuse Fürstenwalde an der Spree-Oder-Wasserstraße, die Ertüchtigung der Schleuse Kleinmachnow am Teltowkanal sowie den Ausbau der Zufahrt zum HavelPort Wustermark am Havelkanal an. Alle industriellen Wachstumskerne ihres Bundeslandes lägen an Hauptwasserstraßen, so Jesse. Diese könnten aber nur dann auf eine leistungsfähige Binnenschifffahrt vertrauen, wenn diese drei Hindernisse möglichst bald beseitigt würden.

Das Baununternehmen Strabag Wasserbau aus Hamburg hatte Anfang Februar den Zuschlag für das rund 65 Mio. € teure Projekt erhalten. Vorstandsmitglied Marcus Kaller, Kaufmännischer Unternehmensbereichsleiter, würdigte die gute Zusammenarbeit mit der GDWS und dem WSA Eberswalde. Die Preisverhandlungen seien mit großer Fairness geführt und zu einem beiderseits zufriedenstellenden Kompromiss gebracht worden. »Wie werden bestrebt sein, die Terminvorgaben einzuhalten und das Projekt mit hoher Qualität zu Ende führen«, versprach Kaller.

Ralf Dimmek, Sachbereichsleiter im WSA Eberswalde und gleichzeitig Vertreter des Amtschefs, bezeichnete die endgültige Fertigstellung der Oder-Havel-Wasserstraße als »wichtigste Lebensaufgabe« in seinem mehr als 30-jährigen Arbeitsleben im WSA Eberswalde. Er habe seine Liebe zu dieser Wasserstraße bereits als junger Bauleiter bei der Fertigstellung der Westschleuse von Hohensaaten Ende der 1980er Jahre entdeckt. »Und diese Liebe hat mich seitdem nicht mehr losgelassen.«

Dimmek begrüßte, dass der Beschluss des Bundesverkehrsministeriums aus dem Jahr 2012, die bis dahin laufenden Ausbaumaßnahmen einzustellen und nur noch die Wasserstraßenunterhaltung fortzuführen, endlich revidiert worden sei. Nun komme es darauf an, schnell die Planungskapazitäten wieder hochzufahren, neues Personal einzustellen und die Bagger arbeiten zu lassen. Ziel müsse es sein, in einer angemessenen Zeit die Oder-Havel-Wasserstraße als gleichwertigen Bestandteil der nach Wasserstraßenklasse Va eingestuften Verbindung vom Rhein bis zur Oder an die Schifffahrt übergeben zu können.


Christian Knoll