Wenn es um den Umschlag schwerer und sperriger Geräte in der Neckarregion geht, ist der Hafen Heilbronn eine Option. In einem Zukunftsplan sollen nun weitere Schwergutpotenziale ermittelt werden
Toni Sabo, Leiter der Abteilung Binnenhäfen des Amts für Liegenschaften und Stadterneuerung in Heilbronn, berichtet von einem steigenden Interesse für Schwergutverladungen während der vergangenen rund 18 Monate. Regelmäßig werden nach seinen Angaben MAN-Motoren über den Hafen verschifft, die beispielsweise für die großen Kreuzfahrtschiffe von Aida Cruises bestimmt sind. Die Endmontage erfolgt in Heilbronn in unmittelbarer Nähe zum Schwerlastterminal. Danach werden die Motoren am Hafen zwischengelagert, bevor sie auf Binnenschiffe verladen werden, die sie zur Meyer Werft nach Papenburg oder zu den Seehäfen Rotterdam und Antwerpen bringen. »Pro Schiffsladung kommen bis zu vier solcher Motoren an Bord«, sagt Sabo.
Kürzlich wurde ein Spezialfahrzeug umgeschlagen, ein sogenannter Brammentransporter, der für ArcelorMittal im belgischen Hafen Gent bestimmt war.
Das 132t schwere Gefährt wurde von der Ulmer Kamag Transporttechnik produziert, Tochter von Transporter Industry International (TII). An seinem künftigen Einsatzort wird es glühende, bis zu 150t schwere Rohstahlteile, sogenannte Brammen, transportieren. Mit dem Binnenschiff »Fidelis« wurde die Fracht bis nach Belgien transportiert.
Neben dem Schwergutkai für Kolli bis 400t im RoRo-Umschlag werden im Hafen Heilbronn hauptsächlich Massengüter wie Kies, Sand, Steinsalz, Kohle, Mineralöle, Holz und Futtermittel verladen. Insgesamt 24 Krananlagen, fünf davon mit einer Hubkraft für bis zu 20t, stehen zur Verfügung, darüber hinaus gibt es drei Getreideförderanlagen, drei Mobilkrane, drei Umschlaganlagen für Öl sowie fünf Salzschütten.
Seit 2012 werden auch Container über den Hafen verschifft. Das Kombi-Terminal Heilbronn ist ein Gemeinschaftsunternehmen der Unternehmensgruppe Wüst und der Karl Schmidt Spedition. Auf einer Fläche von 22.000m2 wurden ein Liegeplatz für ein Motorschiff sowie die entsprechenden Kran- und Gleisanlagen geschaffen. Das Terminal ist auch an die nahe Industrie- und Hafenbahn angeschlossen.
Diversifikation im Güterumschlag als Ziel
Die Betriebsfläche des Heilbronner Hafens beläuft sich insgesamt auf ca. 80ha, 27ha entfallen auf Wasserflächen. Die Kais haben zusammengenommen eine Länge von ca. 7,6km, das Gleisnetz für die Industrie- und Hafenbahn ist 18km lang. Im Hafen gibt es eine knapp 250.000m2, große Freilagerfläche, die gedeckte Lagerfläche ist mit ca. 106.000m2 angegeben. Ergänzt wird das Angebot durch einen ca. 51.000m3 großen Tankraum.
Der wasserseitige Umschlag sei in den vergangenen Jahren insgesamt rückläufig, berichtet Sabo, der dies vor allem auf die Bereiche Kohle und Salz zurückführt. »Nachhaltiges Ziel ist es deshalb, auf Branchendiversifikation zu setzen«, sagt der Manager. Man wolle eine breite Produktpalette anbieten und damit attraktiv bleiben. Um ein Zukunftskonzept für die Heilbronner Binnenhäfen zu finden, sind derzeit Gutachter im Einsatz. Unter anderem wird der Frage nachgegangen, ob in Zukunft nur noch an hafenaffine Betriebe vermietet wird oder auch andere Nutzungen denkbar sind. Ergebnisse sind laut Sabo gegen Ende dieses Jahres zu erwarten.
Beim Umschlag für das laufende Jahr hat der Hafen das Ziel, »mindestens das Vorjahresniveau zu erreichen.« Das waren rund 2,18Mio.t (2017: 2,46Mio.t). Künftig sehen die Heilbronner aber ein Potenzial für zusätzlichen Umschlag in ihrem Hafen.