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Mit einem doppelten Stapellauf, einer davon ergänzt um eine feierliche Schiffstaufe, gab die GSYard in Groningen-Waterhuizen den Auftakt für ihr traditionelles Sommerfest der Werft und lieferte ausreichend Grund zum Feiern

Gelegentlich müssen Daniel Gausch und Christian Hochbein, die beiden Chefs der GSYard, auf nachbarschaftliche Hilfe bauen. So auch Mitte Juni, als im Abstand weniger Stunden zwei Stapelläufe zelebriert wurden. Mit der Pattje-Shipbuilding ist diese nachbarliche Unterstützung möglich.

Als die letzte Pallung von Werftmitarbeitern mit kräftigem Hammerschlag umgelegt wurde, gab es für den Kasko der »Tom Burmester« kein Halten mehr. Erst zaghaft, dann aber mit entsprechender Vehemenz und großem Wellenschlag schob sich der 85m lange Kasko seitlich in den Nebenarm des Winschoter Dieps. Zuschauer hatten vorausschauend reichlich Abstand genommen, um keine nassen Füße zu bekommen. Die beiden Schlepper »Gyas« und »Waterpoort« mussten die Trossen mächtig spannen, dennoch ließ sich ein Kontakt zwischen dem Bug des jüngsten Neubaus der Reederei Burmester mit dem gegenüber liegenden Ufer nicht gänzlich vermeiden.

Viel Zeit blieb den Werftleuten nicht, das auf 1.541t Ladevermögen ausgelegte Tankschiff an der Kaje festzumachen. Auf der eigenen Längshelling der GSYard wartete das Bunkerboot »Fee« auf seinen ersten Wasserkontakt. Allerdings sollte die »Fee«, der Namensgeber ist eine gleichnamige Hündin, zunächst feierlich getauft werden. Mit festem Schwung und nach dem Vortrag eines selbst verfassten Gedichtes ließen die Taufpatinnen Finja und Jana Glüsing die Champagnerflasche am Bug zerschellen. Vater Arne Glüsing, einer der Geschäftsführer der Bunker- und Mineralöltransporte Glüsing aus Cuxhaven, nahm die Aktion freudig zur Kenntnis.

Die »Fee«, die in den kommenden Wochen abgebaut wird, ist auf 1.160t Tragfähigkeit mit einem Tankvolumen von 1.250m³ ausgelegt und wird vom Unternehmen auf der Weser eingesetzt.

Eher auf Kanälen unterwegs ist der neue Tanker. Es ist bereits das siebte Schiff, das Christian Büchting bei der GSYard in Auftrag gegeben hat. Erneut hat sich der Luxemburger Reeder mit der »Tom Burmester« für ein Schiff der Sunrise-Serie entschieden. An der Entwicklung dieses Konzeptes war Büchting seinerzeit direkt beteiligt.

»Tankertausch« Ende August

Das bislang zur Burmester-Flotte gehörende namensgleiche Schiff, ebenfalls gebaut in Waterhuizen, hat Büchting an die Werft verkauft. Zu Ende August ist dann ein »fliegender Wechsel« geplant: Dann wird Büchting den neuen Tanker abholen und den gleichnamigen Tanker aus dem Baujahr 2010 am Winschoter Diep abgeben.

Der jüngste Neubau ist nahezu bau­gleich mit der im Frühjahr in Dienst gestellten »Katharina Burmester«. »Abmessungen und Ausstattungen sind beinahe identisch und auf Kanalfahrten ausgerichtet. Nur die Generatoren kommen jetzt von JCB anstatt von John Deere und die Hauptmaschine ist von Volvo Penta. »Die ist sparsamer als die bisher verbauten Motoren von MTU«, sagt Büchting.

Ohne großes Aufheben hat die in Luxemburg residierende Reederei Burmester bereits vor gut zehn Monaten eine weitere Veränderung in ihrer Schiffsflotte vorgenommen. Der aktuell unter dem Namen »Florian Burmester« in Fahrt befindliche Tanker war bis dato als »Necton« unterwegs und wurde von der Hogau als Eigner gechartert. Mit dieser Verstärkung will die Reederei insbesondere Destinationen entlang des Rheins bedienen. Befrachtet wird die »Florian Burmester« von der Main Tank Schifffahrt (MTS). Die Gesamtflotte von Burmester umfasst nach den Veränderungen nun neun Schiffe. Mit dieser Flotte sieht Büchting seine Reederei gut aufgestellt. »Natürlich werden wir auch in Zukunft nach rechts und links schauen, ob sich neue Perspektiven ergeben, aber das ganz ohne Druck«, zeigt sich der Reeder zufrieden.

Mit Blick auf mehr Nachhaltigkeit ist Büchting eher ein Freund kleiner Schritte. »Mit unserem Ansatz zu vermehrten paarigen Verkehren und mit den Sunrise-Tankern sind wir auf einem guten Weg. Wir haben so schon beträchtlich Kraftstoff einsparen können«, beschreibt er bereits erzielte Ergebnisse.

Den Wechsel zu LNG als »Brückentechnologie« sieht der Reeder dagegen eher skeptisch. Es habe bereits viele Projekte gegeben, aber keines sei derart gewesen, dass es sich zum Nachmachen aufgedrängt hätte. Wenn es abseits von fossilen Kraftstoffen eine zukunftsfähige Alternative gebe, sehe er diese eher im Bereich der Wasserstofftechnik.

Nach den beiden erfolgreichen Stapelläufen gingen Werftchefs, Mitarbeiter und Gäste zum gemütlichen Teil über. Zu den Klängen von Sepp und seinen Steigerwalder Knutschbären, fränkischem Bier sowie Haxen und Leberkäs wurde bis in die Nacht hinein gefeiert. Auch das gehört zu den Gepflogenheiten der GSYard, ebenso wie die beiden in Lederhosen auftretenden Werftchefs.

Viel Zeit, sich vom Fest zu erholen, bleibt der Werftleitung und der Belegschaft allerdings nicht. In den Auftragsbüchern stehen derzeit sechs weitere Neubauten für Binnenschiffe. Damit wird man sich keine Zeit lassen können bis zum nächsten Sommerfest in Waterhuizen.


Hermann Garrelmann