Häfen stellen auf Bahnverkehre um

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Das häufige Niedrigwasser im Elbegebiet zwingt Hafenwirtschaft und Binnenschifffahrt, sich in den Hinterlandverkehren stärker mit der Bahn zu vernetzen. Neue Logistikkonzepte sind gefragt

Bei der Traditionsveranstaltung »Leipzig Maritim«, gemeinsam von Hafen Hamburg Marketing (HHM) und Transfracht ins Leben gerufen, kommen regelmäßig Vertreter von Reedereien, von Logistik-Dienstleistern und Häfen zusammen. Gastgeber Frank Gedat von der TFG berichtete mit Hinweis auf das 50. Jubiläum von Transfracht in diesem Jahr über die Ausweitung des Netzwerkes, die auch für die Kunden der Region Mitteldeutschland neue Möglichkeiten bieten wird.

Außerdem stellte Gedat das Buchungsportal Box2Rail vor, mit dem die Kunden auf Basis der tatsächlich vorhandenen Lkw-Kapazitäten die genaue Zustellung der Container zu den Verladestellen bestellen können.

Stefan Kunze hob einleitend in Leipzig hervor: Der Klimawandel und die sich daraus verschärfende Niedrigwasserproblematik im Elbegebiet zwinge die Hafenwirtschaft und die Binnenschifffahrt dazu, sich in den Hinterlandverkehren stärker mit der Bahn zu vernetzen. Alle Häfen an der Elbe, außer Mühlberg, böten durch ihre Trimodalität sehr günstige Bedingungen, alle Ver- und Entsorgungsaufgaben für das Seehafenhinterland zu erfüllen.

Deshalb hob er die Bedeutung der Bahn für die Hinterlandverkehre des Hamburger Hafens sowohl in Leipzig als auch einen Tag später bei »Berlin maritim« besonders hervor: In Spitzenzeiten würden im Hamburger Hafen 250 Züge am Tag abgefertigt – das macht ihn zum führenden europäische Eisenbahnhafen.Mit einem Wachstum von 4,1 % beim Seegüterumschlag im ersten Halbjahr 2019 beziehungsweise 7,5 % beim Containerumschlag sei Deutschlands größter Seehafen wieder auf Wachstumskurs. Neben der Konzentration von Nordatlantikdiensten auf Hamburg sei auch der Start der Fahrrinnenanpassung eine Ursache für die positive Entwicklung.

Wie in den Vorjahren wachse der Hinterlandverkehr auf der Schiene überproportional. Dabei seien stabile Netzwerke, wie beispielsweise das der TFG, von hoher Bedeutung, betonte Kunze, und leitete damit auf das aktuelle Veranstaltungsthema über.

Die Entwicklungen bei der Bahninfrastruktur stellte in Leipzig Steffen Engelke vom Vertrieb der DB Netz AG, vor und erläuterte die realisierten und geplanten Bauvorhaben in der Region. Es bestünden bereits gute Möglichkeiten für den Bahntransport, die sich noch weiter verbessern würden. Neben den Ganzzugsverkehren spiele auch der Transport von Einzelwagen und Wagengruppen eine wichtige Rolle.

In der Elbe-Region läuft die Rangiertätigkeit über Halle. Das war dann auch das Thema des Impulsvortrages von Rolf Wedell, Leiter des Bereiches Planung und Durchführung ZBA bei DB Cargo AG, der die Zugbildungsanlage (ZBA) Halle/Saale vorstellte. Die modernste Anlage in Mitteldeutschland wurde im Rahmen des Streckenausbaus der Ostmagistrale in einen leistungsfähigen Schienenweg eingebunden. Damit finde die Zugbildung von Wagenladungsverkehren sowohl im Nahbereich für die Region Mitteldeutschland als auch im Fernzugsbereich zu Rangierbahnhöfen in Seddin, Seelze, Mannheim, Maschen und Nürnberg, den Knotenpunkten Magdeburg, Zwickau, Senftenberg und Erfurt sowie zu internationalen Knoten wie Decin, Ceska Trebova und Nymburg statt.

Gleicher Tenor dann einen Tag später bei »Berlin Maritim«, dieses Mal mit mehr als 40 Vertretern von Reedereien, Häfen und Logistikunternehmen. Bahn und Binnenschiff sehe man nicht als Wettbewerber, sondern als Kooperationspartner, betonte Kunze. Er verwies darauf, dass die Schiene im Modal Split in Hamburg mit 48,2 % der wichtigste Verkehrsträger sei. Als wichtiger europäischer Hub der neuen Seidenstraße seien bereits um die 120.000 TEU im Bahnverkehr abgewickelt worden.

Da die Bahnknotenpunkte zum Hamburger Hafen, wie Maschen, an der Leistungsgrenze angekommen seien, freue er sich darauf, dass sich der MegaHub Lehrte bei Hannover zu einer besonders leistungsfähigen Schnellumschlagsanlage mit Hochleistungsportalkränen und eine neuartigen Sortieranlage entwickele, die besonders für den Großraum Hannover und den Hafen Hamburg von Bedeutung sei.

Geschäftsführer Hans Pieper der Deutschen Umschlagsgesellschaft Schiene-Straße (DUSS) , die diesen MegaHub betreibt, zeigte auf zahlreichen Bildern und Folien, wie die Umschläge von Bahn auf Lkw oder umgekehrt in kürzester Zeit vollzogen werden. Damit, so Kunze, verbessere DUSS die Verteilung der Güterströme vom und zum Hamburger Hafen und an anderen nationalen Bestimmungsorten im Schienen- und Straßenverkehr.


Christian Knoll