Die ergiebigen Niederschläge in Böhmen, Schlesien, Sachsen und Thüringen Anfang Oktober führten dazu, dass die Häfen an der Elbe ihre wasserseitigen Umschläge wieder aufnehmen konnten
Die Sächsischen Binnenhäfen Oberelbe (SBO) nahmen an den Standorten Dresden, Riesa und Torgau am 9. Oktober ihr wasserseitiges Umschlagsgeschehen wieder auf. Damit war man der erste Hafenbetreiber an der Elbe, der nach fünfmonatiger Durststrecke wieder Binnenschiffe abfertigen konnte. Im Dresdner Alberthafen hatte ein tschechischer Schubverband festgemacht, beladen mit rund 700t Schrott aus dem tschechischen Binnenhafen D ín, der ebenfalls zur SBO-Hafengruppe gehört.
Auch der Hafen Roßlau kann umschlagen, wenn kein Bahnverkehr erforderlich ist, weil das Zufahrtsgleis zum Hafen sich noch im Bau befindet. Die Tauchtiefenstrecken 7–9 (Niegripp bis Lauenburg) ließen mit 102 und 99 cm aus wirtschaftlichen Gründen keine Frachtschifffahrt auf der Elbe nach unterhalb von Niegripp zu. Aber die Verkehre oberhalb von Niegripp in die Kanäle östlich und westlich der Elbe und durch die Niedrigwasserschleuse und die Auf- und Abstiegsschleuse in Magdeburg-Rothensee trugen dazu bei, dass die kurzfristigen Transporte in der ersten Oktoberhälfte abgewickelt werden konnten.
Aufgrund der positiven Pegelprognosen wurden bereits weitere Schiffsverladungen in der SBO-Hafengruppe geplant. Im Hafen Dresden wurde Ende der zweiten Oktoberwoche ein 190-t-Trafo verladen, der eine Woche später Richtung Antwerpen auf Tour gegangen war. Kurz darauf stand die Verladung eines weiteren Trafos mit 183t Gewicht an, der ebenfalls für Antwerpen bestimmt war und sofort verschifft werden konnte. Außerdem sei am 11. Oktober ein weiteres Schiff mit rund 700t Schrott im Hafen D ín beladen worden, welches am 14. Oktober im Alberthafen Dresden entladen wurde.
1 Mio. € für Containerstapler
Zudem vermeldete die SBO, dass sie rund 1Mio. € in zwei neue Reachstacker investiert habe. Die modernen Containerstapler des schwedischen Herstellers Konecranes ersetzen zwei bestehende Reachstacker, die jahrelang auf dem Containerterminal Riesa im Einsatz waren.
»Die Ersatzinvestition war dringend notwendig«, sagt SBO-Geschäftsführer
Heiko Loroff. »Durch das gestiegene Containeraufkommen in den letzten Jahren haben die zwei alten Reachstacker ihre Verschleißgrenzen erreicht. Mit den neuen Reachstackern sind wir nun bestens für das weitere Containerwachstum gerüstet und haben mit der Firma Beutlhauser einen sehr guten Konecranes-Servicepartner vor Ort.«
Die neuen Reachstacker vom Typ SMV 4535 TC5 haben eine Tragfähigkeit von 45t und können 20- bis 40-Fuß-Container umschlagen. Einer der beiden Großstapler ist zusätzlich mit einem speziellen Greifzangengeschirr, dem sogenannten Piggyback, ausgerüstet, womit auch der problemlose Umschlag von Wechselbrücken und Trailern möglich sei.
Unterdessen ist die Elbe-Container-Linie nach oberhalb von Magdeburg noch nicht wieder in Betrieb genommen worden. Der Leiter Schwerguttransporte der Deutschen Binnenreederei, David Schütz, sagte, dass ab 9. Oktober vor allem Schwergüter und andere Ladungen von und zu den SBO-Häfen oder dem Hafenbetrieb Aken gefahren wurden. Da war für die Elbe-Container-Linie die Zeit zu kurz, um sie schnell in Gang zu bringen. »Aber wir erwarten in der zweiten Novemberhälfte mehr Niederschläge«, so Schütz. Man habe bereits Projektladungen und Schwergüter im Vorlauf, »die sofort auf Fahrt gehen, sowie die Wasserstände es hergeben. Auch ein tschechisches Kümo-Kasko wartet seit Wochen darauf, dass es talwärts gebracht wird.«
Stabiler Wasserstand in Magdeburg
Der Magdeburger Hafen lässt gegenwärtig seine Container nach Hamburg, Benelux und zurück nun mit der »modal 3 GmbH«, ehemals BCF, transportieren.
Vom 28. zum 29. Oktober wurde für den Pegel Schöna an der deutschtschechischen Grenze ein Sprung von 123 cm auf 164 cm, also +41 cm, beobachtet. Vermutet wurde von Theo Grötschel in Breitenhagen, dass eine tschechische Werft ein Kümo-Kasko auf einer Flutwelle aus den Stauanlagen von Elbe und Moldau zu Tal bringen wollte. Die Annahme hat sich aber nicht bestätigt.
Ob die Niederschläge ausreichen, umdie Wasserspeicher in den Mittelgebirgen wieder zu füllen, muss jedoch bezweifelt werden, da die Pegelstände nach kurzer Zeit wieder stark rückläufig wurden. Der Pegelstand an der Magdeburger Strombrücke betrug am 30. Oktober 0,79m und am 4. November 0,87m, was rund 1,40–1,50m Tauchtiefe entspricht, die etwa bis Aken reicht. Das ist ausreichend zum Beispiel für Schwerlasten und Projektladungen oder für die Elbe-Container-Linie in der Elbestrecke 5 (Saalemündung-I-hafen Magdeburg) oder Strecke 6 (I-Hafen Magdeburg bis Niegripp).
Christian Knoll