Das E-Schiff, einer von zwei luxuriösen Katamaranen, lief im Oktober auf der Havelberger Kiebitzberg Schiffswerft vom Stapel. Nach Probelauf der Motoren und Abnahme soll das bisher größte auf der Werft gebaute Schiff diesen Monat sein Einsatzgebiet Berlin erreichen
Das erste dieser beiden Schiffe wurde am 23. Oktober am Haken von zwei Schwerlastkränen vom Typ »Mobi-Hub« erfolgreich zu Wasser gelassen. Das zweite Schiff gleicher Bauart befindet sich noch im fortgeschrittenen Rohbau in der großen Schiffbauhalle, in der auch der Zuschnitt aller Bauteile erfolgt.
Kiebitzberg-Geschäftsführer Andreas Lewerken erläuterte uns am 25. Oktober beim Besuch auf der Werft, dass in den beiden Rümpfen des Katamarans bereits alle technischen Komponenten eingebaut wurden, die für einen emissionsfreien Antrieb erforderlich sind.
»Das Schiff geht jetzt am Standplatz in die Erprobung aller Systeme, Batteriesysteme und PowerManagement. Wenn IEA aus Roßdorf, das für die gesamte Bordelektrik und Bordelektronik zuständig ist, und der Batterielieferant Aentron aus Gilching in Bayern sowie der Motorenlieferant Kräutler aus Lustenau in Österreich alle Testläufe erfolgreich abgeschlossen haben, kann das Schiff mit den Probefahrten beginnen. Da wir rein elektrisch angetrieben werden, ist das eine besondere Herausforderung.«
Anfang Dezember erfolge dann die Überführung nach Berlin. Parallel werde das zweite Schiff gebaut, welches Anfang April zum Saisonbeginn der Fahrgastschifffahrt ebenfalls fertig sein soll. Eine Jungfernfahrt sei dieses Jahr nicht mehr geplant, so SolarCircleLine.
Mit dem Bau emissionsfreier Solarschiffe sammelt die Werft seit fünf Jahren immer mehr Erfahrungen. Begonnen hat man mit einem kleinen Solarschiff für ein Forschungsinstitut in Fürstenwalde für die Untersuchung der Gewässerqualität das Scharmützelsees bei Bad Saarow. Danach folgten weitere Elektroschiffe und alle in Katamaranbauweise, weil diese Schiffsform den geringsten Vortrieb benötigt. Sogar für Island wurde ein Solarkatamaran für 40 Personen gebaut und abgeliefert. Und Kiebitzberg baut die Schiffe hauptsächlich in Aluminiumbauweise, weil man mit einer Wichte (spezifisches Gewicht) von 2,7 nur ein Drittel des Gewichts einer Stahlbauweise erzeugt.
Den Stahlbau habe die Werft indes keineswegs »verlernt«, erklärt Andreas Lewerken. Die Kiebitzberg-Werft habe eine sehr gute Auftragslage mit Vorlauf und arbeite in Vollbeschäftigung. »Wir sind zurzeit bei der Baunummer 310. Darin sind alle Fahrgastschiffe, Privatyachten, Arbeits- und Forschungsschiffe, Hausboote, Kleinboote sowie alle Schwimmsteganlagen und Plattformen enthalten. Ein Schwerpunkt des Unternehmens ist nach wie vor der hochwertige Schiffsinnenausbau. Wir sind als Zulieferer für viele Werften und Reedereien tätig«, sagt Lewerken. Zu den Kunden der Werft zählen unter anderem Viking-Fluss kreuzfahrtschiffe (bisher über 80 Schiffe), Crystal Cruises, Mein Schiff 1–4, Aida und viele andere Clubschiffe und Privatyachten.«
Christian Knoll