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Auf der Kiebitzberg Schiffswerft sind derzeit zwei Schiffe für die Berliner Reederei SolarCircleLine in Bau. Es sind die ersten Einheiten, auf denen der Ruderpropeller KRP 75 von Kräutler Elektromaschinen installiert wird

Das Produkt der Österreicher wurde für die kommerzielle Schifffahrt entwickelt. Durch die kompakte Bauweise sei der neue Ruderpropeller optimal für Einheiten mit einem Gewicht von bis zu 150t geeignet, so der Hersteller.

Es handelt sich um einen verstärkten Ruderpropeller mit Kegelradgetriebe und Gleitringdichtung, der um 360° elektrisch drehbar ist, was für beste Manövrierbarkeit sorgen soll. Ferner soll ein geringer Wartungs- und Serviceaufwand anfallen, was zu einem wirtschaftlichen und nachhaltigen Betrieb beitragen soll. Als weitere Vorteile führt der Entwickler eine Verringerung der Vibrationen sowie einen geringeren Platzbedarf durch die kompakte Bauweise an.

Der Ruderpropeller mit einer Spannung von 550V/DC wird mit Akkus der Firma Aentron angetrieben. Die maritimen Batteriesysteme des Unternehmens sind von DNV GL zertifiziert, modular aufgebaut und können individuell an die jeweilige Leistungskonfiguration angepasst werden. Sie sollen Spritzwasser, Staub, Schmutz, extreme Wetterverhältnisse und große mechanischen Lasten aushalten, beschreibt aentron.

Man habe den neuen Ruderpropeller, der eine Weiterentwicklung des KRP 25 ist, konzipiert, damit auch kleinere Schiffe elektrisch fahren können, sagt Harald Kräutler, Geschäftsführer von Kräutler Elektromaschinen.

Die Schnittstellenlösung für den Ruderpropeller stammt von der Firma FS Schiffstechnik. Die Duisburger produzieren den Kombifahrhebel, mit dem die Drehbewegung des Schiffes sowie die Drehzahl verändert werden kann. Auch die CAN-Buss-Verbindungen für die elektrische Steuerung des KRP kommen aus dem Hause FS Schiffstechnik, das auch schon für den KRP 25 die Schnittstellenlösung bereitgestellt hat. Da im Vergleich zum KRP 25 bei dem neuen leistungsstärkeren Ruderpropeller die Reglerkomponenten unterschiedlich seien, habe auch die Schnittstellenlösung individuell entwickelt werden müssen, beschreibt Frank Schröder, Geschäftsführer von FS Schiffstechnik.

Erstmals wird der neue KRP 75, der ohne Motor etwa 400 kg wiegt, auf zwei neuen, rein solar-elektrisch betriebenen Schiffen der SolarCircleLine eingebaut, die derzeit bei der Kiebitzberg Schiffswerft in Havelberg, Sachsen-Anhalt, entstehen. Jedes der 36 m langen, 7 m breiten und maximal nur 0,86m tief gehenden Schiffe erhält zwei der neuen Ruderpropeller, die jeweils eine maximale Leistung von 75 kW haben. Nach Kräutlers Angaben benötigen die Katamarane, die bis zu 180 Fahrgästen Platz bieten, aber nur eine Leistung je von 2 x 45 kW. Auf dem Dach werden je 48 Solarmodule angeordnet mit einer Gesamtfläche von 78m2. Dadurch wird eine Leistung von rund 16 kW erreicht. Pro Schiff werden 60 Stück der 10 kWh Batterie-Module von aentron eingesetzt. Neben dem Antrieb versorgen sie auch das Bordnetz der Fahrgastschiffe mit Strom, welches sowohl über die Solarpanele des Schiffes als auch über Landstrom geladen werden kann.

Die SolarCircleLine wurde 2016 gegründet und hat sich zum Ziel gesetzt, die Berliner Fahrgastschifffahrt in eine umweltschonendere Zukunft zu führen. Die Reederei ist ein Tochterunternehmen von SolarWaterWorld, das seit mehr als 20 Jahren die Entwicklung von solar-elektrisch betriebenen Personenschiffen vorantreibt.

Für die Aufnahme und Umsetzung eines erfolgreichen Reedereibetriebs hat sich die SolarCircleLine 2018 mit der Stern und Kreisschiffahrt über eine Minderheitsbeteiligung einen Partner aus diesem Bereich an Bord geholt.

Künftig sollen möglichst viele Schiffe dem Beispiel der SolarCircleLine folgen und mit dem KRP 75 mitsamt den Akkus von Aentron angetrieben werden, sagt Kräutler, der keine leistungsstärkeren Ruderpropeller plant.

Ihm ist jedoch bewusst, dass es sich um einen Nischenmarkt handelt. Wie viele Aufträge eingehen werden, sei schwer vorherzusagen. Dies hänge vor allem von den politischen Rahmenbedingungen ab. Langfristig sei es das Ziel, den Ruderpropeller in ein autonomes Schiff einzubinden, blickt Kräutler voraus.


Thomas Wägener