In Steinhavel an der Oberen-Havel-Wasserstraße (OHW) haben die Vorbereitungen für den Schleusenneubau begonnen. Unterdessen sorgte ein Bombenfund im Bereich Oranienburg für Behinderungen. Am Teltowkanal wird an einem Ersatzneubau einer Brücke gearbeitet
Wie das Wasserstraßen-Neubauamt (WNA) Berlin kürzlich mitteilte, wurde Anfang November mit den Holzungsarbeiten für die Baufeldfreimachung für den Ersatzneubau der Staustufe Steinhavel im Ortsteil Steinhavelmühle von Fürstenberg/Havel, das zur Oberen-Havel-Wasserstraße (HOW) gehört, begonnen.
Nordbrandenburg und das südliche Mecklenburg-Vorpommern gelten als das wassersport- und wassertouristisch am stärksten frequentierte Gebiet Deutschlands. Die Schleusendurchfahrten von Sportbooten bis zu Finowmaßkähnen (41 x 5,10m) und Fahrgastschiffen werden jährlich mit einer fünstelligen Zahl angegeben.
Wie Berlins WNA-Leiter Rolf Dietrich informierte, würden in den nächsten vier Jahren Bauzeit vom Bund rund 25Mio. € in einen vollständigen Ersatz aller verkehrswasserbaulichen Anlagen sowie in die Herstellung der ökologischen Durchgängigkeit an der Staustufe Steinhavel investiert. »Im Einzelnen sollen erfolgen:
• der Neubau einer Betriebswegeanbindung und einer Wehrgrabenüberführung zur Erschließung des Bau- und Betriebsfeldes,
• der Ersatzneubau eines zweifeldrigen Klappenwehres anstelle des alten Mühlenwehres,
• der ersatzlose Rückbau des nicht mehrbenötigten Freiarchenwehres,
• die Nachsorge des Trenndammes zwischen Wehrgraben und Schleusenkanal
• der Neubau einer Fischaufstiegsanlage,
• ein lagegleicher Ersatzneubau für die
• Schleuse,
• der Ersatz der Wartestellen im Oberen
• und Unteren Vorhafen,
• der Wiederaufbau einer Bootsschleppe für muskelbetrieben Fahrzeuge sowie die Automatisierung aller Anlagen auf Vollautomatik bzw. die halbautomatische Selbstbedienung durch die Nutzer und • • die Ausführung von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen für unvermeidbare Eingriffe in Natur und Landschaft.«
Mit dem Neubau der Fischaufstiegsanlage Steinhavel realisiert das WNA Berlin das erste von der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) planfestgestellte Projekt zur Herstellung der ökologischen Durchgängigkeit bundesweit, seitdem diese Aufgabe mit der Novelle des Wasserhaushaltsgesetztes von 2010 der WSV übertragen wurde.
Das erste Baulos mit einem Auftragsvolumen von 1,5Mio. € umfasst neben den Holzungsarbeiten auch den Neubau der Betriebswegeanbindung und einer Wehrgrabenüberführung zur Erschließung des Bau- und Betriebsfeldes. Generalauftragnehmer ist Strabag mit ihrem Standort Lübben (Spreewald).
Alle Arbeiten werden von einer ökologischen Bauüberwachung begleitet. Der Straßen- und Schiffsverkehr soll von den jetzt vergebenen Bauarbeiten nicht betroffen sein. Weitere Baulose, so Dietrich, befänden sich derzeit noch in der Bauvorbereitung. Dazu zählen auch die lagegleichen Ersatzneubauten für die Schleuse und das Mühlenwehr, welche beide nur mit einer vorübergehenden Vollsperrung der Wasserstraße realisiert werden könnten. Beide Sperrzeiten würden jedoch in die Winterhalbjahre gelegt, sodass die Schleuse auch während dieser Baujahre in den Hauptsaisonzeiten betrieben werden könne.
»Wie schon beim Ersatzneubau der Schleuse Fürstenberg/Havel in den Jahren 2009/2010 liegt unsere oberste Priorität bei diesem Bauvorhaben auf der Einhaltung der noch konkret festzulegenden Schleusensperrzeiten. Aufgrund des aktuellen Standes der Bauvorbereitung können die Hauptbauleistungen noch nicht ausgeschrieben werden, sodass wir uns entschieden haben, die Arbeiten zur Baufelderschließung gesondert auszuschreiben und vorab auszuführen«, erläutert Dietrich.
Bombe in Uferböschung gesichtet
Im Bereich Oranienburg an der HOW wurde derweil erneut eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt. Sie wurde im Bereich der Uferböschung gesichtet. Daraufhin gab die Stadt Oranienburg eine Ordnungsverfügung heraus, in deren Folge das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Eberswalde den Bereich südlich der Lehnitzstraße bis zum Abzweig Oranienburger Havel für die gesamte Schifffahrt für etwa vier Wochen sperren musste. Noch am selben Tag der Ordnungsverfügung wurde damit begonnen, eine Bergungsgrube aus Spundwänden herzustellen, um darin die Bombe unschädlich zu machen. Weil die Grube dafür trockengelegt werden muss, ist neben den Baggerungen auch das Absenken des Grundwasserspiegels erforderlich. Den Planungen zufolge soll die Bombe etwa Mitte Dezember entschärft werden. Den Angaben zufolge handelt es sich bei dem Sprengsatz um eine 250 kg Bombe mit einem chemischen Langzeitzünder, die in einer Tiefe von etwa 4,50m liegt.
Bereits im Sommer war eine Bombe in einer Kleingartenanlage in Oranienburg entschärft worden, weshalb die Schifffahrt für rund zwei Monate nicht fahren durfte.
Oranienburg, dessen Stadtzentrum sich durch die Umfriedung durch die HOW im Süden, durch den Oranienburger Kanal im Westen und Nordwesten der Stadt und den Malzer Kanal im Nordosten praktisch in einer Insellage befindet, wurde durch die Alliierten flächendeckend zerstört. Neben dem Zentrum lagen die Auerwerke, in denen die Nazis an der Herstellung der Atombombe forschten, und die Heinkel-Flugzeugwerke nebenan, die ausschließlich Kriegsflugzeuge herstellten. Dies war die Ursache, dass die Stadt fast völlig zerstört wurde.
Oranienburg soll durch die Bombardierung der Auerwerke und die dadurch erfolgte Freisetzung radioaktiven Materials noch heute die am höchsten mit radioaktiven Strahlungen belastete Stadt Deutschlands sein.
Rammrathbrücke wird ersetzt
Darüber hinaus hat das WNA Berlin kürzlich den Auftrag für den Ersatzneubau der Rammrathbrücke vergeben, die den Teltowkanal bei Tk-km 10,520 überquert. Generalauftragnehmer ist Berger Bau. Es wird mit einer Bauzwit von etwa 24 Monaten gerechnet. Die Bauausgabe in Höhe von rund 5,4Mio. € finanziere der Bund, heißt es.
Die Rammrathbrücke verbindet die Stadt Teltow mit der Landeshauptstadt Potsdam. Ihr erster Bau erfolgte 1906 beim Bau des Teltowkanals. Wegen Kriegsschäden wurde sie 1952 instandgesetzt. 1977 wurde sie durch einen Neubau ersetzt.
Wegen der schwerer gewordenen Fahrzeuge muss sie nun abermals erneuert werden. Der Ersatzneubau wird an derselben Stelle wie das vorhandene Bauwerk errichtet. Seit dem 11. November ist der Bereich für den Fahrzeugverkehr vollständig gesperrt. Auch die Schifffahrt auf dem Teltowkanal ist betroffen. Sie müsse aufgrund der Brückenbaumaßnahme tageweise eingeschränkt werden.