Auf dem traditionellen Hafenabend von Hafen Hamburg Marketing (HHM) Mitte November in Berlin blickte HMM-Vorstand Ingo Egloff positiv in die Zukunft. Ein wesentlicher Grund dafür ist die Elbvertiefung
Mit der Entscheidung über die Fahrrinnenanpassung der Unter- und Außenelbe werde Deutschlands größter Universalhafen seine Attraktivität für Verlader und Schifffahrtsunternehmen weiter ausbauen, sagte Egloff. Aber Hamburg verfüge auch über sehr gute Hinterlandanbindungen. Nicht zuletzt sei er der größte Eisenbahnhafen in Europa mit rund 1.300 Zügen pro Woche und täglich 220 Zugan- oder -abfahrten. Universalhäfen seien für die deutsche Wirtschaft systemrelevant und sichern die Spitzenposition Deutschlands als Export- und Logistikweltmeister ab. Sie ermöglichen gleichzeitig den reibungsloses Ablauf der Transportketten. Der Hamburger Hafen spiele hierbei eine besondere Rolle für die nationale Wirtschaft. Außerdem sei er für viele europäische Nachbarländer der Umschlagshafen für deren seewärtigen Außenhandel und gleichzeitig Drehscheibe der Verkehre entlang der landseitigen Seidenstraße zwischen Europa und China.
»Die positiven Zahlen im Seehafenhinterlandverkehr und im Bereich Transshipment verdeutlichen Hamburgs herausragende Position als Hub-Port. Mehr als 100 Liniendienste, die Hamburg mit weltweit mehr als 1.000 Seehäfen verbinden, liefern die Umschlagmengen, die via Hamburg in die weitere Verteilung ins Binnenland gehen«, hob Egloff hervor.
Durch die Fahrrinnenanpassung werden die Voraussetzungen geschaffen, die Umschlagsleistungen erheblich zu erhöhen. »Hatten wir voriges Jahr 8,7Mio. Standardcontainer umgeschlagen, so rechnen wir in diesem Jahr mit einer Steigerung von rund 500.000 TEU. Das sei im Wesentlichen durch vier neue Transatlantik-Dienste von Hapag-Lloyd begründet, die seit Jahresbeginn den Hafen anliefen. Zuvor wurden sie über Bremerhaven verschifft
Probleme bei Niedrigwasser
Egloff lobte den Bundesverkehrswegeplan, den Masterplan Binnenschifffahrt und das Gesamtkonzept Elbe, kritisierte aber, dass ihre Umsetzung nicht schnell genug geschehe. Die Elbe sei auch in diesem Jahr durch Niedrigwasser nur sporadisch befahrbar gewesen. Der Elbe-Seitenkanal sei längst an seiner Leistungsgrenze angekommen, Schleusen verschlissen, das Schiffshebewerk Scharnebeck ebenfalls. Wenn dann, wie dieses Jahr in Geesthacht geschehen, auch noch Schleusen aus Personalmangel oder Krankheit des Personals zeitweise stillgelegt würden, könne man den Verkehrsträger Binnenschiff als »nicht sehr verlässlich bezeichnen.«
Der Vorsitzende der Geschäftsführung der Hamburg Port Authority (HPA), Jens Meier, hält die Fahrrinnenanpassung für das »A und O der weiteren Entwicklung des Hamburger Hafens«. »Große Container- oder Massengutschiffe können nach erfolgter Vertiefung der Elbe rund 18.000 t mehr Ladung nach Hamburg bringen und mitnehmen. Der Hafen und die Umschlagterminals fertigen bereits heute Mega-Carrier mit mehr als 21.000 TEU Stellplatzkapazität ab und bereiten sich vorausschauend auf die sichere An- und Ablaufsteuerung noch größerer Schiffe vor«, so Meier.
Der Hamburger Hafen, der auch Deutschlands größtes zusammenhängendes Industriegebiet ist, werde das vorhandene Know-how im Bereich Logistik durch die Nutzung des technologischen Fortschritts weiter ausbauen. Gegenüber Reedern und Verladern im In- und Ausland positionieren sich der Hafen und die Logistikregion Norddeutschland als attraktiver Standort mit hervorragenden Zukunftsaussichten.
Hamburg sei gut aufgestellt und sichert als Universalhafen mehr als 156.000 Arbeitsplätze in der Hansestadt und der Metropolregion.
»Schon jetzt ist abzusehen, dass wir 2020 und 2021 steigende Leistungen erbringen werden. Der Hafen ist auch als ein wichtiger Industriestandort mit einer Bruttowertschöpfung von 21,8 Mrd. € von großer Bedeutung für die gesamte deutsche Volkswirtschaft.
»Der Hamburger Hafen will wieder angreifen, und die Zahlen der ersten drei Quartale zeigen eindrucksvoll, dass wir genau das gemeinschaftlich bereits tun. Die Stimmung ist trotz gesamtwirtschaftlich schwieriger Bedingungen weiter positiv, und das freut mich sehr. Ich bin fest überzeugt, dass wir mit dem laufenden Projekt Fahrrinnenanpassung und der zügigen Fertigstellung der Begegnungsbox den Hamburger Hafen zukunftssicher machen und weiter in seiner Bedeutung stärken. Das erreichen wir aber nur, wenn wir alle gemeinsam daran arbeiten., so Meier.
In den ersten neun Monaten dieses Jahres gingen im größten deutschen Seehafen insgesamt 104 Mio.t über die Kaikanten, was einer Steigerung von 3,2% gegenüber dem Vergleichzeitraum 2018 entspricht. Der Containerumschlag verbesserte sich gar um 6,9% auf rund 7Mio. TEU.
Für das Jahr 2019 rechnet die Marke-
tingorganisation des Hamburger Hafens mit einem Wachstum zwischen 3 und 4% im Containerverkehr und einem stabilen Ergebnis beim Massengutumschlag.
Weitere Bausteine seien die Verbesserung der Sicherheit in allen Bereichen, weil die Verkehrsdichte zunehme und alle Arbeitsgänge sich beschleunigen würden. Auch die Hafeninfrastruktur solle verbessert werden, um Verkehrsabläufe zu intensivieren.
Große Fortschritte mache der Hamburger Hafen auch mit der Digitalisierung der Hafen- und Verladeabläufe. Da gelte er als Vorreiter der Region. Dass die Wirtschaftskonjunktur weltweit schwächele, treffe auf den Seehafen an der Elbe nicht zu, im Gegenteil, es gehe aufwärts.
Christian Knoll