Der Landesbetrieb Straßenbau NRW hat erstmals ein Verfahren erfolgreich angewendet,
um Brücken zeitsparend zu bauen. Wenn sich das Modell bewährt, sollen weitere Einsatzmöglichkeiten an Kanälen, Flüssen und Bahnstrecken geprüft werden
Nach nur 80 Tagen Bauzeit hat der Landesbetrieb Straßenbau NRW die neue Brücke »Stokkumer Straße« über der Autobahn A3 bei Emmerich fertig gestellt. Sie wurde jüngst vom Bauplatz auf einem nahen Parkplatz neben der Autobahn an ihren endgültigen Standort über der Autobahn verschoben. Mit Spezialgeräten wurde das 400t schwere Bauteil in die vorbereiteten Widerlager gehoben.
»Wir müssen in den kommenden Jahren über 500 bestehende Brücken in Nordrhein-Westfalen neu bauen. Da ist jede Möglichkeit, das schneller und ohne große Verkehrsbehinderungen hinzubekommen, enorm wichtig. Deshalb investieren wir in Pilotprojekte, die Bauzeiten verkürzen und Staus verringern«, sagte Verkehrsminister Hendrik Wüst.
Die Brücke bei Emmerich ist Teil einer Serie von Brückenneubauten, die unter dem Stichwort »Legobrücken« bekannt wurden. Durch ein hohes Maß an Vorfertigung werden im Brückenbau die Eingriffe in den Verkehrsraum minimiert und längere Vollsperrungen der Autobahnen möglichst vermieden.
Voraus gegangen war den Projekten ein Ideenwettbewerb. Ingenieurbüros und Baufirmen hatten dem Landesbetrieb unterschiedliche Vorschläge für innovative Konstruktionsweisen und Bauabläufe präsentiert.
Für den Staatssekretär im Verkehrsministerium, Hendrik Schulte, sind die Pilotprojekte erst der Auftakt: »Ziel der Projekte war es zu zeigen, dass durch innovative Bauweisen bei geeigneten Bauwerken eine deutliche Verkürzung der Bauzeit erreichbar ist. Wo immer das nach den Rahmenbedingungen in der Örtlichkeit möglich ist, wollen wir die gewonnenen Erkenntnisse überall im Land nutzen«, kündigte Schulte an.
Teil dieser Reihe von Pilotprojekten im Brückenbau waren neben dem Ersatzneubau der Wirtschaftswegbrücke »Stokkumer Straße« über die A3 bei Emmerich-Elten zwei weitere Brücken über Autobahnen sowie zwei über eine Landstraße.
Mit der Fertigstellung der Bauwerke sind die Pilotprojekte indes noch nicht beendet. Die Bauwerke werden weiter, teilweise durch Gutachter, beobachtet. Dabei soll in den kommenden Jahren gezeigt werden, wie dauerhaft und wirtschaftlich die Brückenbauwerke betrieben werden können.
Sollte sich diese Methode in der Praxis bewähren, gäbe es auch an Kanälen und im Eisenbahnbetrieb umfangreiche Einsatzmöglichkeiten. Viele Kanalbrücken sind marode oder schlicht zu niedrig, was vor allem mehrlagige Containertransporte erschwert.
Zuvor müsste allerdings geprüft werden, inwiefern sich dieses Verfahren auf Kanal- und Eisenbahnbrücken übertragen lässt.