In diesem Jahr feiert die Würzburger Hafen GmbH (WHG) ihr 50-jähriges Bestehen. Während der Günterumschlag an Bedeutung verliert, legen immer mehr Passagierschiffe in der Stadt an. Auch die eigenen Energieterminals verkaufen sich erfolgreich
Erste Schiffsanläufe in Würzburg sind bereits aus dem 14. und 15. Jahrhundert überliefert. Noch heute verweisen die verschiedenen Tore der alten Stadtmauer auf die Güter, die damals angeliefert wurden. Würzburg bleibt einer der wichtigsten Häfen in Bayern, die Funktion hat sich im Lauf der Zeit allerdings gewandelt.
Als Zielhafen für eine wachsende Zahl von Kreuzfahrtschiffen wird Würzburg immer beliebter. Jährlich legen rund rund 1.000 Fahrgastkabinenschiffe im Alten Hafen nahe der Altstadt, im 2003 ausgebauten Flusshafen oder an der Mainlände mit Blick auf die Festung Marienberg an. 2018 wurde das insgesamt 10.000te Schiff begrüßt. Zum Vergleich: Zur Jahrtausendwende waren es gerade 80 Anläufe.
Nicht allein die Stadt mit dem Unesco-Weltkulturerbe Residenz und ihrem historischen Kern lockt die Touristen. Auch die geografische Lage an einem ICE-Knotenpunkt der Bahn, einem guten Anschluss ans deutsche Autobahnnetz und geringen Entfernungen zu gleich drei Flughäfen (Frankfurt, Nürnberg, Stuttgart) gilt als ideal und macht Würzburg für Veranstalter und Reedereien als Ein- und Ausstiegshafen interessant. Die Stadt, so wurde es einmal errechnet, verdankt rund 90.000 Hotelübernachtungen im Jahr allein der Kreuzfahrtbranche.
Der Güterumschlag dagegen ist gegenüber früheren Jahren deutlich zurückgegangen. Im Jahr 2018 lag der Schiffsgüterumschlag, stark beeinträchtigt vom Niedrigwasser, nur noch bei rund 192.000 t (436 Schiffe). Vor acht Jahren (2011) waren es dagegen noch knapp 300.000 t. 2019 gab es zumindestens wieder eine leichte Erholung, als bis einschließlich November 255.117 t auf Schiffe verladen wurden.
Ddie Voraussetzungen sind so schlecht nicht. Mit der Einbindung in die Verkehrsachse Nordsee–Schwarzes Meer ist ein Anschluss an alle europäischen Seehäfen gegeben. Im Neuen Hafen und im Flusshafen stehen rund 2.700 m Uferanlagen zur Verfügung. Ein rund 12 km langes Gleisnetz mit Anschluss an die Deutsche Bahn schafft optimale Voraussetzungen für eine reibungslose Verladung zwischen Schiff, Bahn und Lkw.
Die hauptsächlich umgeschlagenen Güter stammen zu rund 80% aus dem Mineralölbereich. Größter Kunde ist Shell mit einem Tanklager, von dem aus das Tankstellennetz Nordbayerns beliefert wird. Für die Schifffahrt bedeutend ist auch der Sektor Agrarhandel mit land- und forstwirtschaftlichen Erzeugnissen, Nahrungs- und Futtermitteln sowie Düngemitteln und Baustoffen.
Insgesamt entfällt nach Angaben der WHG aber nur noch ein Fünftel des Gesamtumschlags im Würzburger Hafen auf Binnenschiffe, die restlichen 80% (2018: 859.000 t) gehen auf die Bahn.
Mit zusammen 81 ha Fläche im Flusshafen und im Neuen Hafen bildet die Würzburger Hafen GmbH das größte Sondergebiet in Würzburg. Ein Großteil der Einnahmen der WHG stammt daher aus den Vermietungen oder Verpachtungen der Gewerbeflächen.
Positiv entwickelt sich auch das Dienstleistungsangebot. Vor Jahren schon wurde ein eigenes Energieterminal entwickelt, um Schiffe von Land aus mit Strom und frischem Wasser zu versorgen. Die WHG verfügt selbst über sechs Terminals an der Mainlände und im Alten Hafen. Im Jahr 2018 konnten 950.000 kWh Ökostrom an die Schiffe abgesetzt und damit rund 348 t an CO2-Emissionen für Würzburg eingespart werden.
Weitere 65 Landstrom-Anlagen wurden erfolgreich in andere Häfen verkauft und entlang der wichtigsten Wasserstraßen Europas installiert – unter anderem in Cochem, Karlstadt, Luxemburg, Mannheim, Nürnberg, Ochsenfurt, Passau, Saarburg, Schweinfurt, Speyer, Vilshofen und Wertheim.
Daneben bietet die Hafengesellschaft ihren Kunden ihr kaufmännisches und technisches Know-how an. Dies beinhaltet beispielsweise das Liegestellenmanagement, die Verbrauchsabrechnung und Überwachung der Stromanschlusspflicht sowie die technische Wartung und Reparaturen. Aktuell betreut das Hafen-Team über die Leitstelle in Würzburg die Terminals in Wertheim, Ochsenfurt, Karlstadt und Vilshofen.