Mit dem ersten Auftrag beginnt der seit längerer Zeit geplante Ausbau der Oststrecke des Nord-Ostsee-Kanals (NOK). Insgesamt investiert der Bund in den kommenden Jahren rund 120 Mio. €
Für den Ausbau wurde die Oststrecke in sechs Bauabschnitte eingeteilt. Der jetzt unterzeichnete Vertrag gilt den Baulosen 4 und 5. Dabei handelt es sich um eine rund 4km lange Strecke zwischen Großkönigsförde und Schinkel. Den Zuschlag erhielt die Bietergemeinschaft Königsförde & Groß Nordsee, bestehend aus den deutschen Unternehmen Nordsee Nassbagger- und Tiefbau, Depenbrock Bau und Colcrete-von Essen sowie den den niederländischen Firmen Dredging International und Van der Herik Kust- En Oeverwerken.
»Der heute erteilte Auftrag ist ein starkes Signal für die internationale Schifffahrt«, so Enak Ferlemann, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesverkehrsministerium.
Arbeiten beginnen mit Rodung
Alle Baumaßnahmen seien in enger Zusammenarbeit mit den Umweltverbänden geplant worden, teilte die Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt (GDWS) mit. Während der laufenden Arbeiten sollen regelmäßige ökologische Baubegehungen stattfinden.
Im Vorfeld wurden bereits neue Wege, Baustraßen und Parkplätze sowie ein Bauhafen am Flemhuder See errichtet. Kürzlich haben nun die ersten Arbeiten begonnen. Zunächst wird die nördliche Böschung zwischen Großkönigsförde und Schinkel gerodet. Wegen der ab März einsetzenden Vegetations- und Brutperiode steht für dafür nur ein begrenztes Zeitfenster bis Ende Februar zur Verfügung.
»Für die Bäume und Büsche, die jetzt gerodet werden, haben wir bereits Ausgleich geschaffen. In einer sehr guten Kooperation mit den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten wurden nahe Hütten Aufforstungen vorgenommen. Zusätzlich nutzen wir Ökokontoflächen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein zur Entwicklung eines naturnahen Laubwaldes. Und die neue Kanalböschung wird wieder umfangreich bepflanzt«, erläutert Georg Lindner, zuständiger Projektleiter beim Fachbereich Investitionen des WSA Kiel-Holtenau.
Anschließend wird der Uferbereich sowohl oberhalb als auch unterhalb des Wasserspiegels abgetragen. Insgesamt werden in diesem Bereich etwa 2Mio.m³ Bodenmaterial gebaggert. Die unter Wasser gebaggerte Hälfte wird zu einer speziell dafür vorgesehenen Stelle in der Kieler Bucht verbracht, der trockene Boden kommt auf landwirtschaftliche Flächen.
Der 1895 eröffnete NOK wurde erstmals von 1907 bis 1914 den gewachsenen Anforderungen und Abmessungen der Schifffahrt angepasst. Von 1965 bis 2001 wurde die Weststrecke von Brunsbüttel bis zur Weiche Königsförde auf eine Sohlbreite von 90m erweitert. Von der Weiche Königsförde bis zum Binnenhafen Kiel-Holtenau hat der Kanal dagegen noch heute eine Sohlbreite von 44m – wie schon 1914.
Die insgesamt 20km lange Engstelle zwischen Großkönigsförde und Kiel-Holtenau ist vor allem für größere Schiffe ein Nadelöhr. Sie dürfen sich im Kanal nur in den dafür vorgesehenen Weichen begegnen, da sonst der Abstand zueinander nicht groß genug ist. Gleiches gilt für Schiffe mit gefährlicher Ladung an Bord. Zu diesem Zweck werden die den Kanal passierenden Schiffe in Kategorien eingeteilt. Die größten Schiffe werden der Kategiorie sechs zugeordnet.
In den kommenden Jahren soll die gesamte Oststrecke auf eine Mindestsohlbreite von 70m erweitert werden. Dazu wird auf einer Länge von 11km die Kanalböschung ausgebaut, außerdem werden zu enge Kurven abgeflacht. Im Bundeshaushalt sind dafür 500 Mio. € veranschlagt.