Die Arbeit an den Ergebnissen des TASCS-Berichts nähert sich dem Ende. Bis Juni 2020 soll die Arbeitsgruppe CESNI/QP/Crew eine Stellungnahme bzw. Empfehlungen auf der Grundlage der Ergebnisse des TASCS-Projekts für CESNI/QP fertiggestellt haben.
Der TASCS-Report wählt für ein künftiges Besatzungsinstrument einen aufgabenbezogenen Ansatz. Das heißt, nicht die Merkmale des Schiffes und die jeweilige Betriebszeit sollen ausschlaggebend für die Besatzungsstärke sein, sondern im Mittelpunkt steht die zeitliche, physische und psychische Arbeitsbelastung der Besatzung. Darüber hinaus soll diese bezogen auf die jeweilige Reise anhand verschiedener Parameter mit Hilfe eines elektronischen Tools ermittelt werden.
Insbesondere um dieses Tool, seine rechtlichen Grundlagen und seine Praxistauglichkeit hat es in der Arbeitsgruppe zahlreiche Diskussionen gegeben, genauso wie um die dort verwendeten Parameter. Schwierig ist auch die Definition verschiedener Begriffe, wie z.B. der der Fahrt oder Reise. Allmählich zeigt sich aber eine Richtung, die aber noch diskutiert und ausformuliert werden muss.
Am 14. Januar 2020 hatte das Komitee Social & Education der gemeinsamen IWT-Platform von EBU und ESO ein Brainstorming mit zahlreichen Binnenschifffahrtsunternehmen aus beiden europäischen Verbänden, mehrheitlich selbstfahrende Schiffseigner, veranstaltet, das nicht nur die Vorschläge des TASCS-Berichts diskutierte, sondern diese mit den Kernelementen der geltenden RheinSchPersV verglichen hat. Daraufhin wurdenSchlussfolgerungen gezogen, welche dieser Kernelemente überholt und welche für eine künftige Besatzungsordnung erhaltenswert erscheinen.
Schiffslänge und Personenzahl
Die Länge eines Schiffes allein wurde z.B. nicht als entscheidendes Kriterium bewertet. Auch wenn die Länge oder alternativ die Tonnage nicht ganz außer Acht zu lassen ist, wurde für die Bestimmung der Besatzung zum Beispiel die technische Ausstattung, der Schiffstyp, die Kompetenzen der Besatzung oder die Fahrstrecke als entscheidender angesehen. Insbesondere die technische Ausstattung sollte, ähnlich wie heute, für die Besatzungsstärke berücksichtigt werden. Sollte die Länge weiterhin Bedeutung haben, müsste sie auf jeden Fall neu gegliedert und den aktuellen Schiffsgrößen angepasst werden. Dabei kommt es auch darauf an, ob allein auf die Fahrsicherheit oder auch auf die nicht nautischen Aufgaben an Bord geschaut wird. Für die Fahrgastschifffahrt wurde entsprechend festgestellt, dass die Anzahl der Personen relevant für die Sicherheit ist, dies betrifft aber eher das Servicepersonal.
Betriebszeiten
Betriebszeiten als grundsätzlicher Rahmen für die Mindestbesatzung wurden von den meisten Teilnehmern als sinnvoll erachtet. Dabei wurden verschiedene Möglichkeiten einer Änderung erörtert, wie zum Beispiel eine Reduzierung der Einteilung auf zwei oder eine Erhöhung auf vier Betriebszeiten, oder auch die Möglichkeit täglich oder wöchentlich gleitender Betriebszeiten.
Es wurde deutlich, dass hier einerseits ein Potenzial für Flexibilisierung gesehen wird, andererseits aber der Wunsch besteht, grundsätzlich den verlässlichen Rahmen einer täglichen Betriebszeit beizubehalten. Flexibilisierung könnte zum Beispiel erfolgen in der Form, dass an einem Tag die Betriebszeit erhöht werden kann, wenn sie dafür an einem anderen Tag entsprechend reduziert wird.
Der von TASCS gewählte Ansatz, die Stärke der Besatzung an den Aufgaben orientiert festzulegen, anstelle einer generellen Festlegung pro Schiff, wird grundsätzlich für sinnvoll gehalten. Dies gilt aber nicht uneingeschränkt für jeden. Es muss berücksichtigt werden, dass ein großer Teil der europäischen Binnenschifffahrt aus kleinen und mittleren Unternehmen besteht, die nicht beliebig von irgendwoher Besatzung an Bord holen und überzählige Crews irgendwo wieder hinschicken können. Hier sollte es alternativ die Möglichkeit einer Besatzung pro Schiff geben. Flexibilität könnte dadurch erreicht werden, dass man einen Bonus auf die Fahrzeit gibt, wenn mehr Besatzung an Bord ist, oder wenn sie eine höhere Qualifikation hat, als vorgeschrieben.
Von den Parametern, die der TASCS-Bericht in die Berechnung der Besatzungsstärke einfließen lässt, wurde die Anzahl der auf der jeweiligen Fahrt zu passierenden Schleusen für sinnvoll erachtet, äußere Einflüsse wie Wetter, Dunkelheit oder Verkehrsdichte jedoch für untauglich.
Definition Fahrt
Sehr schwierig ist die Definition des Begriffes Fahrt, allerdings nur dann, wenn man davon ausgeht, dass während der gesamten Fahrt die Mindestbesatzung an Bord sein muss. In diesem Zusammenhang wurde deutlich, warum es sinnvoll wäre, zusätzlich eine tägliche Betriebszeit beizubehalten, da eine verlässliche Festlegung der Mindestbesatzung so wesentlich einfacher ist.
Die Teilnehmer kamen daher zu dem Schluss, dass die Betriebszeit den Zeitraum beschreibt, in dem das Schiff fährt, die Fahrt dagegen die Gesamtheit des Einsatzes des Schiffes vom Beginn des Ladens bis zum Ende des Löschens einschließlich der Liegezeiten. Weder wenn das Schiff liegt noch wenn es lädt oder löscht besteht die Notwendigkeit, dass die Mindestbesatzung vollzählig an Bord ist.
Die Teilnehmer waren zudem mehrheitlich der Auffassung, dass ein Tool sinnvoll sein kann, aber grundsätzlich nur als zusätzliche Unterstützung zur Kalkulation der Besatzung und nicht anstelle einer gesetzlichen Regelung. Es bestand Einigkeit, dass jeder in der Lage sein muss, seine Besatzung auch unabhängig von einem Tool auf Grundlage einer klaren gesetzlichen Regelung zu bestimmen. Diese Auffassung zeichnet sich auch in der Arbeitsgruppe CESNI/QP/Crew ab.