Fahrgastschifffahrt ist in der Corona-Krise am schwersten betroffen

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Die Corona Krise traf die Fahrgastschifffahrt nach der Winterpause. In dieser Zeit sind die Konten quasi leer, denn während der Saison wird das Geld erwirtschaftet, um über den folgenden Winter zu kommen. Wenn es dann im März nicht wieder losgeht, gibt es große Finanzlöcher. Die Verbote von Veranstaltungen wiegen besonders schwer, denn dadurch entfallen auch alle großen Feuerwerksfahrten. Diese Großveranstaltungen, bei denen alle Einheiten der Flotte ausgebucht sind, sorgen für die wichtigsten Einnahmen eines Betriebsjahres.

»Momentan ist bei uns alles geregelt. Wir konnten bislang alle Hilfsangebote der Regierung in Anspruch nehmen, die in unserem Fall auch zügig bewilligt wurden. Insofern sieht es so aus, dass wir die nächsten Monate überbrücken können«, sagt Angelika Schmitz von der Bonner Personenschifffahrt. Die Saison 2020 sei aber quasi »gelaufen« – auch, wenn man zumindest die Linienfahrten wieder aufnehmen dürfe. »Wir können kaum einschätzen, ob sich das unter Einhaltung der geforderten Auflagen rechnet.«

Das Familienunternehmen fürchtet, die großen Verluste 2020 nicht aufholen zu können und rechnet für 2021 nur mit einem sehr verhaltenen Anlauf des Geschäfts, also mit keinem umsatzstarken Jahr. Dies auch deshalb nicht, weil einige Kunden ihre Tickets auf 2021 umbuchen werden. Dieser Umsatz fehlt und solange es keinen Impfstoff gibt, können die sonst üblichen Fahrten und Events nicht durchgeführt werden.

Rettungspakete helfen kurzfristig

Durch die Rettungspakete werde man zwar momentan einigermaßen aufgefangen, aber die Zukunft hänge davon ab, ob weitere Hilfen und Entschädigungen für den massiven Ausfall bereitgestellt werden, so Schmitz. Und zwar Hilfen, »die wir nicht zurückzahlen müssen!« Die KfW-Kredite würden jetzt gerade als Liquiditätshilfe mangels einer Regelung für zum Beispiel eine Entschädigung wegen Betriebsschließung helfen. »Dies macht aber keinen Sinn, denn die fehlenden Einnahmen können wir nicht aufholen. Wir können den entgangenen Umsatz nicht wegen einer Betriebsschließung durch KfW-Kredite selbst finanzieren (nach dem Motto: der Arzt schießt mir ins Knie und bietet mir dann eine kostenpflichtige Behandlung an)«, beschreibt Schmitz.

Sorgen bereiten auch die großen Investitionen (Neumotorisierung der ganzen Flotte), für die bereits 2019 große Darlehen aufgenommen wurden. »Die Banken wollen schließlich weiter bedient werden. Da gibt es keinen Kompromiss. Momentan bezahlen wir die Tilgung mit der Kf- Hilfe, bezahlen also den Kredit mit einem Kredit, erläutert Schmitz. »Ebenfalls ist unklar, ob alle unsere Mitarbeiter bleiben können. Das zerrt enorm an unseren Nerven und Gemütern. Wir müssen abwarten, wie sich die Situation weiter entwickelt.«

Einnahmeeinbußen bei Fähren

Alle Fährbetriebe des Deutschen Fährverbandes haben direkt zu Beginn der Corona-Krise von drastischen Einnahmeeinbußen berichtet, da die Passagierzahlen stark zurückgegangen waren. Zum Beispiel meldete ein Unternehmen einem Rückgang von ca. 60% der Fahrzeuge, was einen Einnahmeverlust von über 80% bedeutet (die Passagiere, die fahren, sind in der Regel Zeitkartenbesitzer).

Der starke Rückgang der Passagierzahlen führte sehr schnell zum Notbetrieb beim überwiegenden Teil der Betriebe, dass heißt viele fahren seitdem werktags eingeschränkt und haben den Wochenend- und Feiertagsbetrieb ganz eingestellt.

Wirtschaftlich gesehen wäre es für die Fährbetreiber sinnvoller den Betrieb ganz ruhen zu lassen. Die meisten Fähren legen momentan jeden Tag Geld drauf, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Die Fährbetreiber sehen aber ihre gesellschaftliche Verantwortung, da sie Teil des ÖPNV und der Infrastruktur sind, deshalb fahren sie so gut es geht weiter.

Leider stehen immer mehr Fähren vor dem finanziellen Ruin und bangen um Ihre Existenz. Es ist sehr ungewiss wie lange sie diese Situation noch durchhalten können.

Einschränkungen bei Frachtern

Die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Frachtschifffahrt sind im Moment nur schwer abzuschätzen. Merkten wir in der zweiten Jahreshälfte 2019 leichte Transportrückgänge, so verschlechterte sich die Situation mit Beginn der Corona-Krise deutlich. Die getroffenen politischen Entscheidungen zur Eindämmung und Verhinderung einer Verbreiterung des Coronavirus führte zu einem starken Einbruch der weltweiten wirtschaftlichen Tätigkeit. Dies löste eine sehr schwache Verkehrsnachfrage aus. Die Binnenschifffahrt ist hiervon sehr stark betroffen. Kunden führten Kurzarbeit ein und/oder stellten zum Teil sogar die Produktion gänzlich ein. Teilweise konnten auch Verlagerungen auf den Lkw beobachtet werden.

Auf die Einschränkungen der Schleusenbetriebszeiten stellte sich die Binnenschifffahrt entsprechend ein. Diese müssen jedoch so schnell wie möglich wieder aufgehoben werden.

Schwierig erwies sich teilweise auch der Personalwechsel. Rigorose Einreisebeschränkungen in einzelnen Ländern führten teilweise dazu, dass Besatzungsmitglieder in Quarantäne mussten. Vereinzelt kamen Schiffe zum Liegen und konnten nicht betrieben werden. Die Binnenschifffartsverbände forderten die Gestattung eines flexibleren Umgangs mit den Arbeitszeitbestimmungen in der Binnenschifffahrt. Dies wurde jedoch vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales abgelehnt.

Erst am Jahresende wird deutlich werden, wie stark die Binnenschifffahrt beeinträchtigt wurde. Mit Sicherheit kann aber heute schon gesagt werden, dass es ein außergewöhnlich schlechtes Wirtschaftsjahr für die Branche werden wird.