Dortmunds Hafen im Wandel

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Hafenchef Uwe Büscher möchte das Areal vom »Wasserbahnhof der Montanindustrie«

zu einem modernen Logistik-Standort weiterentwickeln. Die Kooperation mit dem geplanten Containerterminal in Osnabrück könnte den Umschlag künftig stützen

Beim Thema Logistik ist Dortmund spürbar in Bewegung. Die Stadtwerke der Stadt Dortmund (DSW21) feilen noch an einer Kooperation mit dem geplanten Containerterminal in Osnabrück: Man erwartet einen positiven Förderbescheid zum Baustart im ersten Halbjahr dieses Jahres und befinde sich mit allen Beteiligten »in einem permanenten Austausch.«

Derweil konzentriert sich Hafenchef Uwe Büscher ganz auf die Veränderungen im eigenen Hafen. Aktuell steht der Umbau der nördlichen und südlichen Speicherstraße ganz oben auf der »To-do-Liste«.

Die Speicherstraße soll attraktiver werden. Dabei ist die Entwicklung im südlichen Bereich unter die Federführung der Wirtschaftsförderung gestellt, doch auch für den nördlichen Teil gibt es bereits konkrete Vorstellungen, die gemeinsam mit dem Architekturbüro Gerber entwickelt und mit der Stadt Dortmund abgestimmt wurden.

Eigentlich werden die die Grundstücke im Hafengebiet von der Dortmunder Hafen AG verwaltet. Mit rund 94% ist der weitaus größte Teil der Grundstücke vermietet oder im Erbbaurecht vergeben. 2016 überwies die Dortmunder Hafen AG daher rund 4,5Mio. € an die Stadt Dortmund und trug so zur Haushaltskonsolidierung der Stadt bei. Erstmalig wird man mit dem Auslaufen der Mietverträge an der Speicherstraße nun einen Paradigmenwechsel vollziehen und die Grundstücke veräußern.

Dies betrifft einen Randbereich mit direktem Kontakt zur Stadt, der derzeit nicht genutzt wird. In den Konzepten und Entwürfen zum Umbau blieben auch Teile der alten Speichergebäude erhalten. Ansonsten sollen die Gewerbeimmobilien zurückgebaut werden. Ein städtebaulicher Ideenwettbewerb soll dann die weitere Planung des neuen Quartiers bestimmen.

Auf diese Weise hole man die Stadt an das Wasser und den Hafen heran. »Wir schaffen ein urbanes Quartier mit hoher Aufenthaltsqualität und gestalten an dieser Stelle ein neues Eingangstor ins Hafengebiet«, beschreibt Büscher den geplanten Umbau. Als neue Nachbarn stellt er sich nicht nur Restaurants und Cafés vor, sondern auch Gewerbe mit Bezug zum Hafen.

Dazu gehören auch Startups oder Gründerzentren. In einem Interessenbekundungsverfahren können sich Investoren um den Bau und die anschließende Vermarktung attraktiver Gebäude für beispielsweise Büro, Gewerbe und Gastronomie bewerben. Büscher rechnet mit einer baulichen Umsetzung innerhalb eines Zeitraumes von fünf Jahren.

Der Hafen soll in seiner Funktion und Arbeitsweise nicht eingeschränkt werden: »Der Charakter als Industrie- und Gewerbegebiet wird nicht verloren gehen, nur weil an der Speicherstraße ein urbanes Quartier entsteht«, stellt Büscher klar. Die im Hafen ansässigen Firmen würden Bestandsschutz bis ins Jahr 2038 hinein genießen und auch dann werde niemand die wertvollen Industrie- und gewerbeflächen umwidmen. Privates Wohnen sei im neuen Quartier ausdrücklich nicht erwünscht.

Der Hafen Dortmund sei etwas Besonderes, gibt er zu bedenken. Mit 160 ansässigen Firmen und rund 5.000 Arbeitsplätzen sei er das größte zusammenhängende Industriegebiet Dortmunds und zudem liege er mitten in der Stadt. »Wir sind ohnehin im Fokus der Bürger und führen seit langem eine gute Koexistenz«, erklärt Büscher. Es sei nur folgerichtig, dem Hafen auch städtebaulich näher an den Bürger heranzurücken. »In zehn Jahren wird sich der Hafen hier fundamental geändert haben«, prophezeit er.

Während man also an der urbanen Entwicklung des Hafens arbeitet, sorgt der Hauptteil des Hafens weiterhin für den nötigen Umschlag. »Wir sind beim Umschlagvolumen stark konjunkturabhängig«, betont Büscher. So sei 2016 der Gütertransport per Bahn im Dortmunder Hafen um etwa 19% gegenüber dem Vorjahr auf 2,1Mio.t gesunken. Die Schließung von Hoesch und die weltweite Stahlkrise hätten zu Transportverlusten per Bahn geführt. »Dies zu kompensieren, ist schwierig, aber machbar«, ist sich Büscher sicher.

Hilfreich werde dabei das neue Containerterminal. Mit rund 202.000 Ladeeinheiten habe man zwar noch keine Mengensteigerung durch die zwei KV-Anlagen im Hafen erzielt, aber die drohende Abwanderung von Kunden wegen fehlender Expansionsmöglichkeiten abgewendet. Darüber hinaus habe man bestehende Kundenbeziehungen intensiviert, und zusätzliche Interessenten akquiriert. »Wir sehen der Entwicklung des Kombinierten Verkehrs in Dortmunds optimistisch entgegen, denn wir sind diesbezüglich jetzt gut aufgestellt«, sagt Büscher. Die geplante Kooperation mit dem geplanten Containerterminal in Osnabrück werde in diesem Zusammenhang ebenfalls positive Auswirkung haben.

Umschlagentwicklung

Insgesamt lag der Schiffsgüterumschlag im Jahr 2016 * mit 2,73Mio.t um etwa 4% unter der Vorjahresmenge. »Wir haben zwar gegenüber dem Vorjahr wegen weggefallener Sonderaufträge Umschlageinbußen zu verzeichnen, liegen aber trotzdem über dem durchschnittlichen Umschlagniveau der letzten zehn Jahre von 2,6Mio.t. Zudem hat sich das Niedrigwasser des Rheins im 4. Quartal 2016 negativ auf unseren Umschlag ausgewirkt«, erklärt Büscher den Rückgang. Per Saldo ging der Umschlag per Schiff und Bahn um etwa 11% auf insgesamt 4,83Mio.t zurück.

*) Die aktuellen Umschlagzahlen des Jahres 2017 lagen bei Redaktionsschluss noch nicht vor.


Martin Heying