Der Finowkanal in Brandenburg feiert 400-jähriges Bestehen. In einer Ausstellung wurde über die Geschichte und Bedeutung des Wasserweges informiert. Wegen der Corona-Pandemie musste das Programm jedoch gekürzt und der geplante Dampfbootkorso auf 2021 verschoben werden
Um das Jubiläum dennoch zu würdigen, organisierte der Verein »Unser Finowkanal« in Eberswalde zwei Freiluftstände mit zahlreichen Schriften und Dokumenten aus der Geschichte des Kanalbaues inklusive einer Ausstellung zur Entwicklung einer Industrieregion, beginnend im 16. Jahrhundert, die den Bau einer Wasserstraße geradezu herausforderte.
Anlässlich des runden Geburtstages haben sich die Verantwortlichen etwas Besonderes ausgedacht, von dem auch der Verein profitiert: zum einen wurde die Sonderpostkarte »400 Jahre Schifffahrt auf dem Finowkanal« herausgegeben, die auf 1.000 Exemplare limitiert ist, und zum anderen ein Sonderstempel. Von einer Buchhandlung wird der sogenannte Spendenbarni 2020 präsentiert, auch er ist dem 400-jährigen Bestehen des Finowkanals gewidmet, der als älteste künstliche Wasserstraße Deutschlands gilt.
1€ des Erlöses eines jeden Treuetalers, auf dem die Ziffer »5« zu sehen ist, geht an den Verein »Unser Finowkanal«. Dessen Vorsitzender Hartmut Ginnow-Merkert hätte das Jubiläum des Finowkanals in diesem Jahr gerne größer gefeiert. Wie viele andere Veranstaltungen in Deutschland und der Welt wurde dies jedoch durch die Corona-Pandemie verhindert. »Jetzt hoffen wird auf Himmelfahrt 2021«, sagt er. Dann soll der ausgefallene Dampfbootkorso, an dem 17 Einheiten beteiligt sein sollen, nachgeholt werden. Auch der Besuch des Kaffenkahn-Nachbaus aus Fürstenwalde soll dann ermöglicht werden, sofern die Pandemie das zulässt.
Die Finow entspringt auf den Höhen des Barnim zwischen Bernau und Biesenthal und hat von der Quelle bis zu ihrer Mündung in die Oder nur eine Länge von 43km, aber ein Gefälle von 64,5m. Bereits im ausgehenden 16. Jahrhundert hatte sich im Finowtal eine Industrie entwickelt, die später der Stadt Eberswalde den achtungsvollen Spitznamen »das Wuppertal des Ostens« einbrachte.
Historie
Erste Konzepte einer Verbindung zwischen der Havel bei Liebenwalde und der Oder entstanden bereits um 1540. Doch erst Kurfürst Johann Friedrich gab 1603 Order für so einen Kanal durch das Tal der Finow, um Berlin mit Stettin und der Ostsee zu verbinden. Die Bauarbeiten begannen 1605 von Liebenwalde aus, mussten wegen Geldmangels aber oft unterbrochen werden. Im Jahr 1620 wurde die künstliche Wasserstraße schließlich fertiggestellt. Elf Schleusen waren errichtet worden. Unterhalb der heutigen Schleuse Grafenbrück erreichte der Kanal die Finow und bei Liepe die Oder. Aber er kam nicht mehr dazu, sich als Wasserstraße zu bewähren, weil der 30-jährige Krieg ihn derartig verwüstet hatte, dass er zu König Friedrichs Zeiten bereits in Vergessenheit geraten war.
Der aber ließ ihn wieder aufgraben und von 1743 bis 1746 zügig mit 17 Schleusen neu errichten. Und der Kanal bewährte sich bis 1822. Reiche Schifferdörfer waren entlang der Wasserstraße entstanden. Dann mussten die Schleusen erneuert werden. Die Schleusenmaße wurden auf 40,17m x 4,55m festgelegt. Und das Finowmaß war geboren. Die Transportleistungen an Gütern und Flößen nahmen zu, bis der Kanal am Ende des 19. Jahrhunderts seine Leistungsgrenze überschritten hatte.
Der Oder-Havel-Kanal wurde gebaut. Die örtliche Industrie in Eberswalde wurde bis 1976 mit Kohle, Holz für die Papierindustrie und Ziegelsteinen versorgt. Dann wurde die Frachtschifffahrt auf ihm eingestellt. Nach der Wende in der DDR, der Finowkanal war immer noch betriebsfähig, kam die große Ungewissheit, was mit dem Kanal im vereinten Deutschland passieren würde.
Es passierte zunächst nichts, weshalb erste Initiativen zum Erhalt des Kanals in einem Verein zu seiner Erhaltung mündeten. Der Kanal wurde weiter betriebsfähig gehalten. Der Verein »Unser Finowkanal half dabei. Gemeinsam mit der Wassertourismus-Initiative Brandenburg-Nord und dem Landkreis Barnim gelang es, einen Zweckverband aller Kanalgemeinden zu gründen, den der Bund mit 10Mio. € bei der Kanalerhaltung unterstützt.
Trotz Corona wird der Kanal auch 2020 seit April befahren, wenn auch etwas weniger als im vorigen Jahr.
Christian Knoll