Ideal am Schnittpunkt

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Von der geografischen Lage her müsste der Regioport OWL, der neue Containerhafen in Minden, von selbst laufen. Doch der Start ist mühsam, auch wegen Corona

Vor gut einem Jahr wurde der neue Containerhafen am Schnittpunkt zwischen Weser und Mittellandkanal in Betrieb genommen. Der »Regioport OWL« mit der Spedition Bobe, der Mindener Hafen GmbH und WCX Weser Container Xpress als Gesellschaftern, ist nicht nur ein Umschlagplatz für unterschiedliche Verkehrsträger, sondern auch ein Standortfaktor für Industrie und Gewerbe in Ostwestfalen.

Tatsächlich sind die Erwartungen hoch, die an den trimodalen Hafen sowie die daran gekoppelte Logistik gerichtet sind. Weil aber keine planungsrechtliche Grundlage für die Entwicklung angrenzender Gewerbegebiete gegeben ist, blieb es im ersten Jahr des Hafens beim Umschlag von Containern. Eingebunden in die Aktivitäten des Hafenbandes, in dem fünf Häfen aus der Umgebung von Minden organisiert sind, zeigt sich auf den Container-Linienverkehren nach Bremerhaven und Hamburg eine steigende Tendenz.

Während an der planungsrechtlichen Absicherung des Standortes Regioport, unter anderem für hafenaffines Gewerbe, gearbeitet wird, müssen die beiden Container-Terminals, am Industriehafen II für den Bahnumschlag und der Regioport für den Umschlag auf das Binnenschiff, aktuell Einbußen verkraften. In den ersten acht Monaten dieses Jahres ging der Umschlag um knapp 7,6 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 110.461 TEU zurück. Im Gesamtjahr 2019 waren es 183.338 TEU.

Neben der allgemeinen konjunkturellen Eintrübung ist auch eine regionale Besonderheit für diese Entwicklung verantwortlich. Die zeitweise, coronabedingte Schließung des Schlachthofs Tönnies in Rheda-Wiedenbrück, der im Industriehafen II Kühlcontainer vom Lkw auf Züge verlädt, schlägt sich ebenfalls in den Zahlen nieder.

Zudem seien, sagt Sebastian Jezek vom Regioport OWL, bereits erste Auswirkungen zu spüren, die mit dem Ausbruch der afrikanischen Schweinepest in Brandenburg zusammenhängen. Obwohl keinerlei Verbindung mit der an der polnischen Grenze aufgetretenen Seuche erkennbar ist, sorgen Importstopps, vor allem Chinas, für sinkende Mengen bei Kühlware.

Die Containerlinien nach Bremerhaven und Hamburg zeigen dagegen steigende Tendenz. Mit der Modal3 Logistic, Nachfolgerin des Börde Container Feeder, ist eine starke Vernetzung in fast alle Richtungen gegeben. Cordula Radtke ist mit der Entwicklung der Verkehre nicht unzufrieden. Ohne Zahlen zu nennen, spricht sie von einer guten Entwicklung. Selbst die Einschnitte durch Corona seien nicht in der Größenordnung eingetreten, wie man zunächst befürchtet hatte.

Auch wenn die Erreichbarkeit des Regioport sich für große Schiffe deutlich verbessert habe, wünscht sich Radtke eine kurzfristig umsetzbare Maßnahme, mit der die Weser zeitgemäß, und damit deutlich besser, genutzt werden könnte. »Die Betriebszeiten an Sonn- und Feiertagen einzuschränken, geht nicht mehr«, sagt die Logistikerin. Die Schleusen müssten mindestens von 6 Uhr bis 22 Uhr ihre Tore öffnen. An Sonn- und Feiertagen passiert das derzeit nur von 8 bis 16 Uhr. Als 2005 die Fernbedienzentrale Minden eröffnet wurde, war noch davon die Rede, dass auch ein 24-h-Betrieb möglich sei.

Jüngst wurde bekannt, dass der Regioport OWL für Reefertransporte zu den Seehäfen eine mobile Stromversorgung anbietet, die auf den Bargen eingesetzt werden kann (Lesen Sie dazu mehr in der nächsten Ausgabe der »Binnenschifffahrt«).

Hafen Minden, Containerterminal

Liegeplätze (Europaschiffe): 2

Länge der Anlegeplätze: 200

max. Abladetiefe (m): 2,5

max. Containerlagen: 2

Mittellandkanal bei km: 103

Max. Schleusengröße (m): 85

Obere Schleuse: nutzbare Kammerlänge: 82 m

Kammerbreite: 10 m

Untere Schleuse: nutzbare Kammerlänge: 82 m

Kammerbreite: 12,5 m

Regelverkehre:

regelmäßige Abfahrten von und nach Hamburg

(3 x die Woche) und Bremerhaven (2 x die Woche)

Bahnseitig

regelmäßige Container-Linienzugverbindungen von und nach Hamburg, Bremerhaven, Wilhelmshaven und Duisburg (mit Anschlussmöglichkeiten zu den ARA-Häfen)

Güterumschlag

Container

Containerumschlaggeräte für Schiff, Bahn u. Lkw:

Reachstacker

Leercontainer-Stapler

Gabelstapler (3,5t bis 5,5 t)

Dienstleistungen:

Containerumschlag, Lagerung, Kommissionierung, ­Distribution, Containerstauung und Entladung, Auf Wunsch auch seemäßige Verpackung, Organisation von Intermodalverkehren, Verzollung, Rückführung von Leercontainern, Reinigung und Reparatur von Containern

Lagermöglichkeiten:

gedeckte Lagerfläche (m²): 3 000

ungedeckte Lagerfläche (m²): 30 000

Lagerfl. Zugang Wasser (m²): 30 000

Freilagerflächen befestigt (m²): 33 000

Regioport OWL

Liegeplätze (Europaschiffe): 2 (hintereinander)

ÜGMS: 2 Schiffsliegeplätze, nebeneinander)

Länge der Anlegeplätze: 200 m (350 m im Endausbau)

max. Abladetiefe (m): 2,5

max. Containerlagen: 2

Mittellandkanal bei km: 106

Max. Schleusengröße: 139 m (Neue Weserschleuse)

Regelverkehre:

regelmäßige Abfahrten von und nach:

Hamburg (min. 3 Abfahrten die Woche)

mit Koppel­verband, 144 TEU

Bremerhaven (min. 2 x die Woche) mit 54 bzw. 72 TEU

Bahnseitig

4 Gleisanlagen in der Endausbaustufe für zwei Ganzzüge

Anschluss an das Netz der DB:

Richtung Bückeburg / Hannover

Richtung Nienburg

Richtung Ruhrgebiet

Güterumschlag

Container

Containerumschlaggeräte für Schiff, Bahn u. LKW: :

Containerverladebrücke Künz mit teleskopierbarem Spreader für 20‘/30‘/40‘/45‘-Container, vollelektrischer Twistlockspreader

Dienstleistungen:

Dienstleistungen rund um den Container

Verwiegen der Container gemäß SOLAS-Richtlinie

Organisation von Haupt-, Vor- und Nachläufen

Flächenangebote:

10.050 m² inkl. Kranbahn (Nutzlänge 180 m) zuzügl. Verkehrsflächen

Lagerfläche: 7.652 m² Containerstellfläche

Vorstaufläche: 3.100 m² (Stellplätze für 16 LKW) max. Stapelhöhe: 5 High-Cube-Container


Hermann Garrelmann