Das »Barefoot Boat by Til Schweiger« der Donauschifffahrt Wurm und Noé hat die erste Tour auf dem gleichnamigen Fluss erfolgreich hinter sich gebracht. Künftig soll das Personenschiff in Regensburg, Passau und Linz eingesetzt werden
Die Vorfreude beim Eigner war riesig als er die »Barefoot Boat by Til Schweiger« Anfang September erstmals nach dem Umbau durch die Erlenbacher Schiffswerft auf der Donau in Passau zu Gesicht bekam.
»Til Schweiger hat mit uns einen gemeinsamen Traum verwirklicht: Unser brandneues Barefoot Boat ist eine Oase der Entschleunigung – hell, nachhaltig und mit viel natürlichen Materialien wie Leinen und Holz«, so die Reederei.
Länger als ursprünglich geplant hatte der Eigner auf sein umgestaltetes Ausflugschiff warten müssen. Grund waren sich verzögernde Abläufe beim Schiffbaubetrieb wegen der Corona-Pandemie. Eigentlich sollte die feierliche Inbetriebnahme samt Taufe im Mai erfolgen, nun wurde sie auf April 2021 verschoben. Wenn die Pandemie-Lage dann eine größere Taufzeremonie zulässt, soll auch der Schauspieler Til Schweiger – der Namensgeber des Schiffes – mit an Bord sein.
Auch wenn man sich in Bayern die erste Fahrt des knapp 66m langen, 9m und 1,08m tiefgehenden Personenschiffes natürlich anders vorgestellt hat, wollte man nicht erst bis zum nächsten Jahr warten. Am 26. September stand deshalb das »Soft Opening« an – wie es die Donauschifffahrt Wurm und Noé nannte.
Bis es soweit war, galt es in Passau aber noch einige Restarbeiten auszuführen. Dafür war auch das Hamburger Unternehmen Studio Labs an Bord gekommen, das federführend für die Gestaltung und Abwicklung der Inneneinrichtung verantwortlich war.
Die Holzmanufaktur Auer aus Innsbruck in Österreich war für die gesamte Holzfassade, die Innenausstattung mit Möblierung, Fußböden, Textilien und Beleuchtung zuständig. Verwendet wurden vor allem Materialien, die als umweltschonend gelten, darunter Holz, Leinen, geflochtener Korb und in sanften Farben gehaltene Stoffe. Die komplette Deckenkonstruktion besteht aus Aluverbundwerkstoffen und ist entsprechend oberflächenbehandelt. Ferner gibt es leichte und stabile Unterkonstruktionen mit ausreichend und leicht zugänglichen Revisionsöffnungen. Der Boden in Eiche ist grob mit speziellem weißem Öl lasiert.
Es sei eine Herausforderung gewesen, das Barefoot-Konzept in das bestehende Schiff unter Anwendung der heutigen technischen Anforderungen zu übertragen, so Auer. Es galt, die natürlichen Materialien einzusetzen und gleichzeitig die strengen Brandschutzanforderungen und Gewichtsbeschränkungen zu erfüllen.
Darüber hinaus haben die Österreicher den Bau begleitet und sich eng mit den Planungsteams des Architekturbüros Labs abgestimmt. Ebenso erfolgte eine enge Zusammenarbeit mit dem Ingenieurbüro Anzböck aus Wien, welches für die gesamten Stahlumbauten samt Stabilitätsberechnung verantwortlich zeigt.
Der Schiffskörper wurde von HM Auer im Naturmaß erfasst und damit die planerische Grundlage geschaffen, welche allen Gewerken zur Verfügung stehen und Gültigkeit haben. Es wurde eine vollflächige, witterungsbeständige Außenholzfassade unter Verwendung von Spezialholz entwickelt, bestehend aus strukturiertem, gebürsteten Naturholz.
Erste Fahrt mit weniger Gästen
Die erste Reise mit Personen an Bord führte Ende September von Regensburg auf der Donau flussabwärts. Corona-gerecht wurde die Zahl der Gäste deutlich reduziert, um die gebotenen Hygienevorschriften und Abstandsregeln einzuhalten. Zugelassen ist das Personenschiff normalerweise für 330 Fahrgäste. Für jeden stehen Innenplätze zur Verfügung, rund 200 davon auf dem Eingangsdeck, die übrigen auf dem Mitteldeck. Nach Reedereiangaben stehen zudem 250 Plätze im Freien bereit.
Mit an Bord war auch Til Schweiger, der das Schiff bei der ersten offiziellen Fahrt mit Gästen erstmals nach dem fertigen Umbau in Augenschein genommen hat. »Es ist wunderschön geworden«, schwärmt der Schauspieler, der die Werft während der Umbauphase mehrfach besucht hatte.
Angetrieben wird das Schiff von zwei je 365 kW starken Motoren von MAN mit der Bezeichnung D2676LE421. Damit verbunden ist eine Abgasnachbehandlungsanlage von Fischer Abgastechnik.
Das Duisburger Unternehmen FS Schiffstechnik ist für das gesamte Engineering der Elektrotechnik zuständig. Der Auftrag beinhaltete zudem den Umbau der Ruderanlage, die Erstellung von E-Zeichnungen und Listen, die Zeichnung von Pultentwürfen, Schalttafeln und Verteilungen in 3D. Ferner übernahmen die Duisburger Beratungstätigkeiten.
Wie schon beim »Soft Opening«, ist Regensburg auch Ausgangspunkt für die weiteren Touren des Personenschiffes bis zum Jahresende. Insbesondere Themenfahrten stehen hier im Vordergrund. 2021 ist dann der verstärkte Einsatz des Schiffes im Raum Passau vorgesehen, im Idealfall von April bis Anfang Oktober. Hier sollen die Ausflüge donauabwärts bis nach Österreich führen, etwa bis zur Schleuse Jochenstein. Im Jahr 2022 soll dann auch Linz in den Kalender aufgenommen werden.
An den Standorten Regensburg, Passau und Linz sind auch die übrigen zwölf Schiffe der Donauschifffahrt Wurm & Noé im Einsatz. Vor dem Umbau bei der Erlenbacher Schiffswerft war die »Barefoot Boat by Til Schweiger« bereits im Besitz der Reederei. Sie hatte die 1899 in der ungarischen Hauptstadt Budapest als Schleppkahn »Johanna« in Fahrt gegangene Einheit 1967 von der DSSG gekauft und 1978 auf der Hitzler-Werft in Regensburg in ein Fahrgastschiff umgestalten lassen. 2003 erfolgte auf der Öswag-Werft im österreichischen Linz eine weitere größere Umbaumaßnahme.
Thomas Wägener