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Im Zuge der Flotten-Modernisierung ersetzt der Duisburger Stahlkonzern zwei ältere Rhein-Schubboote durch moderne, diesel-elektrisch betriebene Schiffe

Seit den 1970er Jahren bugsieren die beiden Schubboote »Thyssen I« und »Thyssen II« Schubleichter zwischen dem Rhein und dem Duisburger Hafenbereich. Pro Jahr werden rund 23 Mio.t an Rohstoffen umgeschlagen, insbesondere Erze, Kohle und Koks. Insgesamt sind es rund 10.000 Leichter, die jeweils bis zu 2.700 t geladen haben. Zur eigenen Flotte von ThyssenKrupp gehören derzeit sieben Schubschiffe und 100 Leichter.

Zwei ältere Einheiten sollen jetzt ersetzt werden. Der Bau erfolgt bei der niederländischen Werft Barkmeijer Shipyards B.V. Die Ablieferung soll voraussichtlich im Frühjahr erfolgen.

Die neuen Schubboote werden 27,7 m lang, 10,6 m breit und kommen auf einen geringen Tiefgang von max. 2,1 m bzw. nur 1,7m bei 30% Beladung, um auch bei Niedrigwasser operieren zu können. Die Boote werden wie ihre Vorgänger die Leichter zwischen Rhein und den Hafenbecken in Schwelgern und Walsum-Duisburg bewegen und brauchen daher einen starken Antrieb. Sie erhalten jeweils zwei Voith Schneider Propeller (VSP) vom Typ 18R5 EC/150-1 mit einer Antriebsleistung von je 780 kW.

Ausschlaggebend für diese Entscheidung waren nach Angaben von Voith die hohe Zuverlässigkeit und Performance der Propeller. Die Neubauten werden durch die neueste VSP-Generation und eine optimale Integration ins Schiffsdesign einen noch effizienteren Betrieb ermöglichen. Dies hätten unabhängige Modellversuche bestätigt.

Neben der hohen Energieeffizienz hat der VSP durch seine einzigartige Manövrierfähigkeit überzeugt. Auf einer kreisförmigen Scheibe am Schiffsboden sind senkrecht bewegliche und steuerbare Flügelblätter angebracht. Rotiert die Scheibe, wird Schub erzeugt. Die Drehzahl der Scheibe bestimmt die Kraft, die Stellung der Flügel die Richtung. Der VSP ist daher Antrieb und Steuerung in einem. Diese ermöglicht laut Voith ein präzises Steuern auf anspruchsvollem Gewässer mit wechselnden Strombedingungen und Wasserständen.

Beim Bugsieren der Schubleichter im engen Hafenbecken in Duisburg-Schwelgern lassen sich Stöße auf die Boote und Kollisionen mit Fremdkörpern wie Ankerketten jedoch nicht immer vermeiden. Dank der konstruktionsbedingt hohen Robustheit der VSP komme es allerdings in den seltensten Fällen zu Schäden am Antrieb, heißt es bei Voith.

»Die hervorragende Effizienz des VSP minimiert die Leistungsanforderungen und senkt somit den Kraftstoffverbrauch bei gleichzeitiger Maximierung der Sicherheit für Schiff und Umwelt«, sagt Michael Rommel, Head of Sales & Application Management bei Voith.

Der diesel-elektrische Antrieb mit vier Generatoren-Sets wird mit einem intelligenten Power-Managementsystem verknüpft, um eine jederzeit ausreichende Leistung bei möglichst geringem Kraftstoffverbrauch zu gewährleisten. Auch ein späterer Austausch der Motoren gegen einen Gasmotor, eine Brennstoffzelle oder einen Batterieantrieb sei möglich, heißt es bei ThyssenKrupp. Außerdem könnten die Generatorensets schnell ausgetauscht werden.

Die Motoren werden mit modernsten Abgasnachbehandlungsanlagen zur Reduktion der Ruß- und Stickstoffemissionen (NOx) kombiniert, die derzeit aktuellen Abgasgrenzwerte würden alle übererfüllt. Ein zentrales Condition Monitoring System wird ebenfalls installiert, durch die Einbindung externer Servicepartner sei eine Fernwartung wichtiger Schiffskomponenten möglich. Zur Ausrüstung gehören zudem zusätzliche Kamerasysteme und Erschütterungssensoren sowie ein spezielles Fendersystem.


Krischan Förster