Erfolgreiches Beispiel für die Verkehrsverlagerung aufs Wasser: Im Hafen Uelzen am Elbe-Seitenkanal (ESK) werden Zuckerrüben aus Schleswig-Holstein per Containerzug angeliefert. Rund 40.000t sollen es bis Jahresende werden
Seit Mitte Oktober fährt die Eisenbahngesellschaft Potsdam (EGP) diese Zuckerrübenverkehre zwischen Jübek in Schleswig-Holstein und dem Hafen Uelzen für die Transportgesellschaft Schleswig-Holstein.
Eigentlich sei für die Beförderung der Ladung auf ihrem Weg zum Zuckerrübenhof der Nordzucker AG bei Uelzen der Lkw das Transportmittel der Wahl, beschreibt Christian Becken, Projektleiter der EGP. Mit den Eisenbahntransporten wolle man unter Beweis stellen, das die Verlagerung von dem Verkehrsträger Straße auf die Schiene kein Problem darstelle und zudem einen ökologischen Wiedererkennungswert erfahre. Es werde Hand in Hand mit dem Auftraggeber gearbeitet.
Die EGP fährt die Leistungen von insgesamt 25 Zügen im Wechselrhythmus zwei- beziehungsweise dreimal pro Woche. Jeder Zug hat ein Ladegewicht von ca. 1.600t netto und wird von einer Lok der Baureihe 247 gezogen. Der Transport der Zuckerrüben erfolgt in 20‘ Open Top Containertragwagen.
Reachstacker schlägt Boxen um
Der Vorlauf in Jübek und der Nachlauf in Uelzen bis zum Zuckerrübenhof wird von dem Auftraggeber selbst durchgeführt, der auch für den Umschlag in Jübek sorgt. Den Umschlag im Hafen Uelzen leistet hingegen die EGP in Kooperation mit Port Logistics Uelzen (PLU). Dazu wurde bereits Ende September ein Reachstacker vom ElbePort Wittenberge nach Uelzen geliefert. Dieser wird im Rahmen der Zuckerrüben-Kampagne vor Ort bis zum Ende des Jahres als Umschlaggerät eingesetzt.
Für den bei ESK km 70,74 gelegenen Hafen ist es der erste Containerumschlag seit rund 15 Jahren. Anfragen gebe es einige, wie Hafenmeister Thorsten Winkler sagt. Demnach gebe es Interessenten, die beispielsweise auch Holz oder Kartoffeln in den genormten Stahlbehältern transportieren würden. Allerdings sei der Platz im Hafen begrenzt. Wenn ein Zug mit Containern ankommt, kann nur ein Schiff gleichzeitig beladen oder gelöscht werden. Dies hänge damit zusammen, dass das Gleis nahe an der Kaje verlaufe, so Winkler. Insgesamt gebe es eher einen Trend hin zur Schiene, während die Binnenschifffahrt etwas an Bedeutung verloren habe.
Blick auf andere Kanalseite
Deshalb plant die Stadt seit einigen Jahren, den Hafen auf die andere Kanalseite zu erweitern. Nach den Vorstellungen der Kommune soll es dort einen zusätzlichen Kai samt Bahnanschluss geben. Auf dem neuen Gelände ist der Umschlag von Containern und Schwergütern vorgesehen. Bisher habe man sich jedoch noch nicht mit den Grundstückseigentümern einigen können, heißt es.
Neue Silos für Getreide
Ein Ausbauvorhaben konnte im Gegensatz dazu jüngst abgeschlossen werden. Seit September verfügt die Vereinigte Saatzuchten über weitere Silos, in denen zusätzliche 20.000t Getreide gelagert werden können.
Der Hafen Uelzen bei km 70,74 des ESK ist trimodal angebunden. Er ist für Schiffe mit einer Länge von bis zu 100m und einer Breite von 11,45m zu erreichen. Die maximale Abladetiefe beträgt 2,80m. Schub- und Koppelverbände können ebenfalls abgefertigt werden, ihre Länge ist auf 185m begrenzt.
Der Gleisanschluss des Uelzener Hafens mit einer Länge von 2,8km ist für Ganzzüge ausgelegt. Betreiber ist die PLU, deren Partner die Osthannoversche Eisenbahnen AG (OHE) in Bezug auf die Eisenbahninfrastruktur ist.
Über die Bundesstraße B4 ist der Uelzener Hafen mit Hamburg und Braunschweig verbunden. Mit dem geplanten Ausbau dieser Strecke zur A39 werde sich die gegenwärtige verkehrliche Situation erheblich verbessern, so die Uelzener. Zusätzlich werden durch den Bau der A39 Ansiedlungsvorhaben für die weitere Entwicklung des Industrie- und Gewerbestandortes Hafen Uelzen erwartet.
Über den Hafen Uelzen wird die nahegelegene Zuckerfabrik zudem mit Kohle versorgt. Die Güter dafür werden dort umgeschlagen und auch gelagert. Es stehen Lagerflächen für 5.000t dieses Rohstoffs zur Verfügung. Nach Angaben des Hafenmeisters gibt es bei Nordzucker aber bereits Überlegungen für alternative Brennstoffe. Weil die Bedeutung der Kohle insgesamt abnimmt, denkt auch der Hafen mittelfristig über eine Umnutzung der Fläche nach. Gespräche darüber seien bereits geführt worden, sagt Winkler. Konkrete Pläne gebe es aber noch nicht.
Neben Getreide gibt es auch für Ölsaaten und Düngemittel Lagermöglichkeiten im Uelzener Hafen. Bestimmt sind die Produkte größtenteils für die weiterverarbeitende Industrie oder für Kunden vor Ort.
Bahn und Schiff liefern Rohstoffe
Auch Holz wird umgeschlagen. Das Unternehmen Pfeifer Holz erhält einen Großteil des benötigten Rundholzes per Schiene. Das befestigte Verladegleis grenzt direkt an das Werksgelände und ist für Ganzzüge nutzbar. Auch Binnenschiffe, die Holz transportieren, werden im Uelzener Hafen be- und entladen. Darüber hinaus wird die Baustoffindustrie über den Standort mit Rohstoffen versorgt. Sie dienen der Herstellung von Beton- und Asphaltprodukten sowie für den Bau von Wasserstraßen. Angeliefert wird das benötigte Material sowohl per Binnenschiff als auch mit der Bahn. Allerdings sei die Nachfrage nach Baustoffen etwas rückläufig, sagt Winkler, der dies auf die sinkende Bautätigkeit zurückführt.
Thomas Wägener