ScanDiesel hat NRE-Motoren von Scania marinisiert und zugelassen. Bei einem breiten Einsatzsprektrum können die strengen Grenzwerte nach NRMM eingehalten werden
Es hat länger gedauert als geplant. »Der Abstimmungs- und Zulassungsprozess hat sich hingezogen«, berichtet Rainer Dierks, Geschäftsführer von ScanDiesel in Bremen. Doch nun stehen die neuen Motoren für die Binnenschifffahrt bereit, die auch die strengsten Abgasgrenzwerte nach NRMM erfüllen.
ScanDiesel, Vertriebspartner des schwedischen Herstellers in Deutschland bietet jetzt verschiedene, nach EU-Stufe V (NRMM) marinisierte und vom TÜV abgenommene Antriebsmotoren für die gewerbliche Binnenschifffahrt an. Bei der technischen Umrüstung, durch die eigenen Konstruktionsabteilung in Bremen vorbereitet und umgesetzt, sei man durch ein aufwändiges und teures Zulassungsverfahren bei den zuständigen Behörden gegangen, um letztlich in die offizielle CESNI-Liste aufgenommen zu werden. Allein die geforderte Dokumentation umfasst 250 Seiten.
Damit ist ScanDiesel der erste Anbieter im Markt, der echte Neu-Motoren der Stufe V (NRMM) im Angebot hat. Ein zusätzlicher Lohn nach all der Mühe: Die Bremer dürfen diese Aggregate nicht nur im deutschen Markt, sondern künftig europaweit vermarkten und verkaufen, also zum Beispiel auch in den Benelux-Ländern, wo deutlich mehr Schiffe gebaut oder umgerüstet werden als hierzulande.
Bei der Marinisierung der Motoren habe man eng mit dem Hersteller Scania zusammengearbeitet, »damit die angepassten Maschinen den Ansprüchen unserer Kunden gerecht werden«, sagt Dierks. Denn Scania bleibt als Hersteller in der Gewährleistung bei technischen Problemen.
Verfügbar sind ab sofort Motoren der Leistungsklassen DC09–DC16 von 202 kW–522 kW. Scania baut die NRE-Motoren ohne Abgasbremsen mit variablem Turbo. Zusätzlich sind sie Diesel-Oxidationskatalysator, Dieselpartikelfilter und SCR-Katalysator mit AdBlue ausgestattet. »Damit können wir ein sehr breites Einsatzspektrum abdecken«, sagt Dierks.
Wird mehr Leistung benötigt, könnten auch bis zu vier Motoren in einem diesel-elektrischen Konzept durch die bestehende Kooperation mit Baumüller kombiniert angeboten werden.
Für kleinere Schiffe mit einem geringeren Leistungsbedarf unerhalb von 200 kW sei der Scania-Motor DC13 zu schwer, »da braucht es andere Lösungen. Aber wir arbeiten daran.«
Ein erstes Arbeitsboot fährt bereits mit den neuen Stufe-V-Motor. Dabei handelt es sich laut Dierks um die »Emmerich«, gebaut auf der Schiffswerft Bolle in Derben (Sachsen-Anhalt) für das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Duisburg-Rhein, Außenbezirk Emmerich. Die »Emmerich« ist mit einem Palfinger-Kran ausgestattet und kann für Bergungs-, Instandhaltungs- und Ausbauarbeiten und viele weitere Zwecke am Rhein eingesetzt werden.
Weitere Aufträge werden bereits projektiert. Dierks könnte und will 60 bis 80 Motoren pro Jahr verkaufen. Die Chancen stehen derzeit nicht schlecht, »denn meines Wissens sind wir die ersten, die einen entsprechenden Motor überhaupt im Regal haben.« Auf rund 20.000-25.000 € beziffert Dierks die Mehrkosten gegenüber einem ZKR-II-Motor.
ScanDiesel, gegründet vor 20 Jahren, hatte im vergangenen Jahr den bereits 5.000sten Scania-Motor verkauft. Das Scania-Portfolio wird kleinere Motoren der Hersteller JCB, Mitsubishi, AGCO Power und Nanni ergänzt.
Krischan Förster