Das Energieunternehmen BP Europa will sich für mögliche Niedrigwasserphasen am Rhein besser wappnen und entwickelt gemeinsam mit dem niederländischen Logistikdienstleister TankMatch neue Schiffstypen, um die Versorgung der Kunden sicherstellen
Erst seit diesem Jahr gehört der Tanker »Isis« zur Flotte, das vom Energieunternehmen BP als »Meilenstein« gefeiert wird. Denn er kann, anders als andere Schiffe, auch bei sehr niedrigen Pegelständen noch fahren.
Aufgrund ihrer speziellen Bauweise ist die »Isis« in der Lage, bis zu einem Pegelstand von 20 cm in Kaub, dem zentralen Rhein-Pegel, Ladung transportieren. Dafür sorgen die zwei Schiffschrauben mit einem Durchmesser von nur 1,40 m. Andere Schiffe müssten ihre Fahrt bereits bei einem Pegelstand von 70 cm einstellen, heißt es bei BP.
Seit Januar gehört das 110 m lange und mit acht Ladungstanks ausgestattete Binnenschiff zur unternehmenseigenen Flotte und transportiert überwiegend Mineralölprodukte wie Diesel oder Benzin. Das Beispiel soll Schule machen: Aufgrund der bewiesenen Zuverlässigkeit gebe es Überlegungen, weitere Schiffe des gleichen Typs anzuschaffen.
BP setzt auf nachhaltige Logistik
Mit der Entwicklung der neuen Transportschiffe setzt der Konzern konsequent auf die Binnenschifffahrt als umweltfreundlichen und effizienten Verkehrsträger, der bei der Versorgung von Tankstellen und Flughäfen eine große Rolle spielt und jeweils bis zu 180 Lkw ersetzt.
»Wir arbeiten weiter intensiv daran, die Treibhausgasemissionen in der Lieferkette zu reduzieren. Die Binnenschifffahrt ist also nicht nur ökonomisch, sondern auch ökologisch wichtig«, sagt Niels Anspach, Supply Manager Nord-West Europa.
Darüber hinaus hat BP nach eigenen Angaben seit 2018 mehrere Millionen Euro in seine Logistikkette investiert. Damit unterstützt das Unternehmen den mit Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer 2019 vereinbarten Acht-Punkte-Plan, der künftig zuverlässig kalkulierbare Transportbedingungen am Rhein sicherstellen soll.
Im Hinblick auf wiederkehrende Niedrigwasserphasen wie 2018 sei man dabei, die Logistik durch vielfältige Maßnahmen zu optimieren. So wurden unter anderem zusätzliche Lagerkapazitäten, etwa im Tanklager Gustavsburg, aufgestockt. Auch Umschlagsmöglichkeiten seien erweitert und Vereinbarungen mit Reedereien zu Neubauprojekten für flachgehenden Schiffsraum getroffen worden.
Parallel wurden alternative Transportkonzepte entwickelt, um Transporte auf Pipelines und die Schiene zu verlagern. In die Modernisierung des Stadthafens Gelsenkirchen hat BP nach eigenen Angaben bereits gut 45 Mio. € investiert.
Acht-Punkte-Plan vorantreiben
»Die Versorgungssicherheit mit Kraftstoffen und Vorprodukten für die chemische Industrie ist enorm wichtig. Mit den jetzt getroffenen Maßnahmen sind wir gut auf etwaige Niedrigwassersituationen vorbereitet«, erklärt Anspach.
Der Mineralölkonzern BP betreibt in Deutschland unter anderem Raffinerien in Gelsenkirchen und Lingen, deren Produkte zum Großteil über den Wasserweg transportiert werden. Auch das Vermarktungsgeschäft in Nord-West Europa ist auf den Schiffstransport angewiesen.
Bis zu 9 Mio. t an Mineralöl- und Petrochemie-Produkten werden pro Jahr über den Rhein und angrenzende Wasserstraßen transportiert. »Der Rhein ist unsere Lebensader«, sagt Anspach.
In einem nächsten Schritt müsse der von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) und den vom Rhein abhängigen Unternehmen unterzeichnete Acht-Punkte-Plan »zügig umgesetzt werden.« Das gelte insbesondere für die Digitalisierung der Schifffahrt und wasserbauliche Maßnahmen wie die Ertüchtigung von Schleusen und Kanälen. Der Prozess müsse, trotz der Herausforderungen durch die Corona-Pandemie, von allen Seiten weiter vorangetrieben werden.