»Unsere Strategie ändert sich nicht«

Print Friendly, PDF & Email

Auch die Terminals von DP World sind von der Coronakrise betroffen. Doch es wird weiter investiert. Mit flexiblen und verbesserten Logistikkonzepten will der neu ernannte Deutschland-Chef Jens Langer auf seine Kunden zugehen

Der Start erfolgt unter erschwerten Bedingungen. Vor wenigen Wochen hat Jens Langer den Posten des CEO bei DP World Deutschland übernommen. Doch die Freude über die neue Aufgabe ist überschattet. Wie die gesamte Logistikbranche leidet auch das Terminalgeschäft am Neckar und Rhein unter den Folgen der Corona-Pandemie. »Das ist für uns alle herausfordernd,«, sagt Langer.

Als neue Doppelspitze sollen Langer, der auf Martin Neese folgt, und sein Co-Geschäftsführer Toon Pauwels das Unternehmen durch die kommenden Jahre führen. DP World Deutschland betreibt seit 2015 drei wichtige Terminals in Stuttgart, Mannheim und Germersheim. Die Zeichen dort stehen auf Wachstum. Eigentlich. Wäre da nicht Corona. »Es ist weniger schlimm, als man befürchten musste, aber wir merken natürlich die Auswirkungen«, sagt Langer.

Vor allem jetzt, während der zweiten »Welle«. Anders als noch zu Beginn und in der Mitte des Jahres hat nun auch der im Südwesten traditionell starke Anlagen- und Maschinenbau mit den konjunkturellen Folgen der Pandemie zu kämpfen. Und somit auch die Terminals, die stark in das Exportgeschäft einbezogen sind. »Wir versuchen, so flexibel wie möglich mit der Situation umzugehen und den Kunden zu helfen«, sagt Langer.

Ein Rückgang beim Umschlagvolumen wird sich allerdings kaum verhindern lassen. Wie groß das Minus insgesamt am Jahresende ausfällt, vermag Langer noch nicht zu sagen. »Das ist regional ganz unterschiedlich«, sagt er. Bei einzelnen Warengruppen liege die Gütermenge sogar über Vorjahr, trotz der Krise. »Im Großen und Ganzen sind wir bislang ganz gut durch diese schwierigen Zeiten gekommen.«

Als größte Sorge nennt der neue Geschäftsführer die bisherigen Auflagen für das Schiffspersonal, die inzwischen optimiert wurden. DP World hatte mit der Übernahme der Terminals vor fünf Jahren auch die Reederei Ludwig & Jacob Götz mit heute noch vier Schiffen und zwei Schubleichtern übernommen, die gerade ihren 100. Geburtstag gefeiert hat. Dazu kommen andere Reedereien, die mit Schiffen die drei Häfen anlaufen.

Sie alle müssen zum Teil unterschiedliche Regelungen von Bund und Ländern einhalten, »das macht es für uns im Netzwerk schwierig, einheitliche Prozesse zu schaffen.« Gerade zu Beginn der Pandemie und der Lock-downs habe man sich die nötigen Informationen oft mühsam beschaffen müssen, »aber das ist inzwischen deutlich besser geworden«, sagt Langer.

Von der Strategie, das eigene Geschäft und die logistischen Angebote auszuweiten, rückt die neu installierte Führungsspitze nicht ab. Daher seien auch alle geplanten Investitionen in die Instandhaltung und Wartung der Anlagen umgesetzt worden, berichtet Langer. Weil es Corona-bedingt insgesamt ruhiger zuging, » haben wir sogar mehr umgesetzt, als wir zunächst vorhatten.«

Parallel steht mit dem Ausbau des Terminals in Stuttgart, wo DP World anders als in Mannheim einziger Anbieter ist, ein Großprojekt an. 10.000 m2 an Fläche kommen hinzu, um das Potenzial für eine Umschlagsteigerung zu heben.

Als künftige Aufgaben im Terminal-Geschäft sieht Langer in den kommenden drei bis fünf Jahren die Entwicklung und Verfeinerung logistischer Angebote für die Kunden. Dafür brauche es neue, auch digitale Konzepte und eine große Flexibilität, um auf sich ändernde Warenströme reagieren zu können. »Wir haben da noch einiges in Planung«, kündigt Langer an.

Dabei werde auch die Binnenschifffahrt eine wichtige Rolle spielen. Engpässe in der Infrastruktur, etwa der ausstehende Bau der zweiten Schleusenkammern am Neckar, erschwerten aber die optimale Einbindung dieses Verkehrsträgers, der zuletzt Anteile vor allem an die Bahn verloren hat. Etliche Traktionen könnten per Zug effizienter und kostengünstiger angeboten werden. »Die Ware sucht sich den besten Weg«, sagt Langer. Selbst auch Reeder zu sein, biete durchaus Vorteile, weil auch multi-modale Transporte aus einer Hand angeboten werden könnten. »Aber letztlich bestimmt der Kunde das Routing und wir müssen aufpassen, dass das Binnenschiff nicht unter die Gleise kommt.«

Für die kommenden Monate wünscht sich Langer vor allem einheitliche und verlässliche Regeln, »damit auch wir planen können.« Nötig sind aus seiner Sicht zudem eine klarere Verkehrspolitik in Richtung Nachhaltigkeit und die dazugehörenden Fördermechanismen. »Aber über allem steht natürlich, dass alle gesund bleiben.


Krischan Förster