Nach langer Abstinenz fertigt die Kötter-Werft in Haren (Ems) wieder einen Neubau. Es handelt sich um ein Arbeitsschiff, das Mitte 2021 fertiggestellt sein soll. Aktuell steht der Umbau eines Fahrgastschiffes an
Nach mehr als 20 Jahren fasst die Kötter-Werft, als Generalunternehmer, wieder Fuß im Neubausektor. »Wir wollten unseren Mitarbeitern auch mal wieder einen Neubau bieten und zeigen was wir können«, sagen die Geschäftsführer Bernd und Stephan Kötter. Die Planung laufe schon etwas länger, Mitte Dezember soll der Bau beginnen. Es wird ein Arbeitsschiff mit einer Länge von 20 m und einigen technischen Finessen. »Diese Eckdaten weckten auch unser Interesse, da es eine überschaubare Größe ist, jedoch voller Technik steck«,so Stephan Kötter. Genaueres möchte man aktuell darüber nicht preisgeben. Die Fertigstellung des Neubaus, der von Schiffstechnik Buchloh konstruiert wird, ist für Ende Juni 2021 geplant.
Ex-Partyschiff wird umgebaut
Im Auftrag der Hochschule für Künste Bremen baut die Kötter-Werft zudem das ehemalige Fahrgastschiff »Pirat« in eine schwimmende Kunstgalerie um. Die 1962 in Magdeburg gebaute Einheit gehörte zur Dichterklasse. Ab 2014 fuhr sie dann in Gelsenkirchen unter dem Namen »Pirat« als Partyschiff. Nun sind großzügige Umbauarbeiten nötig, um die Vorstellungen der Hochschule zu erfüllen.
»Es ist wirklich ein schönes Projekt, da wir eng mit der Hochschule für Künste zusammenarbeiten, um den Anforderungen gerecht zu werden. Interessant ist es, die Dinge nicht nur aus der Sicht eines Schiffbauers zu sehen, sondern auch die Bedürfnisse der Studenten und Künstler nachzuvollziehen. Hierbei entstehen immer wieder neue Ideen, um es allen Beteiligten optimal herzurichten«, sagt Nils Kötter, Betriebsleiter der Werft.
Überwältigend sei auch die Resonanz auf der Facebook-Seite des Schiffbaubetriebs, auf der das tägliche Werftgeschehen festgehalten wird. »Wir haben zahlreiche Nachrichten erhalten von Personen, die die Geschichte des Schiffes kennen und auch von Kunstinteressierten, die die Idee phänomenal finden, eine schwimmende Kunstgalerie zu entwerfen«, so Stephan Kötter.
Auch in den zurückliegenden Monaten konnte sich das Schiffbauunternehmen, trotz der Corona-Pandemie, über eine mangelnde Auftragslage nicht beklagen. Abseits der üblichen Reparatur und Klassearbeiten standen mehrere Großumbauten auf dem Plan. Hierbei wurde teilweise der komplette Laderaumbereich mit neuem Boden und Laderaumboden ausgestattet. Außerdem wurde im 1. Halbjahr ein Doppelhüllentanker 86 x 9,60m gemeinsam mit dem Harener-Kompetenzzentrum abgebaut.
»Solche Umbauarbeiten sind für uns als Werft natürlich eine Menge wert, da wir unsere Helling und unser Personal besser einplanen können, als es bei den doch eher spontanen Reparaturen der Fall ist«, erläutert Bernd Kötter. »Wir sind auch äußerst dankbar dafür, dass bis jetzt alle unsere Mitarbeiter*innen gesund sind und uns die Krise nicht so hart getroffen hat wie andere Branchen.« Durch entsprechende Hygienekonzepte und die Arbeit im Freien hätten die Tätigkeiten mehr oder weniger normal ausgeführt werden können.
Nicht nur wegen der kontinuierlichen Auftragslage bewerten die Geschäftsführer das Jahr 2020 als erfolgreich. Mit mehreren Neueinstellungen sei es der im Jahre 1919 gegründeten Werft gelungen, ihr Team weiter zu verjüngen und nachhaltig zu stärken.
Zusätzliche Fläche
Doch nicht nur der Personalzuwachs lässt den Glauben an die Zukunft erkennbar werden. Auch der Zuwachs an Fläche spricht für sich. Anfang des Jahres kauften Bernd und Stephan Kötter das Gelände der ehemaligen Schulte &Müller Werft in Raken. So können sie nun an zwei Standorten flexibel mehrere Schiffe mit Längen bis zu 110m bearbeiten.
»Wir möchten den Schiffern einen optimalen Mehrwert bieten und haben uns dazu entschlossen Dienstleistungen, die üblicherweise durch externe Unternehmen durchgeführt werden, selbst anzubieten«, so Stephan Kötter. »Neben Ultraschallmessungen (UT) und Sichtprüfungen (VT) haben wir unsere Arbeiter auch im Bereich Farbeindringprüfungen fortgebildet (PT). Nun sind wir in der Lage, alle gängigen Aufgaben für die Klassifikationsgesellschaften schnell und unkompliziert selbstständig zu bearbeiten.« Ein solches Angebot werde sicher dankend von den Schiffern angenommen, ist der Unternehmenschef überzeugt.
TWG