Das Unternehmen Egon Harig setzt auf Aerosol als Löschmittel. Damit wird das Feuer binnen Sekunden gelöscht. Selbst Batteriebrände lassen sich dadurch unterdrücken
Bei einem Aerosol handelt es sich um ein Gemisch aus Gas und feinsten flüssigen oder festen Partikeln. Beim Auslösen eines Aerosol-Löschgenerators wird das Mittel auf Basis von Kaliumcarbonat erzeugt und freigesetzt.
Wenn das Aerosol auf die Flamme trifft, wird durch die Bindung der freien Radikale die Kettenreaktion des Verbrennungsprozesses unterbrochen, was zum Erlöschen der Flamme führe, so Egon Harig.
Keine Rückentzündung möglich
»Die Flamme erlischt innerhalb von Sekunden«, sagt Nils Krischer, Managing Director von Egon Harig. Solange das Aerosol im Raum vorhanden sei – für mindestens 15 Minuten – sei zudem eine Rückentzündung ausgeschlossen.
Nach Ablauf dieser Zeit werden die Lüfter reaktiviert, um das Löschmittel aus dem Raum zu entfernen. Etwa 75% davon würden auf diese Weise herausgezogen, womit weniger als 10g Löschmittel pro 100g Feststoff im geschützten Volumen verbleiben. Bei sachgemäßer Reinigung ließen sich die meisten Rückstände schnell und einfach entfernen, so der Brandbekämpfungsexperte.
Stromimpuls löst Löschmittel aus
Die Löschgeneratoren, die einen Bereich von bis zu 40m3 abdecken, werden mit Befestigungsschellen montiert und über ein elektrisches, feuerbeständiges Kabel mit der Brandmeldeleitzentrale (BMLZ) verbunden. Wichtig sei im Vorfeld zu klären, wo die Brandmelder und die Löschgeneratoren zu platzieren seien, um die volle Wirkung zu entfalten. Dabei spielen ebenfalls die Sicherheitsabstände eine große Rolle: Die minimale Distanz variiert je Generatortyp, zu brennbaren Materialien nach Auskunft von Egon Harig zwischen 10cm bis 1m und der minimalen Distanz zu Personen zwischen 10cm und 2,3m. Beim Auslösen der Löschgeneratoren, was elektrisch erfolgt, erhält jeder angeschlossene Löschgenerator für mindestens 0,5 Sekunden einen Stromimpuls von ~ 0,6 A. Mit diesem entzündet der Zünder bei ca. 300°C (nur am Zünder) die Festverbindung. Aus 100g Festverbindung werden ca. 60g bis 70g Löschmittel erzeugt. Das entstehende Lösch-Aerosol wird in der Kühlstrecke des Löschgenerators heruntergekühlt, tritt sekundenschnell aus und das Feuer erlischt.
Interesse in der Binnenschifffahrt
Erstmals hat sich Egon Harig auf der diesjährigen Messe Shipping, Technics, Logistics (STL) Ende September in Kalkar als Aussteller präsentiert. Die Idee, Brände mit Hilfe eines Aerosols löschen zu können, ist bisher offenbar noch nicht in der Binnenschifffahrt angekommen. »99,9% kannten unser Löschmittel nicht«, sagt Krischer. Auf Militärschiffen und auf Megayachten käme das System aber bereits zum Einsatz.
Das könnte auch in der Binnenschifffahrt bald der Fall sein. Erste Aufträge gebe es bereits, zudem sei man in einigen Gesprächen. Schon in Kalkar war Krischer »mehr als positiv überrascht von der Resonanz.« Die meisten Gespräche habe es dort mit Reedereien gegeben.
Nach Aussage des Firmenchefs sprechen gleich mehrere Faktoren für den Einsatz eines Aerosol-Löschmittels: Es sei zu 100% umweltfreundlich, nicht toxisch und nicht leitend. Es werde weder Wasser, noch Gas, noch Pulver oder Schaum verwendet, zudem werde kein Sauerstoff entzogen und keine Rohleitungen benötigt. Das Aerosol befindet sich in einem drucklosen Behälter. Im Jahr 2019 wurde es in die Es-Trin aufgenommen, dem europäischen Standard der technischen Vorschriften für Binnenschiffe. Damit ist das Löschmittel zugelassen.
Nach Auskunft von Egon Harig lassen sich mit dem Aerosol zudem Batteriebrände zwar nicht gänzlich löschen – hierfür sei bislang kein Mittel auf dem Markt, aber zumindest verlangsamen. Die Flamme werde für 15 bis 30 Minuten unterdrückt, so das Unternehmen. Diese wertvolle Zeit könne genutzt werden, um Rettungsmaßnahmen einzuleiten.
Thomas Wägener