Die spanische Werft Astilleros Gondán hat ABB mit der Lieferung einer vollelektrischen Stromversorgungslösung für zehn neue Fähren beauftragt. Die 40 m langen Schiffe sollen jeweils bis zu 540 Passagiere über den Fluss Tejo in Lissabon befördern
Die zehn neuen Schiffe werden von der öffentlichen Fährgesellschaft Transtejo betrieben und sollen die bestehende Flotte auf dieser Strecke ersetzen. Die Inbetriebnahme der Fähren, die jeweils 540 Passagiere an Bord nehmen und über den Tejo bringen können, ist zwischen 2022 und 2024 geplant. Das städtische Verkehrsunternehmen investiert knapp 52,5 Mio. € in die neuen Schiffe. Den Auftrag hat die Werft Astilleros Gondán erhalten.
Mit dem Flottenerneuerungsprojekt wollen die Stadtplaner von Lissabon emissionsfreie Lösungen für den öffentlichen Verkehr beschleunigen«, heißt es. Die zunehmende Elektrifizierung des Transportwesens, einschließlich der Binnenschifffahrt, soll eine Schlüsselrolle dabei spielen, Portugal bis 2050 kohlenstoffneutral zu machen. Gemäß dem nationalen Fahrplan soll der Verkehrssektor bis 2050 eine 98-prozentige Veringerung der Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 2005 erreichen. Dafür soll die Rolle des öffentlichen Verkehrssystems gestärkt und die derzeitigen fossilen Transportmittel durch eine hauptsächlich elektrische Flotte ersetzt werden.
6.500 t CO? weniger pro Jahr
ABB schätzt, dass die Umstellung der zehn Fähren von Dieselantrieb auf eine vollelektrische, integrierte Stromversorgungslösung jährlich etwa 6.500 t an CO?-Emissionen einsparen wird. Dies entspräche den jährlichen Kohlendioxid-Emissionen von rund 1.400 Pkw pro Jahr. Nach Angaben von Transtejo verbrauchen die heute fahrenden Diesel-Fähren jährlich 5,25 Mio. t an Kraftstoff und emittieren dabei rund 13.120 t CO?.
Die Neubauten werden von Batteriepaketen mit einer Gesamtkapazität von je 1.860 kWh angetrieben. Der erste Auftrag von ABB umfasst die vollständig integrierte elektrische Stromversorgungslösung und ein integriertes Schiffs- und Antriebsautomatisierungssystem für alle zehn Fähren sowie das Batteriepaket für das erste Schiff der Serie.
Das Stromverteilungssystem Onboard DC GridTM stellt sicher, dass die Batterieleistung optimal an die Subsysteme der Fähre geliefert wird, und ermöglicht die sichere Integration und den zuverlässigen Betrieb der anderen Komponenten des Antriebssystems. Das gesamte Stromnetz wird durch das Power and Energy Management System (PEMS) gesteuert, das auch die Fehlertoleranz erhöht, ein hohes Maß an Zuverlässigkeit bietet und somit die maximale Lebensdauer der Batterien sicherstellt, heißt es bei ABB.
Die neuen Fähren werden auf drei wichtigen Strecken zwischen Lissabon und Cacilhas, Seixal und Montijo am Südufer des Tejo eingesetzt und fahren künftig mit einer Dienstgeschwindigkeit von 16 kn. »Die Reduzierung von Treibhausgasemissionen hat in der Stadtplanung höchste Priorität. Die Technologien, die heute für Schnellfähren ausgewählt werden, müssen daher sauber und umweltfreundlich sein und sich in Bezug auf Sicherheit und Zuverlässigkeit bewähren«, sagte Antonio Pacheco, Leiter der Division GFK auf der Werft Astilleros Gondán.
130 Fähren fahren elektrisch
Der Fährverband Interferry schätzt, dass die Branche jedes Jahr weltweit mehr als 2 Mrd. Passagiere befördert, wobei der elektrische Antrieb als bewährte Technologie gilt, um Emissionen zu reduzieren. Daten des Maritime Battery Forum zeigen, dass bereits über 130 batteriebetriebene Fähren in Betrieb und 90 weitere in Auftrag sind. Nach den Vorgaben der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation IMO sollen die jährlichen Emissionen der globalen Schifffahrt bis 2050 um mindestens 50 % gegenüber dem Stand von 2008 sinken.
ABB hat nach eigenen Angaben neben dem Lissabon-Projekt in den vergangenen neun Monaten weitere Aufträge für vollelektrische Schiffe unter anderem von P&O Ferries, Washington State Ferries und der Busan Port Authority in Südkorea erhalten.