Nichts geht mehr am Mittelrhein: Nach einem Unfall wurde der Schiffsverkehr eingestellt. Der BDI fürchtet wegen des Niedrigwassers gravierende Folgen für die Industrie.
Der Mittelrhein zwischen Mainz und St. Goar ist in der aktuellen Niedriwgwasser-Phase ohnehin zum Engpass geworden. Der kritische Pegel in Kaub war bis auf 30 cm gefallen. Nach einem Unfall ist die Fahrrinne ganz gesperrt: ein Güterschiff blockiert den Fluss.
Es handele sich um ein Schubschiff mit drei Leichtern, teilte die Wasserschutzpolizei in St. Goar mit. Der Verband sei flussaufwärts unterwegs gewesen, als er kurz vor fünf Uhr nicht mehr weiterfahren konnte, so die Polizei. Vermutlich wegen eines Maschinenschadens. Die Leichter müssten jetzt nach und nach btransportiert werden. Solange bleibe der Mittelrhein für die Schifffahrt gesperrt.
Die deutsche Industrie schlägt wegen der niedrigen Pegelstände Alarm. »Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Anlagen in der chemischen oder Stahlindustrie abgeschaltet werden, Mineralöle und Baustoffe ihr Ziel nicht erreichen oder Großraum- und Schwertransporte nicht mehr durchgeführt werden können«, sagte am Dienstag Holger Lösch, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI). Die Folge wären Lieferengpässe, Produktionsdrosselungen und Kurzarbeit.
Binnenschiffe fahren derzeit wegen der niedrigen Wasserstände zum Teil nur noch mit einem Viertel der sonst möglichen Ladungsmenge. Einen Umstieg auf Schiene und Straße hält auch der BDI wegen der Engpässe bei der Bahn und des Fahrermangels für schwierig. Zudem könnte sich der Notstand bei der Energieversorgung weiter verschärfen. »Die politischen Pläne, angesichts der Gaskrise vorübergehend stärker auf Kohle zu setzen, werden von massiven Transportengpässen durchkreuzt«, heißt es beim Industrieverband.
Lösch forderte, die Bundesregierung müsse gemeinsam mit den Ländern, der Logistikwirtschaft und der Industrie eine engmaschige Überwachung einführen, um auf drohende Engpässe auf den Wasserstraßen frühzeitig reagieren zu können.