Die Ukraine verschifft zunehmend mehr Getreide über die Donau als Alternative zum Seeweg durch das Schwarze Meer. Flusshäfen gewinnen wieder an Bedeutung.
Allein am Sonnabend seien elf Schiffe in Richtung der ukrainischen Donauhäfen Ismail, Reni und Ust-Dunaisk unterwegs gewesen – so viele wie noch nie seit Kriegsbeginn vor einem halben Jahr. Das teilte das Infrastrukturministerium in Kiew mit.
Die Schiffe haben demnach insgesamt 45.000 t geladen. Seit März wurden laut Ministerium bereits mehr als 4 Mio. t Getreide über die ukrainischen Donauhäfen außer Landes gebracht.
Nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine waren die Schwarzmeerhäfen des angegriffenen Landes und damit wichtige Exportwege zunächst monatelang blockiert. Ende Juli unterzeichneten die Ukraine und Russland unter Uno-Vermittlung jeweils getrennt mit der Türkei ein Abkommen, um von drei Schwarzmeer-Häfen Ausfuhren aus der Ukraine zu ermöglichen. Es wird geschätzt, dass mehr als 20 Mio. t Getreideerzeugnisse in der Ukraine lagern.
Das mit dem Getreidedeal Ende Juli etablierte Koordinierungszentrum in Istanbul teilte am Wochenende mit, dass bisher 1 Mio. t Getreide und andere Lebensmittel über die Schwarzmeerroute ausgeführt worden seien. Insgesamt seien 103 Schiffe in See gestochen, 46 von ukrainischen Häfen und 57 in Richtung Ukraine.
Neben dem Schwarzen Meer kann die Ukraine Getreide auch über die Donau und die ukrainischen Häfen in Ismajil, Reni oder Ust-Dubaisk verschiffen. Über die Donau und auf dem Landweg habe man noch im März nicht mehr als 200.000 t Getreide exportiert, teilte das Ministerium mit. Im Juni seien es schon wieder 2,2 Mio. t gewesen, insgesamt 4 Mio. t seit Beginn der Invasion im Februar. Allerdings ist das weit weniger als die Hälfte des Vorkriegsniveaus.
Der Weg über die Donau gilt allerdings als aufwändig. Die Binnenschiffe müssen erst donauaufwärts fahren, um dann den Donau-Schwarzmeer-Kanal weiter bis zum rumänischen Hafen Constanta oder den Weg weiter in Richtung Westeuropa zu nutzen. auch der Schienenweg durch Rumänien soll reaktiviert werden, heißt es.