Wo befinden sich Häfen auf dem Weg zu einem klimaneutralen Warenumschlag? Eine Studie bescheinigt der Branche große Potenzial, wobei die Binnenhäfen den Seehäfen in der Entwicklung einen Schritt voraus sind.
Die Studie »Alternative Antriebe für Hafenumschlaggeräte (AAHa)«, die das Beratungsunternehmen Ramboll im Auftrag der Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NOW) durchführt, macht eine Bestandsaufnahme von Hafenumschlaggeräten mit alternativen Antrieben und gibt einen Überblick über deren Emissionseinsparpotenzial. Erste Zwischenergebnisse der Studie wurden heute beim e4ports-Symposium in Hamburg vorgestellt.
Zu den besonders energieintensiven Aktivitäten in Häfen zählt der Warenumschlag. Hier kommen Großgeräte zum Einsatz, die schwere Lasten heben und transportieren können, wie etwa Portalhubwagen, Greifstapler und Zugmaschinen. Sie verursachen im regulären Dieselbetrieb hohe CO2-Emissionen – die Studie bilanziert etwa 180.000 bis 200.000 t CO2 im Jahr 2021. Häfen haben dadurch ein großes Potenzial, durch den Umstieg auf alternative Antriebe, im Warenumschlag Emissionen einzusparen.
Eine Herausforderung dabei ist der Studiue zufolge, dass es erst wenige marktreife Hafenumschlaggeräte mit alternativen Antrieben gibt. Zudem müssen sich Geräte mit alternativen Antrieben mit der Leistungsfähigkeit der herkömmlichen Dieselgeräte messen lassen, um die Wettbewerbsfähigkeit von Terminals aufrecht zu erhalten.
Laut AAHa-Studie zeigen Binnenhäfen gegenüber Seehäfen, im Durchschnitt eine jüngere Altersstruktur der Umschlaggeräte. Ebenso ist hier bereits eine leicht weiter verbreitete Elektrifizierung der Geräte erkennbar – insgesamt besteht das Angebot für Hafenfahrzeuge mit alternativen Antrieben am Markt maßgeblich typenübergreifend vor allem aus vollelektrischen Lösungen mit Batterien. Hier fehlt es allerdings noch an performanten Ladestrategien und leistungsfähigeren Batterien, sodass noch nicht in allen Einsatzbereichen und für alle Leistungsklassen Modelle am Markt erhältlich sind. Hier gibt es jedoch bereits Forschungsprojekte, wie etwa das vom BMDV geförderten Projekt »ZETT«, in welchem ein leistungsstarkes und modulares Akkumulatorsystem entwickelt wird, das sich für die Anwendung in unterschiedlichen Gerätetypen eignet.
Der Einsatz alternativer Kraftstoffe in entsprechenden Antriebskonzepten wird ebenfalls in verschiedenen Projekten erprobt. Ein von mehreren Herstellern untersuchter Ansatz ist der Einsatz von wasserstoffbetriebenen Brennstoffzellengeräten. Sowohl im Hamburger als auch Rotterdamer Hafen gibt es Pläne, entsprechende Terminal-Zugmaschinen zu erproben. Außerdem gibt es weitere Vorhaben, beispielsweise zum Einsatz von Ammoniak, die allerdings bisher noch einen geringen technischen Reifegrad aufweisen und sich noch im Versuchsaufbau befinden.
Die AAHa-Studie hat das Ziel, den Häfen einen Überblick zu vermitteln, welche Technologien für den emissionsfreien Betrieb von Geräten für den Güterumschlag (perspektivisch) zur Verfügung stehen. Sie zeigt im Detail auf, welche Voraussetzungen bzw. Vor- und Nachteile mit den einzelnen Geräte-Technologie-Kombinationen einhergehen. Zudem sollen Unterstützungsansätze bei der Markteinführung alternativer Antriebe zum Warenumschlag in Häfen skizziert werden. Die Studie soll im Oktober 2022 abgeschlossen werden.
Die AAHA-Studie wird im Rahmen des e4ports-Hafennetzwerks durch die NOW GmbH beauftragt. Die Mittel kommen sowohl aus dem Nationalen Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie als auch aus der Förderrichtlinie Elektromobilität des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr. Beide Förderrichtlinien werden von der NOW GmbH koordiniert und durch den Projektträger Jülich (PtJ) umgesetzt.