Das Jahr 2022 war für den Nord-Ostsee-Kanal durch sehr unterschiedliche Ereignisse und Einflüsse geprägt, was zu einer gemischten Bilanz führt.
Der Krieg in der Ukraine, schwankende Bunkerpreise und eine Vollsperrung des Kanals wegen eines Pipelinelecks im Bereich Brunsbüttel haben den Verkehr beeinflusst, teilte die Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt mit. Der wichtige Durchgangsverkehr war leicht rückläufig, steigende Verkehrszahlen gab es dagegen im Teilstreckenverkehr. »Das Gesamtverkehrsgeschehen auf dem NOK blieb etwa auf dem Niveau des Jahres 2021«, so die Bilanz.
GDWS-Präsident Hans-Heinrich Witte sagte: »Der Nord-Ostsee-Kanal ist nach wie vor einer der bedeutendsten internationalen Seeverkehrswege. Trotz der äußeren Einflüsse blicken wir auf eine gute Verkehrsauslastung des Kanals. Dazu beigetragen haben die im Jahres-verlauf stark gestiegenen Bunkerkosten, die eine Fahrt um Skagen weiter verteuerten. Wir gewährleisten auch zukünftig die sichere Verbindung zwischen den Meeren.«
Insgesamt wurden 2022 82, 3 Mio. t Ladung im NOK verzeichnet. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies ein Minus um 3,5%. Die Zahl der Schiffe sank um 1,5%. Trotzdem lag die Bruttoraumzahl mit 133.068.966 etwas höher als im Vorjahr (132.412.226). Der Trend zu größeren Schiffseinheiten hielt damit im Jahr 2022 an. Dementsprechend stieg das sogenannte Mittelschiff (rechnerische Durchschnittsgröße) mit einer Bruttoraumzahl von 4.950 gegenüber den Vorjahren erneut leicht an (2021: 4.852 BRZ, 2020: 4.576 BRZ, 2019: 4.432 BRZ).
Zu den am stärksten frequentierten Verkehrsrelationen im NOK zählten die Schiffsbewegungen zwischen Schweden und den Niederlanden (1,353) und unter anderem die zwischen Hamburg und Dänemark (775).
Für den Teilstreckenverkehr, also zu und von den am NOK gelegenen Häfen, kann die GDWS ein positives Fazit ziehen. Die Ladungsmengen lagen bei 6.000.117 Tonnen (2021: 5.680.996), die Anzahl der Schiffe betrug 6.338 (2021: 5.933). Die BRZ lag 2022 bei 10.942.927 (2021: 10.043.592).
Auch zwei Havarien wirkten sich aus. Aufgrund eines Pipelinelecks im Bereich Brunsbüttel musste der Nord-Ostsee-Kanal vom 20. Dezember 2022 bis einschließlich 2. Januar 2023 für die Schifffahrt voll gesperrt werden.
Die Kollision des finnischen MPP-Schiffes »Meri« mit den Hochbrücken in Kiel-Holtenau in der Nacht zum 30. November führte zu temporären Einschränkungen für die Schifffahrt. Der Nord-Ostsee-Kanal wurde an diesem Tag von 04.40 Uhr bis 20.45 Uhr für die Schifffahrt gesperrt.
Russland-Verkehr eingebrochen
Die Verkehre zu den Häfen in Russland haben aufgrund der durch die EU verhängten Sanktionen gegen das Land und seine Handelsflotte zu einem massiven Rückgang auf diesen Relationen geführt. Fuhren 2021 noch über 2.771 Schiffe mit Ziel beziehungsweise Herkunft russische Häfen durch den NOK, so waren es 2022 nur noch 1.420 Einheiten. Die dabei transportierte Ladungsmenge ging von 14,2 Mio. t auf 5,7 Mio. t zurück (minus 60%). Bei den verbliebenen Ladungsarten handelte es sich um solche Güter, die von den EU-Sanktionen nach dem Start des Angriffskriegs gegen die Ukraine noch ausgenommen waren, zum Beispiel bestimmte Agrarerzeugnisse und Energieträger.
Laut Jörg Heinrich, Leiter des Bereichs Seeschifffahrt in der GDWS, haben die zum 1. Januar 2022 wieder erhobenen Befahrungsabgaben das Verkehrsgeschehen »nicht signifikant beeinflusst.« »Aufgrund der hohen Treibstoffpreise und der guten Frachtlage konnte der Nord-Ostsee-Kanal, im Vergleich zum Seeweg um Skagen, die Wettbewerbsvorteile gut behaupten«, so Heinrich.
Vorrangig genutzt wurde der Nord-Ostsee-Kanal 2022 von Trockenfrachtern/Mehrzweckschiffen 12.101 (Vorjahr: 12.948), von 6.708 Tankern (6.048), von 3.691 Containerschiffen (4.163) und von 2.933 Spezialfahrzeugen (Bagger, Versorger, Schlepper) (2.820).