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Heftige Regenfälle in der vergangenen Woche haben in Dinslaken eine Eisenbahnbrücke unterspült. Für den Hafen Emmelsum hat das fatale Folgen: Er ist per Bahn nicht mehr erreichbar. Vier Züge pro Tag entfallen nun, und damit auch zum Teil der Weitertransport per Binnenschiff.

Direkt im Hafengebiet befinden sich drei Logistikunternehmen, die auf den Bahntransport angewiesen sind. Außerhalb des Hafengeländes befindet sich ein Aluminiumwerk, sowie ein Stahlhandelsunternehmen, das ebenfalls erhebliche Mengen per Bahn transportieren, sowie Unternehmen, im wieder per Bahn angeschlossenen Gewerbegebiet Bucholtwelmen, die potentiell die Bahn nutzen möchten.

Der zum Hafenverbund DeltaPort gehörige Hafen Emmelsum wird ungewollt bimodal: Die im Jahr 2022 bahnseitig bewegten Güterströme belaufen sich auf ca. 650.000 t. Im Hafen Emmelsum muss mit monatlich ca. 53.000 t bahnseitigem Ladungsausfall gerechnet werden, der in gleicher Höhe auch nicht mehr für den Schiffsumschlag zur Verfügung steht. Daher ist im worst case ein Gesamtausfall im Umschlagsegment Schiff und Bahn bzw. vice versa mit 106.000 t pro Monat zu kalkulieren. Mit anderen Zahlen: Täglich verkehrten dort rund acht Züge mit bis zu 740 m Länge; vier Züge Einfahrt, vier Züge Ausfahrt. Ab September waren weitere Züge geplant.

Aktuell prüft DeltaPort in enger Abstimmung mit seinen Kunden alle in Frage kommenden Alternativszenarien. Diese führen aber in nahezu allen Fällen zur Verlagerung der Güterströme auf andere multimodale Hafenstandorte. »Aufgrund des hohen Massengutanteils und der weiten Transportentfernungen ist ein LKW-Transport als Verlagerungsmöglichkeit nahezu auszuschließen. Im Rahmen der auf andere Hafenstandorte zu erwartenden Verlagerung der Güterströme entsteht ein erheblicher monetärer Schaden für DeltaPort und die dort angesiedelten Kunden«, heißt es von Deltaport. Man sei bereits in enger Abstimmung mit den zuständigen Behörden und dem eingesetzten Notfallmanagement sowie allen betroffenen Unternehmen am Hafenstandort.

Der Transportweg per Bahn ist essenziell für den Hafen Emmelsum. Insbesondere der durch DeltaPort gelebte Nachhaltigkeits-Ansatz lebt von aktiv gestalteter Verkehrsverlagerung von der Straße auf das Binnenschiff und die Bahn. Ohne Bahnanbindung kann die Kombination der ökologisch verträglichsten Verkehrsträger Schiff und Bahn nicht erfolgen. Welchen Stellenwert die entfallende Anbindung hat, machen folgende zahlen deutlich: Der Modal Split für den Hafen verteilt sich auf: Schiffsverkehr: 50%, Bahnverkehr: 36% und LKW: 14%.

Alternativen für Hafen Emmelsum notwendig

Zunächst müssen umgehend Alternativen für die Kunden organisiert werden. Andreas Stolte, Geschäftsführer der DeltaPort Niederrheinhäfen: »Dass der Lkw den Bahntransport ersetzen kann, steht außer Frage, dafür sind die Mengen, die die Unternehmen pro Tag benötigen, zu groß.«

Eine Lösung könnte darin bestehen, die Warenströme zu den anderen benachbarten multimodalen Hafenstandorten innerhalb von DeltaPort zu verlagern: zum Rhein-Lippehafen und zum Stadthafen Wesel. Stolte steht dazu in engem Kontakt mit den zuständigen Stellen.

Schnelle Lösungen, etwa mit einer Notbrücke, fallen aus. Nach Angaben von DB Netz sei dies nicht möglich, da die längste Notbrücke eine Länge von 31 m habe. In Dinslaken sei die Eisenbahnbrücke über die Emscher bereits 41 m lang. Selbst wenn eine Notbrücke möglich sei, würde der Bau Monate dauern. Ein Neubau an dieser Stelle könne sogar Jahre dauern. Für Andreas Stolte ist das keine Option: Das wird finanziell große Auswirkungen haben, sowohl für den Hafen als auch für die Betriebe die vom Hafen abhängig sind. Die Transportwege werden länger und die Transporte insofern auch teurer. (ga)